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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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störte sie.
    Milde lächelnd fügte Claire hinzu: „Selbstverständlich weiß ich Bescheid, aber wir sind doch jetzt unter uns.“

6. KAPITEL
    Warum durfte nicht darüber gesprochen werden, fragte sie sich. Obwohl es für jede andere Zeitung das Topthema wäre, wurde es in der Oakwood Tribune, der Lokalzeitung des Orts, die der Bürgermeister Ken McGrowth persönlich herausgab, totgeschwiegen.
    Ein hochtrabender Name für ein Käseblatt, dachte sie einmal mehr.
    Das Redeverbot konnte nur bedeuten, dass das Sheriff’s Department mehr wusste, als es allgemein preisgab. Möglicherweise waren sie dem Täter dicht auf den Fersen und wollten ihm keine Hinweise darüber geben, wie nah sie ihm bereits gekommen waren, damit er nicht untertauchte. Oder wollten sich die Deputys keine Blöße geben, weil sie rein gar keine Spuren hatten?
    Mel lenkte ihren Kleinwagen auf die Hauptstraße. Sie stellte das Autoradio an. Der letzte Chorus von „Oh, Happy Day“ erklang. Als der Gospelsong vorbei war, begann ein Mann mit einer tiefen Barry-White-Stimme leidenschaftlich zu predigen. Entschuldigend zuckte Mel mit den Achseln. „Scott ist Mitglied der Holy Cross Lutheran Church in Fairfield, ich meine natürlich, wir beide. Er hört den Sender jeden Morgen, wenn ich ihn zur Bank fahre.“ Sie drehte am Regler und fand Warm98 aus Cincinnati. Faith Hill trällerte gerade „Breathe“.
    Weiße Kleidung, weißes Auto, weißer Rosenkranz. Die Farbe der Reinheit. Claire fragte sich, ob sich Melissa Scott zuliebe damit umgab oder ob sie diese „unbunte Farbe“ einfach gerne mochte? Sogar ihre Haare waren fast weiß, platinblond eben. Oder war Mel selbst gläubig? Davon hatte sie nie etwas mitbekommen.
    „Die arme Cynthia.“ Claire gab beiläufig einen theatralischen Seufzer von sich und schaute aus dem Fenster. Ihr Blick streifte einen schwarzen Buick, der in einer Nebenstraße parkte. Der Fahrer schien auf jemanden zu warten. Er hatte seinen Arm auf dem Lenkrad aufgestützt und drehte ständig den Pappbecher in seiner Hand, vermutlich Kaffee.
    Mel fuhr so langsam über die Hauptstraße, dass Claire im Gehen schneller gewesen wäre. Aber sie rechnete es ihr hoch an, von ihr gefahren zu werden, damit ihr nichts zustieß. Sie war kein schlechter Mensch, nur ein wenig nervig. Und redselig.
    Das nutzte Claire nun aus. Sie machte ein mitfühlendes Gesicht und legte ihre Handflächen aneinander. „Ich weiß ja, wir sollen nicht über das Verbrechen sprechen, aber es nimmt mich wirklich sehr mit. Glaubst du, sie lebt noch?“
    Ein Schäferhund kam auf den Hyundai zugerannt. Sein Besitzer war nicht zu sehen, aber er musste zu einem der Häuser am Stadtrand gehören. Er kläffte laut und reckte seine Schnauze zu Claires offenem Fenster. Rasch kurbelte sie es ein Stück weiter hoch.
    Melissa war schockiert über ihre direkte Frage. Sie schnappte nach Luft. „Natürlich lebt Cynthia noch.“
    „Woher weißt du das?“
    Der Hund hörte auf, den Wagen anzukläffen, und ließ sich zurückfallen. Wahrscheinlich wollte er nur sein Territorium verteidigen.
    „Ich weiß es natürlich nicht.“ Sie zögerte, biss auf ihre Unterlippe. „Ich hoffe es einfach für sie. Aber …“
    Melissa schwieg betreten und fuhr aus Oakwood hinaus auf die Landstraße, die zum Haus der Mooses führte. Die Straße war noch ein kurzes Stück geteert, dann rollte der Wagen über schieren Sand. Obwohl Mel immer noch nicht mehr Gas gab, wirbelte Staub auf. Der Boden war so trocken, dass die Felder um die Gemeinde herum permanent bewässert werden mussten. Hohe Kosten, die so manchen Farmer in den letzten Jahren dazu gebracht hatten, in die Stadt zu ziehen und sich dort einen anderen Job zu suchen.
    Aufmunternd sah Claire sie an.
    Melissa seufzte. Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen, und Claire bekam ein schlechtes Gewissen. „Da war doch Blut.“
    „Blut?“, echote Claire. Sie setzte sich kerzengerade auf und traute ihren Ohren nicht. Das hatte Todd nicht erwähnt. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Bruder ihr diese Information vorenthalten hatte. Es rückte den oder die Täter in ein anderes Licht. Er oder sie wirkten mit einem Mal gefährlicher. Vielleicht suchte das Sheriff’s Department doch keine Entführer, sondern Mörder. Todd hatte das weder bestätigt, noch abgestritten.
    „Ist Cynthia tot?“, hatte Claire ihn gefragt .
    „Ich sagte nur, dass sie verschwunden ist, Herrgott.“
    „Kann es sein, dass sie weggelaufen ist, durchgebrannt mit dem

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