Die Mausefalle
inne.
Trotter sagte: »Genau um das herauszufinden, bin ich ja hier.«
»Aber das Ganze ist doch wahnsinnig!«
»Ja, Sir. Aber eben weil es wahnsinnig ist, ist es auch gefährlich.«
Molly fragte: »Es gibt wohl noch etwas, das Sie uns noch nicht gesagt haben, stimmt’s, Sergeant?«
»Ja, Madam. In dem Notizbuch stand oben auf einer Seite ›Drei Mäuslein blind‹. An der Leiche der Frau war ein Zettel festgesteckt, auf dem stand: ›Dies ist Nr. 1.‹ Darunter waren drei kleine Mäuse und ein paar Noten gekritzelt. Die Noten gehören zur Melodie dieses Kinderliedes von den drei blinden Mäusen.«
Molly fing leise an zu singen:
»Drei Mäuslein blind,
sieh mal, wie schnell
sie hinter des Bäuerleins Frau her sind!
Die hackte – «
Sie brach ab. »Oh, wie entsetzlich – entsetzlich. Das waren doch drei Kinder, nicht?«
»Ja, Mrs Davis. Ein fünfzehnjähriger Junge, ein vierzehnjähriges Mädchen und der zwölfjährige Junge, der gestorben ist.«
»Was ist denn aus den anderen geworden?«
»Das Mädchen wurde, glaube ich, von irgendjemandem adoptiert. Wir haben sie bisher noch nicht finden können. Der Junge müsste jetzt gerade dreiundzwanzig sein. Seine Spur haben wir verloren. Es heißt, dass er immer ein bisschen – absonderlich gewesen sein soll. Er ging mit achtzehn zur Armee. Später ist er desertiert. Seitdem ist er verschwunden. Der Militärpsychiater sagt, er ist eindeutig nicht normal.«
»Glauben Sie, er hat Mrs Lyon umgebracht?«, fragte Giles. »Und bringt manisch Leute um und taucht hier vielleicht auf, aus irgendeinem Grund, den wir nicht wissen?«
»Wir glauben, es muss eine Verbindung zwischen irgendjemandem hier und der Sache auf der Longridge Farm geben. Wenn wir erst mal wissen, was für eine Verbindung das ist, dann sind wir gerüstet. Also, Sie sagen, Sir, dass Sie selbst keinerlei Verbindung mit dem Fall haben. Dasselbe gilt für Sie, Mrs Davis?«
»Ich – ach, ja – ja.«
»Und Sie können mir sicher genau sagen, wer noch hier im Haus ist?«
Sie nannten ihm die Namen: Mrs Boyle. Major Metcalf. Mr Christopher Wren. Mr Paravicini. Er schrieb sie in sein Notizbuch.
»Personal?«
»Wir haben kein Personal«, sagte Molly. »Dabei fällt mir ein, ich muss ja die Kartoffeln aufsetzen.« Damit verließ sie das Studierzimmer.
Trotter wandte sich an Giles. »Was wissen Sie über diese Leute, Sir?«
»Ich – wir…« Giles stockte und fuhr dann sehr leise fort: »Eigentlich wissen wir über die überhaupt nichts, Sergeant Trotter. Mrs Boyle hatte schriftlich vorbestellt, aus einem Hotel in Bournemouth. Major Metcalf schrieb aus Leamington, Mr Wren aus einer Privatpension in South Kensington. Mr Paravicini ist einfach so reingeschneit – wirklich buchstäblich –, dem ist hier in der Nähe der Wagen in eine Schneewehe geraten und umgekippt. Aber die haben doch bestimmt alle Papiere dabei, irgendwelche Ausweise, oder?«
»Das werde ich natürlich überprüfen.«
»So gesehen ist das scheußliche Wetter wohl ein Glück«, sagte Giles. »Jetzt kann der Mörder ja nicht gut hier anrücken, nicht?«
»Das muss er vielleicht auch gar nicht, Mr Davis.«
»Wie meinen Sie das?«
Sergeant Trotter zögerte einen Augenblick, dann sagte er: »Überlegen Sie mal, Sir, er könnte bereits hier sein.«
Giles starrte ihn an. »Wie bitte?«
»Mrs Gregg wurde vor zwei Tagen getötet. Ihre Gä s te sind alle erst danach hierher gekommen, Mr Davis.«
»Ja schon, aber die hatten doch alle vorbestellt – lange vorher – mit Ausnahme von Paravicini.«
Sergeant Trotter seufzte. Seine Stimme klang müde. »Diese Verbrechen sind auch lange vorher geplant worden.«
»Die Verbrechen? Bis jetzt ist doch erst eins passiert. Oder sind Sie schon sicher, dass noch eins passiert?«
»Dass es passiert – nein. Ich hoffe, das können wir verhindern. Dass es versucht werden wird – ja.«
»Aber – wenn Sie Recht haben«, sagte Giles erregt, »dann kommt dafür nur einer infrage. Es gibt ja hier nur einen Menschen, der dafür im richtigen Alter ist. Christ o pher Wren.«
2
Sergeant Trotter ging in die Küche zu Molly. »Es wäre mir lieb, Mrs Davis, wenn Sie jetzt mit mir in die Bibliothek kommen könnten. Ich möchte die Sache gern allen gemeinsam erklären. Mr Davis hat freundlicherweise schon die nötigen Vorbereitungen getroffen.«
»Ja, gut – ich muss aber rasch noch die Kartoffeln fertig schälen. Manchmal finde ich, Sir Walter Raleigh hätte die Mistdinger lieber nicht
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