Die Maske
gebildet. Es war rund, von seinen Seite zweigten Gänge ab. Auf dem Boden lag eine dicke Staubschicht, die aussah wie Asche.
Die feuchten Flecke dazwischen gefielen mir nicht. Sie sahen ziemlich frisch aus. Ich leuchtete sie direkt an. War es Blut — Menschenblut vielleicht?
So genau war es nicht zu sehen, nur hatte ich das Gefühl, den Mittelpunkt erreicht zu haben. Wenn über das alte Kloster der Schatten der Hölle gefallen war, dann konnte es hier gewesen sein. Ich leuchtete auch weiterhin den Boden ab. An einigen Stellen lag die Staubschicht nicht so dick. Da sah sie aus, als wäre sie weggefegt worden.
Ich schabte mit dem Fuß, leuchtete auch und legte die Gravierungen des alten Gesteins frei.
Unter dem Staub hatte sich eine primitive Tierzeichnung verborgen. Beim ersten Hinsehen machte sie den Eindruck einer Hyäne oder eines Schäferhundes. Beim zweiten wußte ich es besser. Da holte ich die Umrisse eines Fuchses hervor.
Ein Fuchs also!
Ich schluckte hart, dachte an die Entdeckungen, die Innocencia und ich gemeinsam gemacht hatten, und fühlte mich durch diese hier unten gefundene Zeichnungen bestätigt.
Schon das alte Kloster hatte unter der Magie der Füchse gestanden, die wiederum vom Teufel persönlich geleitet wurden, denn er hatte ihnen seinen höllischen Stempel aufgedrückt.
Da paßte eigentlich alles zusammen, nur fehlte mir noch ein Stück der Verbindung.
In der Oberwelt regierten die Füchse, hier unten ebenso! Und was lag dazwischen?
Es gab nur eine Lösung — die Maske!
Wer war dieser geheimnisvolle Killer, der hier sein Unwesen trieb?
Warum setzte er sich die Maske auf? Was verband ihn mit den Füchsen? Es standen einfach noch zu viele Fragen offen. Ich war ein Mensch, derauf Stimmungen abfuhr. Wenn mich nicht alles täuschte, dann würde ich hier unten der Maske begegnen.
Ein Gedanke, der mir einen leichten Schauer über den Rücken trieb. Nicht allein aus der Furcht oder der Sorge geboren, ich war mittlerweile auch verdammt neugierig geworden. Ich wollte ihr zudem gegenüberstehen und dem Spuk ein Ende bereiten. Mochte sie auch hundertmal durch die Magie des Teufels infiziert sein, sie sollte nicht siegen.
Fragte sich nur, wo sie sich verbarg?
Das Zentrum, in dem ich stand, war wichtig. Ich hatte mich zudem über die Größe des unterirdischen Raumes gewundert. Das hier war eine Art Zentrale, in der sich die Magie konzentrierte.
Mehrere Gänge zweigten von diesem Hauptraum ab. Wohin sie führten, wußte der Henker.
Aus einem der dunklen Löcher aber vernahm ich ein Geräusch. Es waren keine Schritte, es war auch kein Schleifen, es kam mir vor wie ein hartes, kaum unterdrücktes Keuchen.
Ich wurde sehr ruhig und kalt. Dann hob ich den rechten Arm so weit an, daß ich genau dorthin leuchten konnte.
Der Strahl konzentrierte sich auf eine der Öffnungen, denn dort bewegte sich etwas.
Ich ließ ihn an seiner schwarzen Kleidung entlanggleiten, bis ich die dicke, aufgepappte weiße Flache erwischte, in der das Blut geronnen war.
Darüber zeichnete sich ein ebenfalls dunkler Schatten ab. Er, der Hutrand, interessierte mich nicht. Mein Blick galt einzig und allein der teuflischen Maske, die ich endlich gefunden hatte…
***
Das Wissen tat gut. Ich atmete tief durch, über meine Lippen glitt sogar ein Lächeln, den ich freute mich über den Fund. Jetzt würde sie mir nicht mehr entwischen können.
Ich suchte auch nach einer Waffe, sah keine. Das Messer mußte die Maske innerhalb der Kleidung verborgen haben.
Ich ging vor.
»Keinen Schritt weiter!«
Der Befehl mochte mit einer hart und peitschend klingenden Stimme gesprochen worden sein, mich allerdings erreichte er nur mehr als ein dumpfes Gurgeln, so daß ich große Mühe hatte, ihn überhaupt zu verstehen. Zudem hatte er mich dermaßen überrascht, daß ich meinen Schritt tatsächlich stoppte.
Die Maske rührte sich nicht. Was immer sich für ein Gesicht unter ihr verbarg, eine Regung zeigte sich nicht. Selbst das Blut blieb geronnen auf der Oberfläche.
Ich nickte ihr entgegen. »Okay, ich habe dich verstanden, Killer. Schließen wir einen Kompromiß. Ich werde nicht weiterkommen, aber dafür kommst du zu mir.«
»Nein.«
»Dann gehen wir beide«, schlug ich vor. »Jeder zwei Schritte. Wir treffen uns in der Mitte.«
»Was bezweckst du damit?«
»Ich habe noch Fragen, viele Fragen.«
»Wer sagt dir, daß ich sie beantworten werde?«
Ich lachte leise. »Den Gefallen wirst du mir doch erweisen, Mister Unbekannt. Es
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