Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
dunkelroten Leder. Statt dessen war der Raum in etwas völlig anderes verwandelt worden. Es gab keine Bogenfenster mehr. Sie waren jetzt oben abgekantet und von schwarzen, ein oder zwei Zoll breiten Schlitzen gesäumt. Von den Fenstern verlief ein Muster winziger, hölzerner Bambusstreifen, die mit farblosem Lack auf Hochglanz gebracht waren, zu den Wänden. Das Muster ging auch in die Decke über; Tausende hochglanzpolierter Röhrchen, die auf die Mitte zuliefen. Die Mitte der Decke beherrschte ein großer Kreis, der vielleicht drei Fuß durchmaß und in dem eine dicke Glasscheibe eingelassen war. Hinter dem Glas leuchtete ein helles, gelblich weißes Licht, das den ganzen Raum erfüllte. Die Möbel, die er hinter der Masse von Leibern erkennen konnte, waren eigentlich gar keine Möbel. Da waren nur ein paar niedrige Holzstücke in verschiedenen Formen und mit kurzen Beinen -Matlock vermutete, daß es sich dabei um Tische handelte. Anstelle von Stühlen gab es Dutzende von Kissen in grellen Farben, die die Wände säumten.
    Matlock brauchte nicht lange, um den Effekt zu erkennen.
    Der Versammlungssaal von Alpha Delta Phi war auf brillante Weise in das Abbild einer großen schilfbedeckten afrikanischen Hütte verwandelt worden. Die flammende Äquatorsonne eingeschlossen, die durch das Loch in der Decke hereinschien.
    »Das ist erstaunlich! Wirklich erstaunlich. Das muß Monate gekostet haben.«
    »Fast eineinhalb Jahre«, sagte Johnny. »Es ist sehr bequem, sehr entspannend. Wußten Sie, daß heute eine ganze Anzahl von Innenarchitekten diese Richtung übernommen haben? Ich meine, das Zurück-zur-Natur-Motiv. Es ist sehr funktionell und leicht zu pflegen.«
    »Das klingt ja gefährlich nach einer Entschuldigung. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es ist großartig.«
    »Oh, ich entschuldige mich keineswegs«, berichtigte Johnny seine Erklärung. »Adam sagt, daß im Primitiven eine gewisse Majestät liegt. Unser stolzes Erbe.«
    »Adam hat recht. Nur, daß er nicht der erste ist, der das festgestellt hat.«
    »Bitte, machen Sie sich nicht über uns lustig, Mister Matlock ... «
    Matlock sah Johnny über den Rand seines Glases mit Swahili-Punsch an. Du lieber Gott, dachte er, je mehr die Dinge sich verändern, desto mehr bleiben sie die alten.
    Der Kapitelraum von Alpha Delta Phi war am äußersten Ende des Verbindungshauses im Keller. Man hatte ihn kurz nach der Jahrhundertwende gebaut, als wohlhabende ehemalige Mitglieder beträchtliche Summen in Hobbys wie Geheimgesellschaften und Debütantinnenbälle gesteckt hatten. Solche Aktivitäten trugen dazu bei, eine bestimmte Lebensweise zu verbreiten und Propaganda für sie zu machen, sorgten aber gleichzeitig auch dafür, daß man unter sich blieb.
    Tausende junger Männer mit gestärkten weißen Hemden und ebenso gestärktem Charakter waren in diesem kapellenartigen Raum aufgenommen worden, hatten die geheimen Gelübde geflüstert und die fremdartigen, geheimen Handgriffe getauscht, die ihnen ältere Kinder mit strengen Gesichtern erklärt hatten. Sie hatten gelobt, den geheimen Glauben bis zum Tode zu bewahren. Anschließend hatten sie sich betrunken und sich in den Ecken übergeben.
    Diesen Gedanken hing Matlock nach, während er zusah, wie sich vor ihm das Mau-Mau-Ritual abspielte. Es war nicht weniger kindisch, nicht weniger absurd als die früheren Szenen in diesem Raum, überlegte er. Vielleicht waren die physischen Aspekte - die simulierten physischen Aspekte - in dem, was sie vermittelten, brutaler. Aber dann wurzelte die Zeremonie auch nicht in den stilisierten Schritten eines Gesellschaftstanzes, sondern in harten, animalischen Bitten an primitive Götter. Bitten um Kraft und Überleben, nicht um eine Erhaltung der Exklusivität.
    Der Stammesritus selbst war eine Serie unverständlicher Gesänge, deren Intensität immer mehr zunahm. Auf dem Betonboden ausgestreckt lag, nackt, sah man von dem roten Lendentuch ab, das man ihm um Hüften und Beine gebunden hatte und das seine Genitalien bedeckte, der Körper eines schwarzen Studenten - offensichtlich der jüngste Bruder von Lumumba Hall. Am Ende eines jeden Gesanges wurde der Körper des Jungen von vier ungewöhnlich hochgewachsenen Studenten über die Menge gehoben, die selbst bis zur Hüfte nackt waren und nachtschwarze Tanzgürtel trugen. Ihre Beine waren mit Lederspiralen bedeckt. Der Raum wurde von Dutzenden dicker Kerzen erleuchtet, die auf Ständern befestigt waren und deren Schatten über die

Weitere Kostenlose Bücher