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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Straßen waren wie leer gefegt.
    Alle versuchen sich so wenig wie möglich zu bewegen, und du läufst zu Fuß durch die brütende Hitze, schimpfte sie mit sich selbst. Obwohl sie beim Verlassen des Hauses einen Schluck Wasser getrunken hatte, war ihr Hals staubtrocken, und es quälte sie ein höllischer Durst.
    Als sie an der Tankstelle ankam und durch die Fensterscheibe sah, erspähte sie Donnie hinter der Theke. Der Pächter war ein sympathischer Riese, und Claire hatte ihn noch nie ohne seinen ölverschmierten Blaumann gesehen, der sich eng über seinen Bauch spannte. Donald Munch hatte eine seltsame Figur: dünne Arme und Beine, aber einen Bauch, der nach vorne wuchs wie bei einer Schwangeren. Um sich etwas Geld dazuzuverdienen, führte er kleinere Reparaturarbeiten an Autos und Motorrädern in seiner kleinen Werkstatt durch, die unmittelbar an die Tankstelle angrenzte. Offensichtlich hatte er gerade nichts zu tun, denn er bediente sich an seiner eigenen Auslage, riss einen Schokoriegel auf und biss gelangweilt hinein.
    „Hey, Claire. Wieder im Lande?“, nuschelte er mit vollem Mund, als sie den Kassenraum betrat und die Türklingel ihn aus seiner Lethargie weckte.
    „Nur kurz, Todd besuchen.“ Da war sie wieder, die Blockade. War sie nicht gerade dabei, sich einen Job zu suchen? Weshalb tat sie dann immer noch, als wäre sie auf dem Sprung? Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Als sie gerade den angegliederten Shop ansteuern wollte, streifte ihr Blick den Überwachungsmonitor, der so auf der Theke stand, dass sowohl der Kassierer als auch die Kunden ihn sehen konnten. Als Abschreckung, hatte Donnie einmal erklärt. Wenn bekannt ist, dass die Kunden gefilmt werden, gibt es weniger Tankende, die einfach davonbrausen, ohne zu bezahlen.
    Was Claire stutzig machte, war ein dunkler Wagen, der zwischen den Zapfsäulen hindurchfuhr, ohne zu tanken. Wieso hätte er die Straße verlassen und über das Gelände fahren sollen?
    „War das gerade ein Buick?“ Sie zeigte auf den Bildschirm.
    Doch Donald zuckte nur mit den Achseln. „Hab nicht drauf geachtet. Die Kunden werden ja gefilmt, da brauche ich nicht ständig auf den Bildschirm zu gucken.“
    Damit machte er sich etwas vor, aber sie sagte nichts dazu. „Du hast nicht einmal im Augenwinkel einen schwarzen Wagen durch das Kamerabild fahren sehen?“
    „Der Monitor ist schwarz-weiß. Nachts sind alle Katzen grau.“
    Damit hatte er recht. Vermutlich sah sie in jedem dunklen Wagen mittlerweile einen schwarzen Buick.
    Claire machte eine wegwischende Geste, lächelte entschuldigend und ging in den Shop.
    Vor dem Aufsteller mit den Zeitungen und Magazinen blieb sie stehen. Für ein Kaff wie dieses gab es hier ein großes Sortiment. Da sie jedoch nach einer Arbeitsstelle in der näheren Umgebung suchte, schränkte das ihre Auswahl ein.
    Sie nahm die Oakwood Tribune und wunderte sich darüber, dass es nur ein dünnes Blättchen war. Claire hatte sie dicker in Erinnerung. Aber über was sollte die Lokalzeitung auch schreiben? So viel passierte in dieser Gegend schließlich nicht – wenn nicht gerade zwei Frauen entführt wurden.
    Plötzlich trat jemand hinter sie. Sie spürte ein Kribbeln in ihrem Rücken. Claire rollte die Zeitung ein, um sie ihrem Verfolger über den Schädel zu ziehen. War Ase gekommen, um sie zu holen? Hatte sie doch einen Buick gesehen und stand nun der Rothaarige hinter ihr?
    „Ich will dich zurück.“
    Claire flog herum. „Morris? Was machst du hier?“ Sie traute ihren Augen kaum. Er war der Letzte, den sie erwartet hatte.
    „Sagte ich gerade, ich will dich zurück.“ Erwartungsvoll sah er sie an.
    „Glaubst du, ich springe jetzt in deinen Wagen und komme mit dir?“, fragte sie und stemmte die Hände in die Hüften.
    „Ich habe den langen Weg nur für dich gemacht.“ Er breitete seine Arme aus, als wollte er sagen: Was willst du eigentlich? Ich habe etwas so Grandioses getan, nur für dich, und du weißt es nicht zu würdigen.
    Sie verdrehte die Augen und rollte die Zeitung wieder auseinander. „Du bist nicht um die halbe Welt gereist, sondern nur von New York nach Ohio.“
    „Das habe ich bisher für keine Frau getan“, stellte er klar. Unverständnis spiegelte sich auf seinem Gesicht. Er hatte offensichtlich mit einer anderen Reaktion gerechnet.
    Demonstrativ schlug sie die Zeitung auf und prüfte, wie umfangreich der Teil mit den Stellenanzeigen war. Mickrig. Vielleicht sollte sie Melissa fragen, ob sie in ihrem

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