Die Maske
hoben sie an, als würden sie etwas wittern. Suko sah auch die Schwänze, die ihm noch buschiger vorkamen, als sie ohnehin schon waren. Es tat sich etwas. Die Füchse besaßen ein besseres Wahrnehmungsvermögen als er. Bei ihm würde es noch seine Zeit dauern, bis er die Gefahr erkannte. Er wechselte seinen Standort und löschte die Lampe.
Über ihm hing plötzlich der Sack der Dunkelheit. Suko erlebte, wie sich die Geräusche verstärken konnten. Er hatte den Eindruck, die Bewegungen der Füchse doppelt so laut zu hören.
Um nicht so stören, atmete er selbst so flach wie möglich. Einen Beweis besaß er zwar nicht. Dem Gefühl nach ging er davon aus, daß sich was tun würde.
Und er irrte sich nicht.
Er hörte die dumpfen Laute, die ihm vorkamen, als wäre jemand dabei, mit aller Kraft seinen verräterischen Atem zu unterdrücken. Die Richtung konnte Suko noch nicht bestimmen. In dieser Höhle war es einfach zu schwer.
Atmen und schleichen?
Jawohl, da wurden Schritte gesetzt. Erst vorsichtig, dann mit den Sohlen schleifend.
Sukos Daumen lag auf dem Kopf der Lampe. Er zögerte bewußt. Wenn er das Licht in die Dunkelheit schickte, wollte er auch sicher sein, daß es das Ziel erwischte und den anderen nicht verschreckte. Die Geräusche verklangen, weil andere sie überlagerten. Diesmal von den Füchsen, die ebenfalls ihre Stellungen wechselten, was Suko nicht gefiel, denn er rechnete auch damit, daß sie gewisse Angriffspositionen einnehmen würden.
Auch er blieb nicht stehen. Dabei ging er wie ein Mensch mit verbundenen Augen, der über Hindernisse steigt. Erst einmal den Fuß hochstellen, nach vorn drücken, den Boden berühren, abrollen… Er blieb stehen, konzentrierte sich wieder auf das Neue, Fremde — und riskierte es.
Scharf schnitt der Strahl durch die Luft. Wie ein Schwert, ein Messer, das sein Ziel traf.
Direkt, denn Suko hatte Glück. Und gleichzeitig traf ihn die Überraschung wie ein Hammerhieb.
Der Strahl erwischte ein Gesicht.
Es war die Maske!
***
Bisher hatte Suko davon nichts gesehen, es nicht erlebt, nur darüber von seinem Freund John Sinclair gehört. Allerdings nicht detailliert, mehr als eine Annahme. Jetzt sah er sie vor sich!
Sie war schlimm, sie war scheußlich. Obwohl Suko in seiner Laufbahn schon schrecklichere Anblicke hatte ertragen müssen, traf ihn dieser deshalb so hart, weil er so überraschend gekommen war und Suko sich auch keine direkte Vorstellung gemacht hatte.
Diese helle weißbläuliche, mit Blut beschmierte Masse unter dem Rand des Hutes war einfach widerlich.
Er hatte den Lichtstrahl so hoch gerichtet, daß er auch die Augen erfassen konnte.
Sie waren nicht mehr als zwei gläserne Punkte innerhalb der Masse. Schiefsitzend, und mit dem ausgefüllt, was man als den bösen Blick bezeichnete.
Der Böse Blick des Teufels!
Suko schloß für einen Moment die Augen. Sein Hals saß zu. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte. Drohen, Schießen? Die Gestalt mit den nackten Fäusten bekämpfen?
Eine sichtbare Waffe trug die Maske nicht bei sich, was aber nichts zu sagen hatte.
Suko konnte kaum glauben, daß es ausgerechnet ihm gelungen war, die Maske oder den Killer zu finden. Dabei war er nur dem Verlauf des Stollens gefolgt und tatsächlich ins Zentrum gestoßen. Auch Suko mußte den Anblick verdauen. Die Maske strahlte etwas Unheimliches ab. Gleichzeitig ging von ihr ein scheußliches böses Versprechen aus.
Wer war sie?
Hätte Suko ein Kreuz besessen wie sein Freund John, so hätte er die direkte Probe aufs Exempel machen können. So aber blieb ihm die Beretta — und die Dämonenpeitsche.
Die Maske tat nichts. Sie stand nur da, starrte ihn an. Die Augen bewegten sich dabei in der dicken, käsigen Masse. Sie waren wie kleine Räder, die jemand in Bewegung gesetzt hatte.
Suko bewegte sich ebenfalls nicht. Erwartete auf eine Reaktion. Sie war gekommen, sie hatte sich gezeigt, als wollte sie auch etwas von ihm und nicht umgekehrt.
Die Maske blieb starr.
Keine Regung auf der Masse. Auch das Blut floß nicht mehr durch die schmalen Spalten. Es hatte sich bereits genug verteilt. Dann zuckte der Arm.
Es war ein Huschen, mehr nicht, wobei die Hand über die dunkle Kleidung glitt.
Suko stieß sehr laut die Luft aus. Das Geräusch war noch nicht verklungen, als die Hand mit einem Gegenstand hervorkam, der in der Kleidung verborgen gewesen war. Ein Messer!
Gewaltig kam es Suko vor. Wie ein erstarrter Schatten. Eine breite Klinge, versehen mit einem Griff, der
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