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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters
Autoren: Henke Sandra
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gierigen Bissen hinunter.
    „Wie heißt er?“, fragte Claire mit nervösem Magen. Sie legte das angeknabberte Stück Speck weg.
    „Noah Björndalen“, verkündete Todd. Sein Blick schweifte kurz zu Howie, der seine Arme vor dem muskulösen Oberkörper verschränkte und giftig zurücksah.
    Claire spürte, dass etwas zwischen den beiden vor sich ging. Hatten sie sich gestritten? „Klingt skandinavisch.“ Wie Ase, Vali – und Tromsö. Hitze stieg in ihre Wangen. Rasch nahm sie einen Bissen Ei, um beschäftigt zu sein.
    „Seine Familie stammt aus Norwegen.“ Während Todd sprach, füllte er seine Schüssel mit Cornflakes und goss Milch darauf. „Sie kamen in die USA, weil sein Vater Sander innerhalb der Firma, für die er arbeitete, nach Ohio versetzt wurde. Die Eltern kehrten erst nach zwanzig Jahren in die alte Heimat zurück, aber die beiden Kinder blieben in Fairfield.“
    „Fairfield?“ Claire verschluckte sich mit einem Mal am Rührei und musste kräftig husten.
    Ihr Bruder wollte antworten, doch Howie fuhr ihm über den Mund: „Du hast genug erzählt. Die Ermittlungen laufen noch.“
    „Seit wann interessiert dich das?“, blaffte Todd zurück. „Gestern im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus warst du sehr auskunftsfreudig. Und jetzt verbietest du mir zu sprechen?“
    „Ich verbiete dir gar nichts.“
    „Dann lass mich reden.“
    „Du weißt, wohin das führt.“ Auch Howard erhob nun seine Stimme. „Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold.“
    Todd warf seinen Löffel in die Cornflakesschüssel, sodass die Milch nach allen Seiten spritzte. „Meine Schwester hat ein Recht darauf zu erfahren, wer der Kerl ist.“
    „Du machst einen Fehler bei der Einschätzung deiner Prioritäten.“
    Mit zusammengekniffenen Augen neigte sich Todd zu ihm über den Tisch. „Meine Familie steht ganz oben auf der Liste, sie hat Vorrang vor allem, und Claire ist alles, was ich an Familie noch habe.“
    Howard stand ruckartig auf und schob geräuschvoll den Stuhl über den Linoleumboden zurück. „Dann haben wir beide ein Problem. Ich werde nicht mit dir untergehen.“ Wütend stapfte er aus der Küche und verließ das Haus, nicht ohne übel gelaunt die Eingangstür ins Schloss zu werfen.
    Stöhnend lehnte sich Todd zurück und rieb mit beiden Handflächen über sein Gesicht. „Tut mir leid, dass du das mitbekommen hast. Streit unter Liebenden kommt vor. Howie kriegt sich wieder ein.“ Er zuckte mit den Achseln, stand auf und holte ein frisches Trockentuch aus dem Schrank, um die Milchspritzer aufzuwischen.
    Wie der Streit eines Liebespaares hatte das für Claire nicht ausgesehen, es ging vielmehr um ihren Job. Aber sie wollte sich nicht einmischen. „Ganz bestimmt“, pflichtete sie ihm bei. „Du hast von zwei Kindern gesprochen.“
    Todd ließ sich erschöpft auf den Stuhl fallen. Man sah ihm an, dass Howards unschöner Abgang an ihm zehrte. „Noah wurde in Norwegen geboren und reiste mit seinen Eltern nach Amerika ein, seine Schwester Aurora kam hier auf die Welt. Nachdem Marte und Sander Björndalen nach Norwegen zurückgekehrt waren, kümmerte sich Noah um Aurora.“
    „Wo ist sie jetzt?“, wollte Claire wissen und ahnte Schlimmes, weil Vali Schwestern von Polizisten entführte.
    Ihr Bruder erhob sich, schlurfte zum Fenster und starrte hinaus. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. „Sie ist tot.“
    Claires Herz pochte stärker. Sie stand auf und ging zu ihm. „Was? Wie ist sie gestorben?“
    „Aurora wurde erschossen“, sprach er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
    „Von wem?“
    Er vermied es, sie anzusehen. „Von uns.“
    Fassungslos starrte Claire ihn an. Da er nicht weitererzählte, legte sie ihre Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn sanft. „Wen meinst du damit?“
    „Wir waren damals eine Handvoll junger Cops, selbst der Chief besaß wenig Erfahrung. Aber wer will schon in solch einem Kaff Dienst schieben außer den Polizisten, die hier ihre Wurzeln haben? Und selbst wir sind nur hiergeblieben, weil wir Narrenfreiheit hatten. Das war unser Verderben.“ Noch immer wich er ihrem Blick aus, er schaute einfach über sie hinweg.
    „Du sprichst von der Polizeidienststelle, die es hier mal im Ort gab, habe ich recht?“, fragte sie aufgeregt. „Und von der Oakwood Task Force, wie ihr euch selbst genannt habt.“
    Er nickte. „Wir waren zu jung, um alleingelassen zu werden. Wir haben Fehler gemacht, die nicht wiedergutzumachen sind.“
    Claire erkannte immer noch nicht
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