Die Marseille-Connection
stimmte, und bei den beiden hier stimmte etwas ganz entschieden nicht. Sie musste sie allerdings längere Zeit beobachten, bis ihr aufging, was es war. Es lag an der Art und Weise, wie sie alles um sich herum im Auge behielten. Methodisch, professionell. Sie hielten die Situationunter Kontrolle. Sie machten das sehr gut, nur nicht gut genug, dass eine mit Bourdets Erfahrung es nicht doch am Ende bemerkt hätte. Peskow hingegen kümmerte sich nur um sich selbst, nichts ringsum schien sein Interesse zu wecken, nicht einmal die Brünette, die sich neben ihn gesetzt hatte und die entschieden hübscher war als die Hure, auf die bei Xixi seine Wahl gefallen war.
B.B. verließ das Lokal in der Überzeugung, dass diese Firma Dromos jedenfalls eine genauere Beobachtung lohnte. Aber sie fühlte sich nicht ganz auf der Höhe. Diese Frau hatte sie getroffen und verwirrt, wie es ihr schon lange nicht mehr passiert war. Sie setzte sich in ihren Peugeot und masturbierte, während Johnny Hallyday und Luther Allison »La guitare fait mal« sangen.
Die abendliche Beschattung wurde von ihren Männern übernommen. Die beiden Russinnen fuhren mit einem deutschen Kombi nach Saint-Barnabé und gingen dort in einem Supermarkt einkaufen. Beim Wegfahren verloren sie sie aus den Augen.
»Keine Ahnung, wie die das angestellt haben«, rechtfertigte sich Tarpin später.
»Die Macht der Gewohnheit«, brummte die Bourdet.
»Wie bitte, Chef?«
»Nichts, Baptiste, nichts«, antwortete sie. »Vergesst es, wir wissen ja, wo wir sie finden.«
Sie hatte keine Lust, lange zu erklären, dass die beiden Frauen verschwunden waren, weil es ihrer Gewohnheit entsprach, Techniken zur Vermeidung von Beschattung einzusetzen. Ihre Männer hätten sie für übergeschnappt erklärt, vielleicht auch zu Recht. Vielleicht führte ihre Intuition sie ja in die Irre, und sie reimte sich eine auf ausgedachten Indizienberuhende Geschichte zusammen. So etwas konnte auch den besten Bullen passieren; das Ergebnis war dann immer falsch. Sie hatte das einmal erlebt. Der Betreffende war grundlos ins Gefängnis gewandert. Um den Schlaf gebracht hatte sie das nicht, er war so oder so ein Verbrecher, aber stolz konnte sie darauf nicht gerade sein.
Die russischen Agenten in Marseille hatten bei ihrer Mission entschieden mehr Glück. Sie folgten dem Pärchen aus Transnistrien bis zu einem Apartmenthaus im Stadtviertel Palama. Der weiße Jaguar fuhr stets innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung. Offenbar wollten die beiden Heiratsvermittler jegliches Aufsehen vermeiden, und sei es auch nur in Form eines Strafzettels. Dann wurde Prokhor Etush von Kalissa abgelöst und fuhr zurück in die Villa, wo Leutnant Winogradowa ihn zum Abendessen erwartete.
Kurz vor Mitternacht brach das Pärchen wieder auf und führte die Russen ins Industriegebiet Saint-Pierre. Kalissa hielt stetigen Telefonkontakt mit ihrer Vorgesetzten. »Sie fahren auf einen Parkplatz«, berichtete sie, »aber der ist so gut wie leer, wir können ihnen nicht darauf folgen.«
In diesem Moment fuhr ein LKW an dem Lieferwagen vorbei, auf dessen Seite die Aufschrift prangte: »Asarov Forwarding – Tiraspol«.
»Ich glaube, ihre Ware ist eingetroffen.«
»Wir kommen sofort«, sagte die Winogradowa.
Nach wenigen Minuten kam der Jaguar von dem Parkplatz gerollt, ihm hinterher der LKW. Sie bogen auf die Zufahrt zum Hafen ein, wo sie sich unter die Dutzende Fahrzeuge mischten, die von den Fähren aus dem Maghreb herunterkamen oder auf sie auffuhren.
Dennoch gelang es den Russen, Sichtkontakt zu bewahrenund Ulita und Prokor zu sich zu dirigieren. Sie sahen, wie der Jaguar der Transnistrier davonfuhr – offenbar hatten sie ihre Aufgabe erledigt. Georgij blieb am Steuer des Lieferwagens sitzen, die anderen drei verteilten sich und durchstreiften das Gelände zu Fuß.
Kalissa erkannte Mounir Danine, der sich auf einem Fahrstreifen zur Fähre nach Marokko dem LKW näherte und auf der Beifahrerseite einstieg. Die Gegend wimmelte von Polizisten und Zöllnern, deren einer jetzt an den Laster aus Tiraspol herantrat. Kalissa hatte den Eindruck, dass er mit dem Fahrer heftig debattierte.
»Sucht unsere Freundin«, gebot Leutnant Ulita, aber von der Nasirowa war keine Spur zu sehen. Vielleicht war sie bereits an Bord? Möglicherweise war sie auch in Marseille in ihrem Schlupfwinkel geblieben oder dem Salafisten bereits übers Meer vorausgefahren.
Diese Hypothesen konnten General Worilow nicht beruhigen, der gleich am nächsten
Weitere Kostenlose Bücher