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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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aufeinander ein, wälzten, trennten sich, schlugen
blindlings, keuchten, begannen zu schwitzen. Ihre Gesichter
bluteten.
Nach einer Weile wurden die Schläge kraftloser. Die
sauerstoffarme Atmosphäre forderte ihren Tribut.
Wenig später lag Alexej gekrümmt am Fußende der Liege, so
wie der letzte Schlag Macs ihn hingestreckt hatte. Über ihm
hockte Zeder in unveränderter Stellung.
Mac saß im Winkel zwischen Wand und Fußboden, er war
nach dem Schlag, der Alexej traf, zu Fall gekommen und
offenbar nicht im Stande, sich wieder aufzurichten.
Das Keuchen der Männer und ein leises Wimmern Zeders
erfüllten minutenlang den Raum.
Langsam rappelte sich Alexej auf und setzte sich hin. Er
wischte mit dem Ärmel über das Gesicht, betrachtete das Blut,
dann schüttelte er den Kopf, die schwellenden Lippen
verzogen sich zu einer Grimasse, die ein Grinsen bedeuten
sollte, und er begann zu lachen, zunächst leise, dann sich
steigernd bis zu einem Glucksen. Dann lallte er dazwischen:
„Mac, du bist ein Rindvieh, das größte, das mir je über den
Weg lief, ein saublödes.“
Alexej stand mit Mühe auf, wankte, ging dann an Mac vorbei
hinüber in den Wohnraum. Er streifte die Kleidung ab, stellte
sich unter die Dusche. Durch einen Spalt zwischen Wand und
Vorhang gewahrte er, wie Mac ebenfalls in den Wohnraum
kam, sah ihn unschlüssig herumstehen, bis er ihm aus dem
Blickwinkel geriet.
Als Alexej einigermaßen frisch und in Normalverfassung in
den Raum trat, saß Mac mit gespreizten Beinen und in den
Taschen vergrabenen Händen im Sessel und sah mit
verschlossener Miene Alexej von unten her an.
„Du weißt, was für ein gottverdammtes Rindvieh du bist“,
wiederholte Alexej. Sein Ton drückte aus, dass er den Vorfall
so schnell nicht vergessen würde.
„Was ich gesehen habe, habe ich gesehen!“ Macs Erwiderung
klang trotzig, unsicher.
„Blöd bist du, saublöd!“ Alexej ging – noch unentschlossen –
auf den Videor zu, stand nachdenklich davor und ließ wie
spielerisch die Finger über die Tastatur gleiten.
Mac verfolgte Alexejs Tun aufmerksam mit den Blicken. Es
schien, als verfalle er in Unruhe.
Dann schaltete Alexej ein. Zögernd noch begann er die
Leitzentrale zu wählen.
Als er die vierte Ziffer tasten wollte, legte sich schwer Macs
Hand auf die Schulter. „Was hast du vor?“, fragte er bestimmt.
Es klang wie eine Drohung.
Alexej blickte ihn voll an. „Geht es dich etwas an?“, fragte er
böse zurück.
„Vielleicht. Sag schon – oder geh vom Gerät weg!“
„Langsam, Freund.“ Alexejs Augen verengten sich. „Noch
kann ich den Videor benutzen, wie und wann ich das für
richtig halte.“
„Ich habe ja nichts dagegen.“ Mac wurde lauter. „Es sei, dass
das, was du melden willst, auch mich betrifft.“
„Keine Angst! Ich lasse mich lediglich abberufen. Ich habe
keine Lust, einen Tag länger mit einem gemeingefährlichen
Schwachkopf zusammenzuarbeiten.“
In Macs Gesicht arbeitete es. „Es wäre gut, wenn du
bedenkst, was du sagst.“ Es klang wieder drohend.
„Es wird der Tag kommen, an dem du, so hoffe ich für dich,
dein Verhalten selbst wieder objektiv einschätzen kannst. Aber
jetzt lass mich!“
Mac zögerte, als wolle er die Tasten freigeben. Doch dann
fragte er lauernd: „Wie willst du das – begründen?“
„Mit der Wahrheit natürlich. Oder denkst du, dass ich denen
deinetwegen ein Märchen auftische?“
„Dann rufst du nicht!“, sagte Mac.
„Und wer verhindert das?“
„Ich!“
„Und warum?“ Alexej stand jetzt Mac voll zugekehrt, bereit,
einen neuen Angriff abzuwehren – oder selbst anzugreifen? Er
hätte es nicht zu sagen vermocht.
„Weil sie die Ursache wissen wollen.“
„Ihr Recht!“
„Und sie ist dir gleichgültig, was?“ Plötzlich brüllte Mac.
Alexej beherrschte sich. „Eben weil sie mir nicht gleichgültig
ist, mache ich es!“
„Du verrätst sie.“
Alexej blickte Mac von unten her an. „Mir ist klar
geworden“, sagte er, „dass das Schädlichste für sie dein
Einfluss ist. Endlich werde ich sagen, dass es sie gibt.“
„Untersteh dich! Wir haben noch sechs Wochen Zeit. Sie
kommt mir hier nicht weg.“
„Sei doch vernünftig, Mac!“ Einen Augenblick schien es, als
sei Alexej zu einer Versöhnung bereit, als beschwöre er Mac.
Doch dann stellte er sich erneut die Frage, auf welcher Basis
die verbleibenden Wochen in Gemeinsamkeit verbracht
werden sollten. Nein! Er hatte sich entschlossen. Und es ging
ihm jetzt sogar mehr um Zeder als um sein

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