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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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anonym. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dass er wusste, wer hinter dem Namen Nymphae steckte, genauso wenig wie sie herausfinden konnte, wer Vali in der Realität war.
    Aber war es nicht ein Zufall zu viel? Der nordischen Mythologie begegnete man in Ohio nicht jeden Tag, die Chance war sogar mehr als gering. Claire war die Schwester eines der Deputy Sheriffs, die den Täter, der sich selbst Ase nannte, jagten.
    Schweiß perlte aus ihrer Achselhöhle. Claire nahm wieder Platz und brauchte all ihre Kraft, um sich auf den Artikel zu konzentrieren. Nur Fetzen blieben in ihrem Gedächtnis hängen. Sie fühlte sich, als würde sie sich jeden Moment vor Entsetzen auflösen.
    Einige Worte las sie laut: „Vali. Rachegott. Mitglied der Asen. Nordisches Göttergeschlecht. Guter Schütze und mutiger Kämpfer.“
    Laut Mythologie wurde Vali schon am ersten Tag nach seiner Geburt zum Rächer seines Halbbruders Balder.
    Der blinde Gott Hördur erschoss – getäuscht durch Loki, den schönen, aber teuflischen Sohn zweier Riesen – unabsichtlich seinen Zwillingsbruder Balder mit einem Mistelpfeil. Daraufhin nahm Vali Rache an Hördur.
    „Vali ist ein Mörder“, wisperte Claire bestürzt.
    Alles Blut war aus ihrer Hand gewichen, die die Computermaus umklammerte. Ihre Finger waren kalt. Sie hatte recht gehabt, ein Nickname sagte viel über den Chatter aus. Hätte sie die Bedeutung von Vali doch sofort überprüft.
    Claire war aufgeregt. Ihr Herz schlug ihr bis in den Kopf und verstärkte das Kopfweh. Heißkalte Schauer wechselten sich ab. Sie zitterte, schwitzte, fror und spürte eine tiefe Traurigkeit, weil ihre Illusion zerstört war, in Vali mehr als nur einen Chatpartner gefunden zu haben.
    Er war gefährlich.
    Ihr Blick glitt zu dem Hocker, auf dem der Ladyshaver gelegen hatte. Sie dachte an das Rasiermesser und wie gerne er die Klinge über ihre verletzliche Scham geführt hätte. In diesem Augenblick hätte sie seine wahre Natur erkennen müssen. Aber er hatte sie nicht gedrängt, sondern sich beherrscht. Aber hätte er das auch getan, wenn er anwesend gewesen wäre?
    Alle im Chat trugen Masken. Sie hatte Valis Maske heruntergerissen, doch es brachte ihr nur Fassungslosigkeit. Ihre Augen wurden feucht. Sie wollte nicht wahrhaben, dass er der Verbrecher war, den ihr Bruder suchte, der Gott-weiß-was mit Cynthia getan hatte und ihren Körper, tot oder lebendig, verschleppt hatte.
    Claire konnte die beiden Männer nicht als ein und dieselbe Person betrachten.
    Sie sprang erneut auf und hastete zum Fenster, um nach Todd Ausschau zu halten. Was hielt ihn so lange auf? Er kam sonst nie so spät. Wie friedlich die Umgebung aussah! Die Sonne war mittlerweile so weit gesunken, dass es so aussah, als würde sie auf den Spitzen der Maispflanzen ruhen. Eine Katze streifte über das brachliegende Feld.
    „Vielleicht hat Vali eine gespaltene Persönlichkeit, eine gute und eine böse Seite.“ Nervös fuhr sie sich durch Haare. Sie waren immer noch feucht. „Oder er ist ein unbescholtener Bürger und weiß gar nichts von meinen Verdächtigungen.“
    Sie führte eine Haarsträhne zu ihrem Mund und biss auf den Spitzen herum, bis sie merkte, wie lächerlich das aussah, und hörte auf.
    Die Asen waren ein Göttergeschlecht. Sah Vali sich selbst als Gott, der über allem stand? Als Richter über Leben und Tod? Hatte er Rache an Cynthia Bavenger geübt?
    Oder hatte er sich diese beiden Namen nur ausgesucht, weil er sie cool fand? Viele Chatter nannten sich Batman oder Zorro. Dunkle Rächer, mit denen sie im real life rein gar nichts gemein hatten.
    Doch Vali kämpfte nicht für Gerechtigkeit und gegen das Böse. Er verkörperte selbst das Böse.
    Falls er denn tatsächlich Ase war.
    „Ich muss mit Todd sprechen.“ Sie erhob sich und ging schnellen Schrittes aus dem Büro in den Korridor hinaus. Es war Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Sie würde ihm bestimmt nichts über den Webcam-Sex erzählen, aber über den Rest musste sie ihm Bericht erstatten. Er würde ihr sagen, was zu tun war.
    Halte dich von Vali fern, genau das würde Todd ihr raten, nein, er würde es ihr befehlen.
    Claire spürte einen Stich in der Magengegend. Ein Teil von ihr wollte den Kontakt zu Vali nicht abbrechen. Einen so guten Lehrmeister der Lust würde sie so schnell nicht wiederfinden. Es gefiel ihr, wie er mit ihr sprach, dass er ihr so viel erklärte und behutsam vorging.
    Sie stolperte in ihr Zimmer und griff stöhnend an ihre Schläfe. Der

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