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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters
Autoren: Henke Sandra
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Beweis, dass Björndalen als Rachegott des nordischen Göttergeschlechts der Asen wieder aufgetaucht ist, um die Cops für den Tod an Aurora büßen zu lassen.“
    „Das glaube ich nicht.“ Energisch schüttelte sie den Kopf.
    Todd breitete seine Arme aus, um zu demonstrieren, dass Noahs Plan offensichtlich war. „Claire, es liegt auf der Hand, dass er uns für Aurora bluten lassen will.“
    „Das trifft es nicht ganz“, widersprach sie. „Wenn er Blutrache wollte, hätte er Cynthia und Liberty umgebracht, aber er hat sie entführt.“
    „Willst du ihn in Schutz nehmen?“ Fassungslos nahm Todd den Schwamm und wusch den ersten Teller so kräftig ab, dass Claire befürchtete, dieser würde entzweibrechen.
    Sie griff das Trockentuch und lehnte sich gegen den Schrank. „Auge um Auge, Zahn um Zahn, das hat er nicht im Sinn. So wie ich das sehe, hat er nicht vor zu morden, sondern benutzt die Frauen als Druckmittel. Er möchte den Schützen, der seine Schwester erschossen hat, dazu bringen, sich zu stellen.“
    „Was hat er davon?“
    „Ihn endlich anklagen zu können“, schossen die Worte aus ihr heraus.
    „Du klingst wie Björndalens Verteidigerin.“
    Sein Handy klingelte. Er reichte ihr den Teller, warf das Spültuch auf die Arbeitsfläche und eilte in den Flur, wo sein Mobiltelefon auf der Kommode lag. Während sie den Teller abtrocknete und dann den restlichen Abwasch erledigte, führte er das Telefonat mit wem auch immer. Howard konnte es nicht sein. Claire konnte zwar nicht verstehen, was Todd sagte, aber seine Stimme blieb ruhig.
    Als er zurückkehrte, wirkte er entspannter als noch kurz zuvor. Er hielt sein Handy hoch. „Das war Virgil Sherman.“
    „Melissas Ehemann?“ Sie ließ das Wasser aus dem Spülbecken ab und räumte das saubere Geschirr in die Schränke und Schubladen.
    „Mel ist wieder aufgetaucht.“
    Abrupt hielt Claire in der Bewegung inne. Sie drehte sich zu ihm um und wartete auf eine Erklärung.
    „Virgil hat Entwarnung gegeben. Er konnte Howard nicht mobil erreichen. Bestimmt hat Howie wieder eingeschnappt sein Handy ausgestellt. Virgil klang total aufgelöst“, berichtete Todd. „Melissa hat Virgil vor einer halben Stunde aus Evansville, Indiana, angerufen, wo sie bei ihren Eltern untergekommen ist. Sie meinte, sie fühle sich unwohl in ihrer Ehe. Er würde sie ständig wegen ihrer offenherzigen Kleidung kritisieren, nirgendwo mit ihr hingehen, als wäre Spaß eine Sünde, und sie wirft ihm vor, fanatisch religiös zu sein. Virgil ist aus allen Wolken gefallen und versteht die Welt nicht mehr, denn Mel hat nie erwähnt, dass sie unglücklich ist.“
    „Dann ist ihr Leben doch nicht so perfekt, wie es erschien“, sagte Claire ohne jegliche Schadenfreude und erinnerte sich daran, dass Mel auf dem Sommerfest gesagt hatte, man müsse um eine Beziehung kämpfen. Melissa hatte den falschen Weg gewählt und ihren Kampf mit sich selbst ausgetragen, anstatt mit Virgil zu reden.
    Es tat Claire um die verkorkste Ehe leid, aber sie war heilfroh, dass Noah keine weitere Frau entführt hatte.

35. KAPITEL
    Auf dem Weg von Cincinnati zurück nach Oakwood tobte ein Gefühlschaos in Claire. Wut, Traurigkeit und Verzweiflung wechselten sich ab. Ihre Ehe lag in Trümmern, es gab kein Zurück mehr. Sie hatte zwar erst ein Informationsgespräch mit dem Scheidungsanwalt geführt, wusste aber, dass inoffiziell die Scheidung bereits lief. Morris befand sich auf dem Weg nach New York City. Er selbst hatte sie vom Flughafen aus angerufen und doch noch Rückgrat gezeigt, indem er sich für sein cholerisches Verhalten bei ihrem Besuch im Krankenhaus entschuldigte.
    „Ich war verwundet und geschockt. Tut mir leid.“
    „Schon gut.“
    „Ich habe jetzt verstanden, dass es aus zwischen uns ist“, hatte er gesagt. „Aber ich möchte, dass wir friedlich auseinandergehen. Pass auf dich auf, versprich mir das.“
    Von Freundschaft hatte er nichts gesagt, auch nicht, dass er ihre Rechtsanwaltskosten übernehmen würde, immerhin besaß er eine Firma. Er war nicht reich, aber es ging ihm finanziell gut. Ihre Ersparnisse dagegen waren bis auf die letzten Scheine in ihrer Geldbörse aufgebraucht. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das Anwaltshonorar aufbringen sollte, aber keinesfalls würde sie Morris anbetteln.
    Zu allem Übel musste sie nun auch noch mit dem Bus nach Cincinnati fahren. Weil Howard immer noch eingeschnappt war, hatte er Todd morgens nicht abgeholt, um ihn mit zum Sheriff’s Department zu
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