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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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heranpirschen können, musste er der schlechteste Privatdetektiv im Hamilton County sein. Hoffentlich war er wenigstens billig gewesen.
    Sie stand auf und hielt sich die kühle Flasche an ihr Dekolleté. „Das heimliche Bewachen hat sich hiermit erledigt. Wir brauchen Ihre Dienste nicht mehr.“
    „Aber ich könnte Sie beschützen, Miss Austin.“ Seine Miene erhellte sich. „Exklusiver Personenschutz.“
    „Nein, danke. Wie Sie gesehen haben, kann ich mich gut selbst zur Wehr setzen. Machen Sie es gut, Sam.“ Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Als sie Sam damals im Supermarkt auf die Spur gekommen war, hatte sie sich fast in die Hose gemacht und jetzt stellte sich heraus, dass er zu ihrem Schutz engagiert worden war. Sie liebte ihren Bruder wirklich sehr, aber das ging zu weit. Todd hatte mithilfe von Samuel Gordon seine Nerven beruhigt, aber ihre aufs Äußerste strapaziert. Als hätte sie nicht schon genug um die Ohren. Aber das konnte er ja nicht ahnen.
    Niemand wusste, dass sie in Kontakt mit Vali stand. In Körperkontakt.

25. KAPITEL
    Den ganzen Tag über quälte Claire ihr schlechtes Gewissen. Es war ihre Pflicht, Todd über ihren Kontakt zu Ase aufzuklären. Er würde stinksauer sein, wenn später herauskam, dass sie sich mit Vali getroffen und mit Cynthia telefoniert hatte. Die beiden Frauen lebten noch, diese Information war wichtig für die Polizei, aber noch vielmehr für die Familien der Entführungsopfer.
    Nur, wie sollte Claire ihre Beichte angehen, ohne dass Todd ihr den Kopf abriss?
    Der Nachmittag verging im Schneckentempo. Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Ihre Zeit lief ab, aber die richtigen Worte wollten ihr nicht einfallen. Sie hatte keine Lust auf ein Donnerwetter. Ihre Nerven lagen ohnehin schon blank. Aber es war klar, dass Todd ausflippen würde, wenn sie ihm alles erzählte.
    „Du hast die ganze Zeit mit Ase gechattet und kein Sterbenswörtchen davon gesagt?“, würde er sie anschreien. „Hast dich mit ihm im Gebüsch auf dem Sommerfest des Sheriff’s Departments amüsiert, wo ein einziger Schrei uns auf ihn hätte aufmerksam machen können?“
    Und Claire konnte verstehen, wenn er ausflippen würde. Vielleicht hätte sie Liberty Brewers Entführung verhindern können. Eventuell wäre Ase auf dem Fest verhaftet worden. Möglicherweise hätte Claire einen Blick auf sein Gesicht werfen und ihn später identifizieren können.
    Es hätte aber auch sein können, dass er nach der Inhaftierung den Aufenthaltsort von Cynthia und Libby nicht verraten hätte und die beiden Opfer in ihrem Gefängnis verrottet wären. Auf dem Fest hätte er fliehen und die beiden Frauen aus Rache töten können. Dieses Risiko war zu groß, auch wenn Claire Vali das nicht zutraute, aber Menschen taten manchmal Dinge, die sie unter normalen Umständen niemals tun würden. Kurzschlussreaktion.
    Sie aß einen Schokoriegel nach dem anderen, bis ihr speiübel war.
    Als das Wasser im Kocher sprudelte, gab sie vier gehäufte Löffel Instantkaffee in einen Becher und sah zum tausendsten Mal auf die Uhr. Ihr Bruder war immer noch nicht von der Arbeit heimgekehrt. Sie füllte das heiße Wasser in die Tasse. Seufzend nahm sie am Küchentisch Platz und rührte gedankenversunken, damit das Granulat sich auflöste.
    Das Warten machte sie verrückt. Sie wartete darauf, dass Todd zur Tür hereinkam, wartete darauf, von Ase entführt zu werden, und wartete auf eine Eingebung, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte.
    So konnte es nicht weitergehen.
    „Werd endlich aktiv“, sprach sie zu sich selbst, nippte am Kaffee und verbrannte sich die Zunge.
    Sie rief sich das Telefonat mit Cynthia Bavenger in Erinnerung. Abgesehen von Unverschämtheiten war nicht viel aus ihrem Mund gekommen. Vali musste eine Engelsgeduld besitzen, da er Cynthia noch kein Haar gekrümmt hatte.
    „Ich hol mir noch den Tod in diesem Loch“, hatte sie gesagt.
    Das ließ vermuten, dass die beiden Frauen in einem feuchten Keller oder etwas Ähnlichem eingesperrt waren. Aber wo war dieser Keller? In Oakwood und Umgebung standen meistens Einfamilienhäuser, die in Leichtbauweise gefertigt worden waren und daher keinen Keller besaßen. Ein weiterer Grund war, dass die Menschen in den kleinen Ortschaften nicht gerade reich waren und sich das Geld für ein unterirdisches Geschoss sparten. Bei öffentlichen Gebäuden sah das jedoch anders aus. Rathaus und Kirche besaßen Keller.
    „Öffentliche Gebäude“,

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