Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
Vom Netzwerk:
Friseursalon die abgeschnittenen Haare zusammenkehren durfte. „Und für mich hättest du es auch nicht tun brauchen.“
    Er linste über ihre Schulter. „Suchst du etwa einen Job in dieser Einöde?“
    Sie blinzelte ihn an und log: „Ich schaue für Todd nach, denn er wird einen brauchen. Wenn er erfährt, dass du in Oakwood bist, garantiere ich für nichts. Nachdem er diese unschöne Angelegenheit aus der Welt geräumt hat, wird Sheriff Donnahue ihn feuern.“
    Mit Genugtuung beobachtete sie, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Morris war ein Hengst im Bett und ein ausgefuchster Geschäftsmann, aber Mut gehörte nicht zu seinen Eigenschaften.
    „Ich habe einen großen Bogen um sein Haus gemacht, obwohl ich wusste, dass du bei ihm wohnst“, gab er kleinlaut zu. „Nachher verhaftet er mich noch wegen Stalking.“
    Müde hob sie eine Augenbraue. „So hartnäckig wie ein Stalker wärst du sowieso nicht.“
    „Willst du unsere Ehe wegwerfen?“, fragte er vorwurfsvoll. „Kannst du alles, was wir hatten, so einfach vergessen?“
    Absichtlich formulierte sie ihre Antwort schnoddrig. „Deine Affäre mit der Kleinen aus der Wurstbude werde ich nie vergessen. Damit hast du ein Zeichen gesetzt, Morris: Ich reiche dir nicht oder befriedige deine Bedürfnisse nicht gut genug. Du bist es, der unsere Ehe die Toilette runtergespült hat.“
    Er legte die Hand an ihren nackten Oberarm, doch sie entzog sich ihm. „Nein, nein, du verstehst das falsch. Das war nur ein Ausrutscher. Die Kleine bedeutet mir gar nichts. Wir beide“, er zeigte zuerst auf Claire und dann auf sich, „das ist mir wichtig. Du bist großartig im Bett. Unser Sex war immer toll, nicht wahr?“
    „Er war nett, mehr nicht“, entgegnete sie kühl. Der Sex mit Vali war toll!
    Sichtlich irritiert brauchte er einen Moment, um sich wieder zu sammeln. „Du kannst mich sehr wohl befriedigen …“
    Bevor er mit dem Unsinn fortfuhr und sie wütend machte, fiel sie ihm ins Wort: „Aber du mich nicht.“
    Sie ging zu den Getränken hinüber und nahm eine kleine Flasche stilles Mineralwasser. Ohne Flüssigkeit würde sie den Rückweg nicht überstehen. Sie hätte Morris fragen können, ob er sie nach Hause fuhr, denn er musste sich einen Mietwagen geliehen haben, aber sie würde lieber verdursten, als ihn um einen Gefallen zu bitten.
    Morris war so vor den Kopf gestoßen, dass er bisher auf der Stelle stehen geblieben war und ihr erst jetzt folgte, da sie zu den Sandwiches hinüberschlenderte. „Du hast einen anderen, richtig?“
    Was sollte sie darauf antworten? Sie begann sich in Vali zu verlieben, aber das war falsch, denn er war ein Krimineller. Doch nach allem, was sie zwischen seinen Zeilen gelesen und herausgehört hatte, war er nicht das Monster, das er vorgab zu sein. Sie glaubte sogar, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, auch wenn er allen vorgaukelte, eine Bestie zu sein. Aber vielleicht wollte sie das auch nur glauben. Sie waren kein Paar und würden es auch niemals werden. Von Beziehung konnte keine Rede sein, aber da war etwas Besonderes zwischen ihnen, das sie nicht leugnen konnte.
    Morris nahm ein Truthahn-Sandwich aus der Kühltheke und reichte es Claire. „Hier, das isst du doch am liebsten.“
    Sie lächelte ihn müde an. Diese Vertrautheit war wundervoll, aber sie liebte ihn nicht mehr. Nun, da sie in seine braunen Augen sah, spürte sie, dass nicht alle Gefühle für ihn erloschen waren, aber sie waren nicht mehr als ein schwaches Glimmen, ein Schatten der Vergangenheit.
    „Ich habe keine Chance mehr. Verstehe.“
    Claire versuchte die richtigen Worte zu finden, war aber noch nie geschickt darin gewesen, etwas diplomatisch auszudrücken, daher sagte sie frei heraus: „Es ist aus, und daran wird sich nichts ändern.“
    Im Augenwinkel bemerkte sie einen weiteren Kunden, der bei Donald an der Theke stand und bezahlte. Wie Claire trug er eine Baseballkappe. Darunter lugten rote Haare heraus. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Morris nickte geknickt. „Dann muss ich das akzeptieren. Ich habe dich wirklich geliebt, Claire, und kann nicht nachvollziehen, weshalb du mir diese eine Dummheit nicht verzeihen kannst. Aber es ist, wie es ist. Ich sehe dir an, dass es an deiner Meinung nichts mehr zu rütteln gibt.“
    „Du kennst mich gut.“ Der Fremde verabschiedete sich von Donald und trat ins Sonnenlicht. Mit einem Mal sahen seine Haare heller aus. Vielleicht waren sie doch nicht rot, sondern blond und wirkten durch das

Weitere Kostenlose Bücher