Die Matlock-Affäre
von dem Tor.
»Hier drüben, Sir.«
Plötzlich öffnete sich ein Stück der Wandverkleidung rechts von der Theke. In geschlossenem Zustand war das Paneel kaum von der damastbespannten Wand zu unterscheiden; Matlock trat ein und wurde von dem Angestellten zum Büro Von Jacopo Bartolozzi geführt.
»Wir haben gemeinsame Freunde?« Der fette Italiener sprach mit heiserer Stimme, in seinen Schreibtischsessel zurückgelehnt. Er machte keine Anstalten, sich zu erheben, keine Geste der Begrüßung. Jacopo Bartolozzi war eine kleine, fette Karikatur seiner selbst. Matlock war nicht sicher, hatte aber das bestimmte Gefühl, daß Bartolozzis Füße den Boden unter seinem Sessel nicht erreichten.
»Es läuft auf dasselbe hinaus, Mr. Bartolozzi.«
»Was läuft wo hinaus? Wer in San Juan?«
»Einige Leute. Einer ist Zahnarzt in West Hartford. Ein anderer hat eine Steuerberaterfirma auf der Constitution Plaza.«
»Yeah ... Yeah?« Bartolozzi versuchte, Menschen mit den Berufen und Adressen in Verbindung zu bringen, die Matlock genannt hatte. »Die Namen? Sind sie hier Mitglied?«
»Ich denke doch. Die haben mir Ihren Namen gegeben.«
»Das hier ist ein Schwimmclub. Nur für Mitglieder ... Wer sind die Leute?«
»Hören Sie, Mr. Bartolozzi. Das war eine ziemlich wilde Nacht im Condado Casino. Wir haben alle eine Menge getrunken und ... «
»In den Casinos von Puerto Rico wird nicht getrunken. Das ist Gesetz!« Der Italiener sprach mit scharfer Stimme und war sichtlich stolz auf sein Wissen. Er deutete mit dem Finger auf Matlock.
»Das dadurch geachtet wird, daß man es bricht, glauben Sie mir.«
»Was?«
»Wir haben getrunken. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Ich sage Ihnen bloß, daß ich mich nicht an die Namen erinnere ... Hören Sie, ich kann am Montag in die Stadt fahren und mich den ganzen Tag auf die Plaza stellen, dann finde ich den Buchprüfer wieder. Ich könnte auch nach West Hartford fahren und bei jedem Zahnarzt klingeln. Welchen Unterschied macht es schon? Ich spiele gern und habe das Geld dazu.«
Bartolozzi lächelte. »Das hier ist ein Schwimmclub. Ich weiß nicht, wovon zum Teufel Sie reden.«
»Okay«, sagte Matlock mit leicht enttäuschter Stimme. »Ihr Club liegt bequem für mich, aber wenn ich hier eine Niete ziehe, dann gibt es auch andere. Meine Freunde aus San Juan haben mir auch von Jimmy Lacatas Club in Middletown erzählt und von Sammy Sharpe in Windsor Shoals ... Behalten Sie Ihre Clips, Schwachkopf.« Er wandte sich zur Türe.
»Warten Sie! Einen Augenblick!«
Matlock sah zu, wie der dicke Italiener aus dem Stuhl rutschte und aufstand. Er hatte recht gehabt. Bartolozzis Füße hatten bestimmt nicht bis zum Boden gereicht.
»Wozu denn? Vielleicht ist mir Ihr Limit hier zu niedrig.«
»Sie kennen Lacata? Sharpe?«
»Ich weiß, daß es sie gibt, das sagte ich doch ... Hören Sie, vergessen Sie das Ganze. Sie müssen vorsichtig sein. Ich such' mir am Montag meinen Buchprüfer und dann kommen wir beide ein andermal zurück ... Ich hatte einfach heute abend Lust auf ein Spielchen.«
»Okay, okay. Sie haben ja selbst gesagt, wir müssen vorsichtig sein.« Bartolozzi zog seine oberste Schublade auf und entnahm ihr einige Papiere. »Kommen Sie schon. Unterschreiben Sie da. Wenn Sie's juckt, kann ich Ihnen ja Ihr Geld abnehmen - und wer weiß, vielleicht nehmen Sie mir das meine ab.«
Matlock trat auf den Schreibtisch zu. »Was unterschreibe ich denn da?«
»Bloß ein paar Formulare. Die Aufnahmegebühr ist fünfhundert, Bar. Haben Sie das? Keine Schecks, keine Kreditkarten.«
»Die habe ich. Was sind das für Formulare?«
»Das erste ist eine Erklärung, daß Sie zur Kenntnis genommen haben, daß dies eine nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtete Gesellschaft ist und daß alle Glücksspiele wohltätigen Zwecken dienen ... Was lachen Sie? Ich habe die Kirche der Heiligen Jungfrau in Hamden gebaut.«
»Und das andere hier? Das ist lang.«
»Das ist für unsere Akten. Eine Partnerschaftserklärung. Für die fünfhundert bekommen Sie einen klasse Titel. Sie sind Partner, Alle sind wir Partner ... Nur für alle Fälle.«
»Für alle Fälle?«
»Falls uns etwas Gutes widerfährt, widerfährt das auch Ihnen. Besonders in den Zeitungen.«
Der Avon Swim Club war ohne Zweifel ein Ort zum Schwimmen. Der riesige Pool dehnte sich fast zweihundert Fuß lang. Am anderen Ende standen Dutzende kleiner eleganter Badehütten. Liegestühle und Tischchen säumten den mit Platten belegten Poolrand. Die
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