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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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künstliche Licht der Tankstelle …
    Das hatten wir schon einmal, rief Claire sich in Erinnerung, und machte sich auf zum Tresen.
    Morris folgte ihr wie ein getretener Hund. „Ich werde jetzt gehen. Die Geschäfte in New York rufen“, sagte er traurig. „Wir hören bei der Scheidung voneinander. Ich würde gerne freundschaftlich auseinandergehen.“
    Claire stellte ihren Einkauf auf den Tresen, spähte aus dem Fenster und sah gerade noch, wie der Rothaarige um die Ecke bog. Wohnte er in der Nähe und ging zu Fuß nach Hause? Oder hatte er dort geparkt? Weshalb sollte er das tun? Das alles kam ihr spanisch vor. „Keine Sorge, ich will keinen Cent von dir.“
    „So war das nicht gemeint“, stellte Morris klar und bezahlte die Dinge, die sie ausgesucht hatte, bevor sie sich dagegen wehren konnte. „Unsere Ehe war kurz, aber heftig, und ich schaue gerne auf das Jahr mit dir zurück. So soll es auch bleiben. Keine schmutzige Wäsche.“
    „Von mir aus gerne.“ Sie hatte das Thema Morris Austin ohnehin längst abgeschlossen. Da war ein anderer Mann, den sie begehrte wie keinen Mann zuvor, doch ausgerechnet mit ihm konnte es keine gemeinsame Zukunft geben.
    „Bekomme ich noch eine letzte Umarmung?“
    Claire schaute kurz zu Donnie, der sich zu den Zigarettenschachteln umdrehte und so tat, als würde er den Bestand überprüfen. Widerstrebend tat sie Morris den Gefallen, ärgerte sich aber bereits nach kurzer Zeit darüber, weil er sie länger und fester an sich drückte, als nötig gewesen wäre.
    Nachdem er sie losgelassen hatte, versuchte er sogar, sie zum Abschied zu küssen, aber sie drehte sich zu Donald. „Ich muss dich etwas fragen.“
    Der Tankstellenpächter errötete, wahrscheinlich weil er nicht zwischen die Fronten geraten oder etwas von den Beziehungsproblemen mitbekommen wollte.
    „Du hast ja meine Handynummer, falls du mich brauchst.“ Morris strich mit dem Handrücken über ihre Wange und ging.
    „Ja, klar.“ Sie wandte sich wieder an Donnie. „Kann ich durch deine Werkstatt rausgehen?“
    „Glaubst du, er könnte dich verfolgen?“ Donald zeigte zur Tür, durch die Morris verschwunden war.
    Nein, das tat sie nicht. Dass Morris nach Oakwood gekommen war, grenzte an ein Wunder, aber er würde ganz bestimmt nicht noch mehr um sie und ihre Ehe kämpfen. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihm hinterherliefen und nicht andersherum. Aber sie ließ Donnie in dem Glauben.
    „Wer weiß“, antwortete sie ausweichend. In Wahrheit ging es ihr um den Rothaarigen. Sie hatte eine Vermutung.
    Donald zeigte ihr den Weg durch die Werkstatt und kehrte sogleich zurück in den Verkaufsraum, weil drei Jugendliche in die Tankstelle kamen. Er traute ihnen nicht über den Weg.
    Claire öffnete die Hintertür nur einen Spaltbreit und linste hinaus. Es war nichts Auffälliges zu sehen. Als sie jedoch die Tür etwas weiter aufmachte, entdeckte sie, was sie geahnt hatte. Das Heck des schwarzen Buicks. Er parkte in der Nebenstraße. Der rothaarige Mann war nirgends zu sehen.
    Sie trat auf die Straße und schaute sich um. Erst ein Geräusch machte sie auf ihn aufmerksam. Er stand auf einem Gehweg, der zwischen Werkstatt und dem angrenzenden Haus hindurch verlief, und urinierte.
    Schwein, dachte Claire, bewaffnete sich mit dem größten Schraubenschlüssel, den sie auf die Schnelle finden konnte, und ging in Seelenruhe hinüber zum Wagen. Dort lehnte sie sich lässig dagegen und bedeckte ihre Waffe mit der Tüte, in die Donald ihren Einkauf gepackt hatte.
    Zuerst bemerkte der Fremde sie nicht, da er noch an seinem Reißverschluss nestelte und seinen Gürtel schloss. Erst als er aufschaute, die Schlüssel in der Hand, um die Fahrertür aufzuschließen, sah er Claire. Überrascht blieb er stehen. Er schwieg, guckte sie einfach nur an und machte einen völlig konsternierten Eindruck.
    „Warum verfolgen Sie mich?“, fragte sie bissig.
    Eine Schweißperle rann seine Schläfe herab. „Tue ich doch gar nicht.“
    „Lügen Sie mich nicht an!“, wetterte sie und bemühte sich zu verdrängen, dass sie ihm körperlich unterlegen war, wahrscheinlich sogar trotz ihrer lächerlichen Waffe. „Sie haben mir hinterherspioniert, als ich im Rathaus war, und sind mir in den Supermarkt gefolgt. Was wollen Sie von mir?“
    Perplex öffnete er seinen Mund, sagte jedoch nichts. Scheinbar suchte er nach einer Ausrede, ihm fiel jedoch nichts ein, daher schloss er seinen Mund wieder. Er lüftete seine Kappe und fuhr sich durch die roten

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