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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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starrte die Zahl einige Minuten lang an. Er tat das mit etwas gemischten Gefühlen. Einerseits bewies das seine Solvenz; andererseits war es etwas beängstigend, sich vorzustellen, daß er nach dreiunddreißig Lebensjahren seinen Nettowert so exakt bestimmen konnte. Da war kein Haus, kein Land, nirgends verborgene Investitionen. Nur ein Auto, einige Besitztümer von bescheidenem Wert und einige veröffentlichte Gedanken solch spezieller Natur, daß von ihnen kein nennenswerter finanzieller Betrag zu erwarten war.
    Und doch war es nach der Ansicht vieler ein nennenswerter Betrag. Nur keineswegs genug. Das wußte er. Deshalb stand auch Scarsdale, New York, auf seinem Tagesplan.
    Das Gespräch mit Sealfont war entnervend gewesen. Matlock wußte nicht, wieviel sein Nervenkostüm noch ertragen würde. Die kalte Wut des Präsidenten von Carlyle wurde nur noch vom Ausmaß seiner Angst übertroffen.
    Die verwirrende Schattenwelt der Gewalt und der Korruption war eine Welt, mit der er sich nie würde abfinden können, weil sie einfach außerhalb seines Begriffsvermögens lag. Matlock hatte voll Erstaunen gehört, wie Sealfont, in seinem Sessel sitzend und auf den schönsten Rasen des ganzen Campus hinausblickend, sagte, daß er vielleicht zurücktreten würde.
    »Wenn diese ganze schmutzige, unglaubliche Geschichte wahr ist - und wer kann daran zweifeln - habe ich nicht das Recht, in diesem Sessel zu sitzen.«
    »Das stimmt nicht«, hatte Matlock geantwortet. »Wenn das wahr ist, wird diese Universität Sie mehr denn je zuvor brauchen.«
    »Einen Blinden? Niemand braucht einen Blinden. Nicht in diesem Amt.«
    »Nicht blind. Unberührt.«
    Und dann war Sealfont in seinem Sessel herumgefahren und hatte die Faust krachend auf die Schreibtischplatte herunterfallen lassen und dabei ungeahnte Kraft gezeigt.
    »Warum gerade hier?! Warum gerade hier?!«
    Während er vor Sealfonts Schreibtisch saß, musterte Matlock das schmerzerfüllte Gesicht des Präsidenten von Carlyle. Dann dachte er einen Augenblick lang, der Mann könne zu weinen anfangen.
    Die Fahrt über den Merritt Parkway verlief mit hoher Geschwindigkeit. Er mußte rasen; das war notwendig für ihn. Es half ihm, seine Gedanken von dem Bild von Pat Ballantyne abzulenken, wie er sie ein paar Minuten vor der Abfahrt gesehen hatte. Er war von Sealfont direkt zum Krankenhaus gefahren, hatte aber immer noch nicht mit ihr sprechen können. Niemand hatte sie bisher gesprochen.
    Sie war um Mittag aufgewacht, hatte man ihm gesagt, und hatte dann gleich einen schweren hysterischen Anfall gehabt. Der Arzt aus Litchfield hatte ihr weitere Beruhigungsmittel verabreicht. Der Arzt war besorgt. Matlock wußte, daß er sich um Pats Verstand Sorgen machte. Der Alptraum des Schreckens, den ihr Körper erlebt hatte, mußte einfach ihr Bewußtsein berührt haben.
    Die ersten paar Minuten mit seinen Eltern in dem riesigen Haus in Scarsdale waren etwas peinlich. Sein Vater, Jonathan Munro Matlock, hatte Jahrzehnte in den obersten Gefilden seines Marktes verbracht und wußte instinktiv, wenn jemand zu ihm kam, der ohne Kraft war.
    Ohne Kraft, aber voll Not.
    Matlock erklärte seinem Vater so einfach und emotionslos wie ihm das möglich war, daß er eine größere Summe Geldes ausleihen wollte; die Rückzahlung konnte er nicht garantieren.
    Sie würde dazu verwendet werden, um jungen Leuten, wie seinem verstorbenen Bruder zu helfen - zu guter Letzt zu helfen.
    Den toten Sohn.
    »Wie?« fragte Jonathan Matlock leise.
    »Das kann ich dir nicht sagen.« Er sah seinem Vater in die Augen, und dann akzeptierte der Vater die unwiderrufliche Wahrheit der Aussage des Sohnes.
    »Also gut. Bist du für dieses Vorhaben qualifiziert? «
    »Ja, das bin ich.«
    »Haben andere auch damit zu tun?«
    »Ja, notwendigerweise.«
    »Vertraust du ihnen?«
    »Ja.«
    »Haben sie um dieses Geld gebeten?«
    »Nein. Sie wissen nichts davon.«
    »Wird es zu ihrer Verfügung stehen?«
    »Nein. Nicht, daß ich das vorhersehen könnte ... Ich will noch weiter gehen. Es wäre falsch, wenn sie davon erführen.«
    »Ich will dich nicht einschränken, ich frage nur.«
    »Und ich antworte.«
    »Du glaubst, daß das, was du tust, irgendwie jungen Leuten wie David helfen wird? Praktische Hilfe, nicht theoretische Hilfe, nicht irgendwelche Träume oder Wohltätigkeit.«
    »Ja, das muß es.«
    »Wieviel willst du?«
    Matlock atmete lautlos und tief. »Fünfzehntausend Dollar.«
    »Warte hier.«
    Einige Minuten später kam der Vater wieder

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