Die Maske des Meisters
Gleitcreme, Rasiergel, Handtuch und Waschlappen verstreut.
In Windeseile löste sie die Manschetten. Sie entfernte den Vibrator, achtete darauf, nicht auf den Rasierer zu treten und lief zum Fenster. Doch vor dem Haus parkte kein Wagen. Alles war friedlich. Die Maispflanzen raschelten leise, weil eine Brise aufgekommen war. Die Krähen hatten sich verzogen.
„Du musst dich geirrt haben“, sagte Claire zu sich selbst und bemerkte erst jetzt, dass ihre Feuchtigkeit ihre Beine hinabfloss.
14. KAPITEL
Als Claire unter der Dusche stand, schwirrten tausend Gedanken durch ihren Kopf. Ihr Körper war durch den enormen Orgasmus auf eine angenehme Weise müde, aber ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Warmes Wasser strömte über ihr Gesicht, und sie dachte über das nach, was Vali sie gelehrt hatte. Er war fordernd, doch er überforderte sie nicht, sondern spielte mit ihren Ängsten und Tabugrenzen, bis sie diese kaum noch wahrnahm, weil sie zu erregt war. Es war ein berauschendes Gefühl für Claire, weiter zu gehen, als sie jemals zuvor gegangen war.
Sie grübelte auch darüber, was die Zukunft bringen würde. Würde sie sich auch derart gehen lassen können, wenn Vali vor ihr stand? Ein Mann aus Fleisch und Blut. Ein Mann mit kräftigen Händen. Und einer großen Wölbung in seiner Jeans.
Nur allzu gerne hätte sie einen Blick auf seinen Phallus geworfen! Ihr lief das Wasser im Mund zusammen bei der Vorstellung, den steifen Schaft aus Valis Hose herausragen zu sehen wie eine NASA-Rakete, die bereit zum Start ist. Wieso hatte Vali seine Hose nicht geöffnet? Hatte er möglicherweise etwas hineingestopft, um sie zu beeindrucken, und war gar nicht so gut bestückt? Dass er nicht onaniert hatte, grenzte an Selbstkasteiung.
Claire lachte leise, gab einen Strang Duschgel in ihre Handfläche und wusch sich zwischen den Beinen. Es war unglaublich, wie feucht sie geworden war.
Sie wollte nicht, dass dieses Erlebnis einzigartig blieb. Es sollte vielmehr der Auftakt einer lustvollen Liaison sein, ob nun Affäre oder Liebesbeziehung, lieber Letzteres, doch was Vali betraf, nahm sie, was sie kriegen konnte. Er war genau das, was sie unbewusst gesucht hatte: jemand, der sie nicht nur sanft unterwarf, sondern ihr auch alle Fragen beantwortete, auch die, die sie nicht stellte, denn sie hatte keine Ahnung von dem Spiel um erotische Dominanz und Unterwerfung. Andere Männer hätten diesen Umstand ausgenutzt. Vali nicht.
Aber es nagten auch Zweifel an ihr. Er gefiel ihr sehr gut. Aber gefiel sie ihm auch? Hatte sie seine Erwartungen erfüllt? Vielleicht fand er ihre Brüste zu klein oder ihren Bauch zu dick.
„Mach dich nicht verrückt“, sagte Claire laut zu sich selbst.
Sie nahm die Brause und spülte das Gel von ihrer Scham. Es prickelte wohlig, aber sie war zu satt, um sich nach einem zweiten Höhepunkt zu sehnen. Besonders nicht durch die Brause. Sondern sie begehrte Vali. Die Sehnsucht, die sie nach ihm empfand, obwohl sie sich gerade erst verabschiedet hatten, fand ihren Ursprung nicht zwischen ihren Schenkeln. Sie kam aus ihrem Herzen.
Ihre Lust war befriedigt, jedoch nicht ihr Verlangen nach Zärtlichkeit und Nähe.
„Da gibt es nur eine Lösung.“ Claire drehte die Dusche ab und schob den Vorhang beiseite. Sie langte nach dem Handtuch, das neben der Dusche auf dem Korbeimer für die Schmutzwäsche lag, trocknete ihr Gesicht und rubbelte ihre gewaschenen Haare trocken. „Ich muss mich mit ihm treffen. In der Realität.“
Sie musste sich ihm ja nicht sofort unterwerfen. Für den Anfang reichte es, gemeinsam essen zu gehen und sich kennenzulernen. Wie seltsam es doch war, dachte sie, wir lernen zuerst unsere intime Seite kennen und dann das Aussehen, den Charakter, Interessen, Beruf … Normalerweise funktionierte es andersherum.
Grübelnd fragte sie sich, ob eine Beziehung Zukunft haben konnte, die mit Sex begann.
Claire betrachtete ihr Spiegelbild, das lachend den Kopf schüttelte. „Hey, du hast bis jetzt noch nicht einmal mit ihm geschlafen!“
Du machst dir zu viele Gedanken, ermahnte sie sich stumm und begann, ihr Haar zu kämmen. Ob Vali Rotblond mochte? Ihr Schopf leuchtete weder in einem rassigen Mohnrot noch in einem fröhlichen Maisblond, war nichts Halbes und nichts Ganzes. Weil der späte Nachmittag immer noch heiß war, entschied sie sich, ihr Haar nicht zu föhnen, sondern lufttrocknen zu lassen.
Sie holte den Vibrator aus dem Büro, wusch ihn gründlich und trocknete ihn ab. Dann kehrte sie nackt
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