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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem Podium an den Tag legte, wenn alle ihm zujubelten. Matlock überraschte das nicht. Seine Kollegen in der Fakultät, deren Kurse Williams belegt hatte, äußerten sich oft über sein freundliches, eher zurückhaltendes Auftreten. Völlig anders als das Bild, das er dem Campus darbot.
    »Du großer Gott! Dann stimmt das ganze Bild nicht! Das ist ein fröhlicher Anlaß. Ein wenig schauerlich vielleicht, aber im Wesen freudig.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe«, lächelte Matlock.
    »Ein junger Mann aus dem Stamm erreicht das Alter der Mannbarkeit, die Schwelle eines aktiven, verantwortungsvollen Lebens. Eine Art Dschungel Bar-Mitzvah. Das ist eine Zeit der Freude. Hier ist kein Platz für Särge oder Klageweiber.«
    »Das stimmt! Richtig, Adam!« sagte der Junge namens Johnny begeistert.
    »Besorg Mister Matlock doch etwas zu trinken, Bruder.« Dann wandte er sich Matlock zu. »Bis zur Zeremonie trinken alle das gleiche - es nennt sich Swahili-Punsch. Okay?«
    »Natürlich.«
    »Richtig.« Johnny verschwand in der Menge und arbeitete sich auf die Punschbowle im Speisesaal zu. Adam lächelte.
    »Ein leichtes Rumgetränk, mit Limonensaft und Heidelbeeren. Gar nicht schlecht ... Danke, daß Sie gekommen sind. Ich meine das ehrlich.«
    »Ich war überrascht, eine Einladung zu bekommen. Ich dachte, das hier wäre eine kleine >in<-Sache. Auf den Stamm beschränkt ... Das ist jetzt nicht so herausgekommen, wie ich es sagen wollte.«
    Williams lachte. »Schon gut. Ich habe das Wort ja auch gebraucht. Es ist gut, in Stämmen zu denken. Gut für die Brüder.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen ... «
    »Die kollektive, schützende gesellschaftliche Gruppe. Sie besitzt ihre eigene Identität.«
    »Wenn das das Ziel ist - das konstruktive Ziel -, dann bin ich auch dafür.«
    »Oh, das ist es. Sie müssen wissen, daß die Stämme im Busch sich auch nicht die ganze Zeit bekriegen. Es wird nicht nur gestohlen und geraubt, und man entführt auch nicht die ganze Zeit Frauen. Das kommt nur von all den Robert-Ruark-Büchern. Sie treiben Handel, teilen sich die Jagd-und Farmgründe und koexistieren im wesentlichen vermutlich besser als Nationen oder selbst politische Gruppierungen.«
    Jetzt mußte Matlock lachen. »Schon gut, Professor. Ich werde mir nach dem Vortrag Notizen machen.«
    »Entschuldigung. Berufskrankheit.«
    »Haupt-oder Nebenberuf?«
    »Das wird sich erweisen, nicht wahr? ... Aber eines sollte ich wohl klarstellen. Daß Sie dafür sind, ist nicht wesentlich.«
    Johnny kam mit Matlocks Swahili-Punsch zurück. »Hey, wissen Sie was? Bruder Davis, das ist Bill Davis, hat gesagt, Sie hätten ihm erklärt, Sie würden ihn durchfallen lassen, und dann haben Sie ihm mitten im Semester gesagt, daß er bestanden hätte!«
    »Bruder Davis hat sich eben von seinem fetten Hintern erhoben und ein wenig gearbeitet.« Matlock sah Adam Williams an. »Dagegen sind Sie doch nicht, wenn ich so etwas sage, oder?«
    Williams lächelte breit und legte Matlock die Hand auf den Arm. »Nein, Sir, Bwana ... In der Beziehung sind Sie der Chef von König Salomons Minen. Bruder Davis ist hier, um zu arbeiten, und zwar so hart er kann, um so weit zu kommen, wie es seine Anlagen erlauben. In dem Punkt sind wir uns einig. Packen Sie ihn nur hart an, den Bruder.«
    »Sie machen mir ja geradezu angst.« Matlock sprach mit einer Leichtigkeit, die er nicht empfand.
    »Aber ganz und gar nicht. Das ist eine rein pragmatische Betrachtungsweise ... Ich habe noch eine paar Vorbereitungen zu treffen. Bis später.« Williams rief einen vorübergehenden Studenten an und ging mit ihm quer durch die Menschenmenge auf die Treppe zu.
    »Kommen Sie, Mister Matlock. Ich zeig' Ihnen die Änderungen, die wir gemacht haben.« Johnny führte Matlock in den Raum, der einmal der Versammlungsraum von Alpha Delt gewesen war.
    In dem Meer von schwarzen Gesichtern sah Matlock ein paar feindselige, reservierte Blicke. Die Begrüßung war vielleicht weniger herzlich, als er es draußen auf dem Campus erwarten durfte, aber im großen und ganzen akzeptierte man seine Gegenwart. Er dachte einen Augenblick lang, wenn die Brüder wüßten, weshalb er gekommen war, würden sich die Bewohner von Lumumba Hall wütend gegen ihn stellen. Er war der einzige Weiße im Raum.
    Die Änderungen, die man vorgenommen hatte, waren drastisch. Verschwunden waren die dunklen Holzvertäfelungen, die dicken Eichensitze unter den mächtigen Fenstern, das schwere, solide Mobiliar mit dem

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