Die Matlock-Affäre
der Leute in Windsor Shoals wert gewesen war.
»Richten Sie Ihre Lampe nach unten! Ich kann nichts sehen!«
»Quatsch! Lassen Sie sich einfach fallen!«
Er ließ sich fallen.
In der Sekunde, in der er den Boden berührte, stieß er einen lauten schmerzerfüllten Schrei aus und griff sich ans Bein.
»Ahhh! Mein Knöchel! Mein Fuß! Ich hab' mir den verdammten Knöchel gebrochen!« Er krümmte sich auf dem Boden, das Gesicht von Schmerz verzerrt.
»Maul halten! Her mit dem Papier! Schnell!«
»Du lieber Gott! Was wollen Sie denn von mir? Mein Knöchel ist ganz herumgedreht. Er ist gebrochen!«
»Schlimm! Her mit dem Papier!«
Matlock lag ausgestreckt auf dem Boden. Sein Kopf bewegte sich hin und her, um den Schmerz besser zu ertragen. Er stöhnte und stieß dazwischen hervor:
»Hier ist der Riemen. Machen Sie ihn auf.« Er riß an seinem Hemd, so daß man den Segeltuchgurt sehen konnte.
»Machen Sie ihn selbst auf. Bißchen fix!«
Aber der Mann kam näher. Er war nicht ganz sicher. Der Scheinwerferkegel war jetzt genau über Matlock. Dann wanderte er an ihm herunter. Matlock konnte den dicken Lauf der häßlichen schwarzen Automatik sehen.
Das war der Augenblick, auf den er gewartet hatte.
Seine rechte Hand schoß in die Höhe, auf die Waffe zu. Gleichzeitig warf er sich gegen die Beine des Mannes im Regenmantel. Er hielt den Lauf der Automatik fest und zog ihn mit aller Gewalt nach unten. Die Waffe entlud sich zweimal. Matlock zerrissen die Schüsse fast die Hand, während der feuchte Boden und der peitschende Regen den Knall der Schüsse teilweise verschluckten.
Der Mann war jetzt unter ihm, drehte sich krampfhaft zur Seite, schlug mit den Beinen und dem freien Arm nach dem schwer auf ihm lastenden Matlock. Matlock stützte sich auf den Arm, den er festhielt, und grub die Zähne in das Handgelenk über der Hand, die die Waffe hielt. Er biß in das Fleisch, bis er das Blut herausspritzen spürte, um sich mit dem eisigen Regen zu mischen.
Der Mann ließ die Waffe los und stieß einen erschreckten Schrei aus. Matlock griff nach der Waffe, riß sie dem anderen weg und schmetterte sie ihm ein paarmal hintereinander ins Gesicht. Die Taschenlampe lag in dem hohen Gras. Ihr Lichtkegel stach sinnlos nach oben in das nasse Laub.
Matlock kauerte über dem halb bewußtlosen, blutigen Gesicht seines Widersachers. Er war außer Atem und hatte immer noch den übelkeiterregenden Geschmack des Blutes dieses Mannes im Mund. Er spuckte ein halbes dutzendmal aus und versuchte seine Zähne und seinen Hals damit zu säubern.
»Okay!« Er packte den Mann am Kragen und riß seinen Kopf in die Höhe. »Und jetzt werden Sie mir sagen, was hier geschehen ist! Das war eine Falle, nicht wahr?«
»Das Papier! Ich muß das Papier haben.« Man konnte den Mann kaum hören.
»Man hat mich in die Falle gelockt, nicht wahr! Die ganze letzte Woche war eine Falle!«
»Yeah ... Yeah. Das Papier.«
»Dieses Papier ist recht wichtig, wie?«
»Die werden Sie umbringen ... umbringen werden die Sie, um es zu bekommen! Sie haben keine Chance, Mister ... Keine Chance ... «
»Wer ist sie?!«
»Ich weiß nicht ... weiß nicht!«
»Wer ist Nimrod?«
»Ich weiß nicht ... >Omerta!< ... >Omerta!<«
Die Augen des Mannes weiteten sich. In dem schwachen Widerschein der heruntergefallenen Taschenlampe sah Matlock, daß mit seinem Gefangenen etwas geschehen war. Irgendein Gedanke, eine Vorstellung, gewann die Übermacht über seine gequälte Fantasie. Es tat weh, ihm zuzusehen. Das erinnerte ihn zu sehr an den Anblick des von panischer Angst geplagten Lucas Herren, des erschreckten Alan Pace.
»Kommen Sie, ich schaffe Sie den Abhang hinunter ...«
Weiter kam er nicht. Der Mann mit dem blutverschmierten Gesicht warf sich plötzlich vor, machte einen letzten verzweifelten Versuch, die Waffe zu erreichen, die Matlock in der rechten Hand hielt. Matlock zuckte zurück und feuerte instinktiv die Waffe ab, Blut und Fleischfetzen flogen nach allen Richtungen davon. Der Hals des Mannes wurde halb weggerissen.
Matlock stand langsam auf. Der Rauch der Automatik hing über dem Toten, und der Regen drückte ihn nach unten, in die Erde.
Er beugte sich nach vorne, um die Taschenlampe aus dem Gras aufzuheben, und als er das tat, begann er sich zu übergeben.
28
Zehn Minuten später beobachtete er den Parkplatz unter sich vom Stamm eines mächtigen Ahornbaumes aus, der gute fünfzig Meter weiter bergauf stand. Die neuen Blätter boten ihm teilweisen
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