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Die Masken der Niedertracht

Die Masken der Niedertracht

Titel: Die Masken der Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-France Hirigoyen
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ihnen dann die unbestreitbaren Beweise der gelungenen Aneignung.
    Die Aneignung ist die logische Folge des Neids.
    Die Güter, um die es hier geht, sind selten materielle Güter. Es sind geistige Fähigkeiten, die schwer zu entwenden sind: Lebensfreude, Empfindsamkeit, Gewandtheit im Gespräch, Kreativität, musikalische oder literarische Talente .... Äußert der Partner eine Idee, läuft die Sache so, daß die ausgesprochene Idee nicht mehr die seine bleibt, sondern zu der des Perversen wird. Wenn der Neider nicht von Haß verblendet wäre, könnte er in einem Austauschverhältnis lernen, wie man ein wenig von diesen Gaben erwirbt. Das setzt aber Bescheidenheit voraus, die die Perversen nicht haben.
    Die narzißtischen Perversen eignen sich die Vorlieben des anderen an, indem sie sich für diesen anderen begeistern oder, genauer, sich für diesen anderen in dem Maße interessieren, als er im Besitz von etwas ist, was sie begeistern könnte. So sind sie erfüllt von Zuneigung und danach von brutaler und unwiderruflicher Ablehnung. Der Umgebung fällt es schwer zu verstehen, wie jemand an einem Tag im siebten Himmel schweben und am nächsten Tag am Boden zerstört sein kann, ohne daß sich dazwischen irgend etwas Erkennbares ereignet hätte, das Grund zur Klage böte. Die Perversen saugen die positive Energie derer, die sie umgeben, auf, nähren und erneuern sich davon; und danach laden sie ihre ganze negative Energie auf sie ab.
    Das Opfer bringt ungeheuer viel mit, aber es ist nie genug. Nie zufrieden, sind die narzißtischen Perversen stets «Opfer», und ihre Mutter (oder das Objekt, auf das sie ihre Mutter projiziert haben) wird immer für verantwortlich gehalten. Die Perversen attackieren den anderen, um aus der Opfersituation herauszukommen, die sie in ihrer Kindheit kennengelernt haben. In einer Beziehung führt diese alte Opfer-Ausstrahlung den Partner in die Irre, der trösten, wiedergutmachen will und nicht an Schuldzuweisungen denkt. Bei Trennungen spielen sich die Perversen dann als verlassene Opfer auf, was ihnen eine schöne Rolle beschert und ihnen ermöglicht, einen neuen, tröstenden Partner anzulocken.
     
     
    Die Unverantwortlichkeit
     
    Die Perversen betrachten sich als nicht verantwortlich, weil sie keine wirkliche Subjektivität haben. Sich selbst fern, sind sie es ebenso anderen. Wenn sie nicht faßbar sind, wenn sie sich nie stellen, dann deshalb, weil sie eigentlich nicht «da» sind. Wenn sie die anderen beschuldigen, verantwortlich zu sein für das, was ihnen zustößt, beschuldigen sie im Grunde nicht, sie stellen fest: Da sie selbst nicht verantwortlich sein können, muß es wohl der andere sein. Die Schuld dem anderen zuzuschieben, ihm Übles nachzureden, indem man ihn als schlecht ausgibt, gestattet nicht nur, sich abzureagieren, sondern auch, sich reinzuwaschen. Niemals verantwortlich, niemals schuldig: alles, was schiefläuft, ist immer die Schuld der anderen.
    Sie schützen sich mit Hilfe von Projektionsmechanismen, die all ihre Schwierigkeiten und all ihre Mißerfolge auf das Konto anderer schieben und verhindern, sich selbst in Frage zu stellen. Sie schützen sich auch durch Leugnen der Realität. Sie eskamotieren den psychischen Schmerz, den sie in Negativität umwandeln. Dieses Leugnen geschieht beständig, selbst bei den kleinen Dingen des Alltags, selbst wenn die Realität das Gegenteil beweist. Leid ist ausgeschlossen, Zweifel ebenfalls. Diese Lasten müssen die anderen übernehmen. Die anderen anzugreifen ist das Mittel, dem eigenen Schmerz, dem Kummer, der Depression aus dem Weg zu gehen.
    Den narzißtischen Perversen fällt es schwer, im gewöhnlichen Leben Entscheidungen zu treffen, und daher sollen andere an ihrer Stelle die Verantwortung übernehmen. Sie sind völlig unselbständig, können nicht auf andere verzichten, weshalb sie sich aufdrängen, und sie haben Angst vor Trennungen. Trotzdem meinen sie, es sei der andere, der sich um Unterwürfigkeit bemüht. Sie wollen nicht sehen, wie ihr Klammern den anderen auslaugt, denn das könnte ihr Selbstbild verdunkeln. Das erklärt ihre Heftigkeit gegenüber einem zu wohlwollenden oder sie stärkenden Partner. Ist dieser hingegen unabhängig, wird er als feindselig und ablehnend wahrgenommen.
    Sie fühlen sich unbehaglich oder ohnmächtig, wenn sie allein sind, und suchen verzweifelt die Unterstützung und den Rückhalt des anderen zu gewinnen. Es fällt ihnen auch schwer, Vorhaben in Angriff zu nehmen und Dinge allein zu

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