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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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spuckte. Dann gelang es
ihm, sich mit dem Oberkörper auf festen Untergrund zu
werfen. Er schob und kroch. Als er die Beine zu Hilfe nehmen
wollte, versagte mit einem stechenden Schmerz das linke.
Aber erst raus, weg von der Gefahr!
Völlig erschöpft lag Sylvester dann jenseits der Absperrung.
In dem verletzten Fuß klopfte Schmerz zum
Wahnsinnigwerden. Als er frei atmen konnte, löste er die
Verschnürung. Aber er konnte den Stiefel nicht abstreifen, der
geschwollene Knöchel ließ es nicht zu.
Sylvester zerschnitt das Kunstleder, spürte einen Augenblick
Erleichterung, tastete den Knöchel ab. Er fühlte unregelmäßige
Erhebungen. Ein Bruch.
Sylvester richtete sich an einem Pfahl des Zaunes empor. Als
er nur wenig Last auf das lädierte Bein verlagerte, stöhnte er
laut auf. –
    Als Allan Nagy erschöpft zum alten Kosmodrom zurückkehrte,
war er nur wenig überrascht, Ausrüstungsgegenstände von
Sylvester Reim vorzufinden. Er war von der
Hoffnungslosigkeit seines Vorhabens mittlerweile so
überzeugt, dass er bereit war, es aufzugeben. Nur die Tatsache
erstaunte ihn, dass der Gefährte bereits zu einer Unternehmung
aufgebrochen war, ohne diese in der hinterlassenen Nachricht
näher zu bezeichnen.
    Auch als die Sonnen gesunken waren, hegte Allan noch
keinen Argwohn. Bei Einbruch der Dunkelheit wollte
Sylvester zurück sein.
    Allan bereitete ein Essen für zwei. Nach einer Stunde
beschlich ihn Unruhe, dann Besorgnis. Er ging mehrmals ins
Freie, starrte, lauschte in die Finsternis. Nach Westen wollte er
gehn, hatte Reim hinterlassen. Ihm folgen? Unfug! Auf einmal
kam Allan die Marsnacht unheimlich vor.
    Dann aß er appetitlos. Hat sich der Neuling verlaufen?
Später rief Allan in die Nacht hinaus, alle fünf Minuten. Als
er eine Stunde vor Mitternacht Antwort erhielt, rannte er mit
einer Lampe los.
Er traf Sylvester, der sich auf einen Pfahl stützte, vorwärts
hüpfte und das gebrochene Bein über den Boden nachschleifte.
Sein Atem ging röchelnd, die Augen waren blutunterlaufen.
Sylvester war zu Tode erschöpft.
Als er sich ein wenig erholt hatte und der Bruch von Allan
geschient worden war, bekannte er, aus welchem Grund er
sogleich allein die Geräte probiert habe.
„Was meinst du, weshalb ich hier bin?“, antwortete Allan.
„Ich wollte da sein, wo sie zuletzt…“ Er gab sich einen Ruck,
lächelte. „Natürlich weniger vorbereitet als du.“ Dann sagte er
obenhin. „Etwas erinnerte an Anne, ich hatte eine dumme
Hoffnung.“
„Hast du sie noch?“
Allan zuckte mit den Schultern. „Wir werden einen
Zeitvertreib brauchen.“ Es klang ein wenig Sarkasmus mit.
„Und dein Spielchen mit den Metallindikatoren scheint dafür
ganz gut geeignet.“
Sylvester nickte. „Ja, Allan. Und in diesem Sinn wollen wir
drangehen.“
„Versuche zu schlafen. Ich hole gleich morgen früh Hilfe von
der Station herbei.“ –
Alexej Bolscha kam rasch wieder zu sich. Er überblickte nicht
sofort die Situation: Vor ihm stand breitbeinig Mac, eine
eigenartige Mischung von Grimm und Besorgnis im Gesicht,
aber, wie seine Haltung verriet, jederzeit bereit, erneut
zuzuschlagen.
Langsam stieg Schmerz in Alexejs Unterkiefer. Er
überdachte die Lage; es ging nur langsam.
Als er den Kopf drehte, sah er Zeder ängstlich auf der Liege
hocken.
Plötzlich erinnerte sich Alexej an Details, an den Augenblick,
als ihn der unverhoffte Schlag niederstreckte.
Er schmeckte Blut, und allmählich spürte er, wie eine
Hitzewelle von ihm Besitz ergriff. Mit der Hitze kam Wut.
Langsam richtete er sich auf, schüttelte sich. Die
Benommenheit wich.
Mac stand vor Alexej noch in derselben Haltung, unschlüssig
und offenbar unfähig, vorauszuschauen, wie sich die nächsten
Sekunden entwickeln würden.
Alexej dachte an Großvater, an jenen unglückseligen Semjon
Michailowitsch, den dicklichen Förster. Er holte tief Luft,
zischte ein „Hundesohn!“ hervor und schlug mit aller Kraft zu.
Irgendwie war Mac darauf gefasst. Er zuckte zur Seite,
Alexejs Faust streifte lediglich sein Gesicht. Durch die Wucht
des Schlages taumelte Alexej nach vorn, direkt in die Rechte
Macs hinein, die ihn voll auf die unteren Rippenbögen traf und
ihm für Sekunden die Luft nahm.
Dann krachte Alexejs linke Faust in Macs Gesicht. Mac
schwankte, fiel. Alexej stürzte sich auf ihn, wurde
hochgeschleudert, stieß sich schmerzhaft irgendwo die
Schulter, ging erneut vor. Möbel krachten, dazwischen
kreischte Zeder. Die beiden Kämpfenden drangen immer
wieder

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