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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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ihm herausfloss, fiel auch die Anspannung von ihm ab.
    Erschöpft streckte er sich auf der Matratze aus und stieß dabei mit dem Kopf an die Handschellen, die er an der Trennwand zur Fahrerkabine festgeschweißt hatte.

5. KAPITEL
    Claire dachte wehmütig an ihre Mutter, als sie das Rathaus von Oakwood verließ.
    „Schlurf nicht“, hatte ihre Mom sie als Kind immer wieder ermahnt, aber sie hatte diese Marotte bis heute nicht abgelegt. Sie konnte in Flip-Flops einfach nicht anders gehen, und im Sommer trug sie nichts anderes an den Füßen.
    Oakwood besaß kein richtiges Rathaus, kein großes Gebäude. Die Gemeindeverwaltung saß in einer alten, umgebauten Sporthalle, die nicht mehr genutzt worden war, weil alle entweder in die größeren umliegenden Städte gingen oder die Kids einfach auf der Straße oder den umliegenden Feldern spielten.
    Claire hatte erst einmal wieder ihren Wohnsitz in Oakwood angemeldet. Nicht, dass sie vorhatte, lange zu bleiben, aber zum momentanen Zeitpunkt wusste sie noch nicht wohin. Was sollte sie mit ihrem Leben anfangen? Sie hatte keine Ahnung.
    Bis sie eine Entscheidung traf, würde sie bei Todd wohnen. Sein Haus hatte mehr Zimmer, als er bewohnen konnte, und er hatte zu ihr gesagt, dass sie immer ein Zuhause bei ihm haben würde, ein Nest. Sie war ihm sehr dankbar, wollte jedoch kein Heim, nur ein Refugium, in das sie sich zurückziehen konnte, um ihre Wunden zu lecken und nachzudenken.
    Und zu chatten.
    Sie dachte an Vali. Noch konnte sie sich kein Bild von ihm machen. Er war in einem Moment einfühlsam und im nächsten unverschämt. Vielleicht versuchte er herauszufinden, wie weit er bei ihr gehen konnte. Aber er war kein Lustmolch wie so viele andere im World Wide Web, sondern hatte sich ihr im LoveSpot auf freundliche Art und Weise genähert, und das, obwohl er die Bedeutung ihres Chatter-Namens verstand.
    „Oh, mein Gott, du hast dich so lächerlich gemacht.“ Nymphae. Sie stöhnte bei dem Gedanken an ihren Nickname. Eigentlich sollte sie Vali dankbar sein.
    Aber sie witterte auch Gefahr.
    Die Gefahr, sich ein zweites Mal Hals über Kopf fallen zu lassen und enttäuscht zu werden. Die Wunden von Morris waren noch nicht verheilt. Es war vermutlich zu früh, sich auf einen neuen Mann einzulassen. Doch sie sehnte sich nach Berührungen, nach Liebe und Leidenschaft.
    Sie war eine leichte Beute, es war nicht schwer, sie glücklich zu machen. Es brauchte nur ein wenig Zuneigung, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und sie hatte so eine Ahnung, dass Vali das wusste.
    „Wenn das nicht Claire Moose ist. Was machst du denn hier? Zurück in Oakwood?“
    Claire schreckte auf und hätte beinahe die Durchschläge der Anmeldeformulare fallen gelassen. Vor ihr stand Melissa. Sie war die Schwester von Todds Kollegen Howard Miller, ebenfalls ein Deputy. Da die beiden Männer seit Langem befreundet waren, kannte Claire Mel natürlich, aber sie war nicht gerade ihre Kragenweite.
    Melissa fuhr sich immer wieder mit der Hand über ihre langen, blondierten Haare, um sie zu glätten, dabei musste sie sie am Morgen eine Stunde lang mit dem Glätteisen bearbeitet haben, denn kein einziges Härchen stand ab. Sie war viel zu dürr, fand Claire, lächelte zu übertrieben, ein richtiger Sonnenschein, einfach perfekt. Das war Claire nie gewesen. Sie trennten Welten.
    Euphorisch, als wären sie die besten Freundinnen, gab Melissa ihr zwei Luftküsse rechts und links neben die Wangen.
    Claire blieb stocksteif stehen und atmete erst wieder, als die lästige Prozedur vorüber war. „Nur auf Besuch bei Todd.“ Das war keine Lüge, zumindest keine hundertprozentige. Sie führte ihre Hände hinter den Rücken, damit Mel die Anmeldeformulare nicht bemerkte. „Wir hatten uns so lange nicht gesehen.“
    Und übrigens, ich heiße Austin, fügte sie in Gedanken hinzu. Doch wieso sollte sie das erwähnen, wenn sie ohnehin bald wieder ihren Mädchennamen tragen würde?
    Melissa klimperte mit ihren langen, falschen Wimpern. „Was machst du so?“
    Anders als Claire, die an diesem Tag ausgewaschene Jeansshorts und ein orange-rot-schwarzes T-Shirt der Cincinnati Bengals trug, das sie Todd stibitzt hatte und das ihr zu groß war, steckte Mels schlanker Körper in einer hautengen weißen Stoffhose und einer weißen Tunikabluse, auf der mit weißen Sternpailletten ein Schmetterling angedeutet war; alles Ton in Ton. Das wäre nichts für Claire gewesen. Für sie war Weiß ohnehin keine richtige Farbe.
    „New York City“,

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