Die Matlock-Affäre
eine Bedingung, die mir gar nicht gefällt.«
»Dann vergessen Sie, daß Sie sie gehört haben. Wo sind meine Kleider?« Matlock trat an die Schranktür und öffnete sie. Hosen, Jacke und Hemd hingen auf Kleiderbügeln; seine leichten Sportschuhe standen auf dem Boden. Man hatte die Socken sorgsam hineingeschoben. In der niedrigen Kommode lag seine Unterhose sowie eine vom Krankenhaus beigestellte Zahnbürste. »Würden Sie hinuntergehen und mit der richtigen Person sprechen, damit man mich hier herausläßt? Außerdem brauche ich meine Brieftasche, mein Geld und meine Uhr. Würden Sie das bitte für mich tun?«
»Was wollen Sie damit sagen - wenn die Sie finden können? Was haben Sie vor?«
Greenberg machte keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
»Nichts Weltbewegendes. Ich werde nur fortfahren, diese Nachforschungen anzustellen ... Diese Nachforschungen geringfügigen Umfangs. So stand es doch in der Erklärung Ihrer Behörde, oder? Loring hat es auch gesagt. Irgendwo dort draußen ist die andere Hälfte dieses Papiers. Ich werde sie finden.«
»Zuerst hören Sie mir zu! Ich will gar nicht leugnen, daß Sie ein Recht haben ...«
»Sie wollen gar nicht leugnen!« Matlock drehte sich zu dem anderen herum. Seine Stimme klang kontrolliert, aber böse. »Das reicht nicht. Das ist eine negative Billigung! Ich habe einige große Rechte! Dazu gehört auch ein jüngerer Bruder in einem Segelboot, ein schwarzer Schweinehund namens Dunois, oder wie Sie ihn auch nennen, ein Mann, der Lucas Herron hieß und das Mädchen dort drinnen! Ich vermute, daß Sie und der Doktor wissen, was ihr letzte Nacht noch zugestoßen ist, und ich kann es ahnen! Kommen sie mir nicht mit Rechten!«
»Im Prinzip sind wir einer Meinung. Ich möchte nur nicht, daß die Wahrung ihrer >Rechte< dazu führt, daß Sie neben Ihrem Bruder landen. Das hier ist ein Job für Profis. Nicht für Amateure! Wenn Sie überhaupt arbeiten, möchte ich, daß Sie mit meinem Nachfolger zusammenarbeiten. Das ist wichtig.
Ich will Ihr Wort darauf.«
Matlock zog das Pyjamaoberteil aus und warf Greenberg ein kurzes, etwas verlegenes Lächeln zu. »Das können Sie haben. Ich sehe mich wirklich nicht als einen Ein-Mann-Stoßtrupp an. Wissen Sie, wer Ihr Nachfolger sein wird?«
»Noch nicht. Wahrscheinlich jemand aus Washington. Die gehen bestimmt nicht das Risiko ein, daß sie einen Mann aus Hartford oder New Haven einsetzen ... Die Wahrheit ist ... sie wissen nicht einmal, wer gekauft worden ist. Er wird schon Fühlung mit mir aufnehmen - dann muß ich ihn selbst einweisen. Niemand anderes kann das. Ich werde ihn anweisen, er soll sich bei Ihnen identifizieren, indem er ... wie hätten Sie es gern?«
»Sagen Sie ihm, er soll Ihr Sprichwort benutzen. >Wenn die alten Männer sich selbst töten, sterben die Städte.<«
»Das gefällt Ihnen wohl, wie?«
»Ich will nicht sagen, daß es mir gefällt, aber es mißfällt mir auch nicht. Es ist einfach die Wahrheit. So sollte es doch sein, oder?«
»Und es paßt sehr gut. Ich verstehe, was Sie meinen.«
»Sehr.«
»Jim, ehe ich heute nachmittag weggehe, schreibe ich Ihnen eine Telefonnummer auf. Das ist eine Nummer in der Bronx -meine Eltern. Sie werden nicht wissen, wo ich bin, aber ich erkundige mich jeden Tag bei ihnen. Benutzen Sie die Nummer, wenn Sie müssen.«
»Danke, das werde ich.«
»Ich möchte, daß Sie es mir versprechen.«
»Gerne.« Matlock lachte ein kurzes, dankbares Lachen.
»Natürlich ist es unter den vorliegenden Umständen auch möglich, daß gerade ich am anderen Ende der Leitung bin, wenn Sie anrufen.«
»Wieder zurück in Ihre Privatpraxis?«
»Die Wahrscheinlichkeit dafür ist wesentlich größer, als Sie denken.«
15
Zwischen den beiden Vorlesungen fuhr Matlock zu dem kleinen Maklerbüro in Carlyle und verließ es wieder mit einem Scheck über $ 7.312. Das stellte die Summe seiner Investitionen im Aktienmarkt dar und stammte vorwiegend aus Lizenzeinnahmen. Der Makler hatte versucht, es ihm auszureden; jetzt war nicht die Zeit, zu verkaufen, nicht bei den Preisen, die zur Zeit bezahlt wurden. Aber Matlock war fest entschlossen gewesen, und der Kassier hatte schließlich widerstrebend einen Scheck ausgestellt.
Anschließend fuhr Matlock zu seiner Bank und überwies seine gesamten Ersparnisse auf sein Scheckkonto. Auf die Einzahlungsquittung schrieb er noch die $ 7.312 und blickte dann auf die Gesamtsumme seines gegenwärtigen Barwertes.
Er belief sich auf $ 1 1.501,72.
Matlock
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