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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Allan zum alten Kosmodrom geflogen
war. Nun also würde er Allan gegenüber Farbe bekennen
müssen. Er war sich aber sicher, dass sich sein Gefährte
bestimmt dem Vorhaben anschließen und ihn unterstützen
würde. Schließlich ging es um Anne – oder würde er, um
verharschte Wunden nicht aufzureißen, es ablehnen? Aber
solche Bedenken hatte Sylvester nicht.
Er brannte darauf, seine Geräte zu erproben, und er freute
sich, als er im alten Kosmodrom Allans Band vorfand, das
dessen Rückkehr nicht vor dem Abend, vielleicht aber auch
erst für den nächsten Tag vermeldete. Da blieb ihm einige Zeit
für eigene Nachforschungen.
Am frühen Nachmittag schulterte er seine Utensilien,
besprach das Band und nahm Kurs auf das nächste in seiner
Abbildung verzeichnete Sandloch.
Sylvesters Methode schien in seiner Vorstellung ebenso
einfach wie langwierig. Ihn hatte die Meldung fasziniert, dass
man in einem Schrund einige verunglückte Marspioniere
aufgefunden hatte, die vierzig Jahre lang auf dessen Grund
gelegen hatten. Mit Mühe hatte er sich zwei empfindliche
Metallindikatoren besorgt, die angeblich jede Münze in einem
beliebigen nichtmetallischen Medium in einer Entfernung von
fünf Metern anzeigten. In Luft taten sie das ausgezeichnet.
Und nun wollte Sylvester einen Test im Marssand starten…
Er hatte seine gute Stimmung nicht verloren, schritt kräftig
aus und erfreute sich am Farbenspiel der Sonnen Viola und
Pomeranze, die er aber noch nicht auseinanderhalten konnte.
Als er nach einstündigem Marsch, bei dem ihm die
Anstrengung mehr und mehr zu schaffen machte, das Loch in
der felsigen Karstlandschaft erreichte, kamen ihm doch
Bedenken. Nach dem Weiser sollte es einer der kleinsten
Schründe sein. Aber die gegenüberliegende Netzabsperrung
befand sich mindestens 50 Meter entfernt. Man wird den Zaun
in einem Sicherheitsabstand verlegt haben…
Die Methode hatte Sylvester sich selbst ausgedacht: Er würde
das Gerät an einer Schnur durch so ein Loch ziehen. Seine
Hoffnung setzte er darauf, dass zu Anne Müllers Ausrüstung
gewiss mehr Metall gehört hatte, als eine Handvoll Münzen
ausmachte. Zunächst aber sollte das Gerät im Test ein
faustgroßes Stück Stahl aufspüren.
Sylvester hatte Eifer gepackt. Er rannte um das Loch herum,
schlang sein dünnes Tragkabel um einen Felsblock, band das
Gerät daran, legte es so an den Rand des Schrundes, dass er es
mit einem Ruck von der Gegenseite aus zum Absturz bringen
konnte. Dann rollte er das Kabel aus, dass es sich, wenn er
daran zog, ohne irgendwo hängen zu bleiben, über dem
Abgrund straffte.
Es funktionierte. Nach einem kräftigen Ruck löste sich
drüben das Halteseil, das Gerät plumpste in den Flugsand fast
wie in Wasser. Nur Wellen fehlten.
Sylvester ließ das Seil nach. Achtzehn Meter tief sollte das
Loch sein, ein Einsturztrichter des Karstes.
Dann zog Sylvester das Gerät an seinem Ufer aus dem Sand.
Steine polterten über den Rand. Jetzt erst wurde er sich der
Gefahr bewusst, die früher diese Schründe bildeten, als sie
nicht gekennzeichnet und abgesperrt waren.
Als Sylvester das Gerät zum zweiten Versuch an derselben
Stelle auslegte, seilte er sich an. Nun warf er das Stahlstück
und holte das Gerät erneut ein. „Na also“, sagte er laut. Es
zeigte großartig an: Richtungsvektor und Entfernung zum
Metall.
Wie er allerdings eventuell Angefundenes bergen sollte,
darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht.
Beim Aufholen stieß das Gerät an einen Felsvorsprung, über
den Sylvester es auch nach langem Bemühen nicht ziehen
konnte. Er schwitzte, der Sauerstoff wurde knapp. Sylvester
verabreichte sich eine kühlende Dusche, ruhte aus, probierte
erneut – erfolglos. Schließlich wurde ihm klar, dass er, wollte
er das Gerät frei bekommen, es an Ort und Stelle versuchen
musste. Er seilte sich abermals an, prüfte und kroch vor. Als er
sich bäuchlings über den Uferrand beugte, um das Gerät über
die Felsnase zu hieven, brach die Scholle, auf der er lag.
Sylvester wurde in den Abgrund gerissen. Die Gurte schnitten
wie Feuer ins Fleisch. Um ihn her polterte es, er wurde von
Klumpen getroffen, Sand drang ihm unter die Maske, in Mund,
Augen und Ohren. Er griff hilflos um sich in panischer
Erstickungsangst. Er fasste das Seil, zog sich empor, bekam
den Kopf aus dem Sand. Seine Beine baumelten wie in
dünnem Schlamm. Todesangst verdoppelte Sylvesters Kräfte.
Er zog sich weiter empor, noch immer panisch gegen
Erstickung kämpfend. Er hustete und

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