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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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oberen Wände und die Decke tanzten. Die Tatsache, daß die fünf aktiven Teilnehmer des Rituals sich die Haut eingeölt und die Gesichter in diabolischen Mustern bemalt hatten, verstärkte den theatralischen Effekt. Der Gesang wurde immer wilder. Der starre Körper des Jungen flog höher und höher, bis er die Hände der vier Träger verließ und den Bruchteil einer Sekunde später wieder in die ausgestreckten Arme zurückfiel. Jedesmal, wenn der schwarze Körper mit dem roten Lendentuch in die Luft gewirbelt wurde, reagierte die Menge mit immer lauter werdenden gutturalen Schreien.
    Dann registrierte Matlock, der bisher eher distanziert zugesehen hatte, daß er Angst bekam. Angst um den kleinen Neger, dessen steifer, geölter Körper mit solcher Ausgelassenheit in die Luft geschleudert wurde. Jetzt hatten sich nämlich zwei weitere Schwarze, die wie die anderen gekleidet waren, den vieren angeschlossen. Statt aber mitzuhelfen, die jetzt immer höher fliegende Gestalt hochzuwerfen, duckten sich die zwei Schwarzen zwischen den vieren - unter den Körper - und zogen Messer mit langen Klingen. Sie hielten in jeder Hand eines. In Hockstellung streckten sie die Arme aus, bis die Messerklingen starr und ebenso steif wie der Körper darüber nach oben stachen. Jedesmal, wenn der kleine Neger heruntersank, schoben sich die vier Klingen näher an das fallende Fleisch heran. Ein winziger Fehler, ein einziger öliger Rechenfehler von auch nur einem der vier Schwarzen, und das Ritual würde für den kleinen Studenten mit dem Tod enden. Mit Mord.
    Matlock, der das Gefühl hatte, daß das Ritual jetzt weit genug gegangen war, begann die Menge nach Adam Williams abzusuchen. Er sah ihn ganz vorne am Rande des Kreises sitzen und fing an, sich auf ihn zuzuarbeiten. Die Schwarzen, die ihn umgaben, hielten ihn - still, aber bestimmt - auf. Er sah einen Neger, der seinen Arm festhielt, ärgerlich an. Der Schwarze bemerkte seinen Blick nicht; das, was sich jetzt in der Mitte des Raumes vollzog, hypnotisierte ihn.
    Matlock sah sofort weshalb. Der Körper des kleinen Jungen wurde nämlich jetzt gedreht, fiel einmal mit dem Gesicht nach unten. Die Gefahr eines Fehlers hatte um das Zehnfache zugenommen. Matlock packte die Hand an seinem Arm, drehte sie nach innen und schüttelte sie ab. Wieder sah er zu Adam Williams hinüber.
    Er war nicht da. Er war nirgends zu sehen! Matlock stand reglos und unschlüssig da. Wenn er seine Stimme zwischen dem brüllenden Crescendo der Menge erhob, war es durchaus möglich, daß die Konzentration der vier Schwarzen darunter litt, die den Körper immer wieder hochwarfen und auffingen. Das konnte er nicht riskieren, und doch durfte er auch nicht zulassen, daß diese gefährliche Absurdität fortgeführt wurde.
    Plötzlich spürte Matlock wieder eine Hand, diesmal an der Schulter. Er drehte sich um und sah hinter sich das Gesicht von Adam Williams. Es erschreckte ihn. War Williams irgendein primitives Stammessignal übermittelt worden? Der schwarze Radikale deutete Matlock mit einer Kopfbewegung an, er solle ihm durch die brüllende Menge an den äußeren Rand des Kreises folgen. Und zwischen den Schreien sprach Williams.
    »Sie wirken besorgt. Das brauchen Sie nicht zu sein.«
    »Hören Sie! Der Unfug ist jetzt weit genug gegangen! Der Junge könnte dabei getötet werden!«
    »Keine Gefahr. Die Brüder haben monatelang geübt ... Das ist wirklich der simpelste der Mau-Mau-Riten. Die Symbolik ist fundamental ... Sehen Sie? Die Augen des Jungen blieben offen. Zuerst zum Himmel, dann blickt er auf die Messer. Er ist sich die ganze Zeit bewußt - jede Sekunde -, daß sein Leben in den Händen seiner Krieger-Brüder liegt. Er kann, er darf keine Furcht zeigen. Das zu tun würde seine Brüder verraten. Das Vertrauen verraten, das er in ihre Hände legen muß - so wie sie eines Tages ihr Leben in seine Hände legen werden.«
    »Das ist kindisch, gefährlich dumm, und das wissen Sie!« unterbrach ihn Matlock. »Ich sage Ihnen jetzt, Williams, machen Sie dem ein Ende, sonst tue ich das!«
    »Es gibt natürlich«, fuhr der schwarze Radikale fort, als hätte Matlock überhaupt nicht gesprochen, »Anthropologen, die darauf beharren, daß es sich im Wesen um eine Fruchtbarkeitszeremonie handelt. Die bloßen Messer stellen Erektionen dar, die vier Beschützer, die das Kind während seiner frühen Jahre bewachen. Offengestanden finde ich das etwas weit hergeholt. Außerdem scheint es mir selbst für primitive Geister

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