Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
noch an Gefühlen geregt hatte – Aufregung, Empörung, Hysterie, Neugier –, war weggewischt, so wie ein Schwamm die Kreidezeichen auf einer Tafel wegwischt.
    Sergeant Trotter sprach weiter, diesmal nachdrücklicher. »Bitte verstehen Sie mich richtig. Wir haben Grund zu der Annahme, dass jemand von Ihnen in Gefahr ist – in Todesgefahr. Ich muss wissen, wer von Ihnen das ist!«
    Noch immer sprach oder rührte sich niemand.
    Jetzt schwang ein ärgerlicher Ton in Trotters Stimme mit. »Na, schön – dann frage ich Sie alle einzeln. Mr Paravicini?«
    Über Mr Paravicinis Gesicht huschte ein schwaches Lächeln. Er hob die Hände zu einer für Ausländer typischen Geste des Protests. »Ich bin doch fremd hier in der Gegend, Inspektor. Ich weiß nichts, aber auch gar nichts von solchen lokalen Geschichten aus früheren Jahren.«
    Trotter verlor keine Zeit, sondern blaffte nur knapp: »Mrs Boyle?«
    »Ich weiß wirklich nicht – ich meine –, warum soll ich denn etwas mit einer derart peinlichen Angelegenheit zu tun haben?«
    »Mr Wren?«
    Christopher erklärte schrill: »Ich war ja damals noch ein Kind. Ich kann mich nicht mal erinnern, dass ich je davon gehört hätte.«
    »Major Metcalf?«
    Schroff antwortete der Major: »Habe in der Zeitung davon gelesen. War damals in Edinburgh stationiert.«
    »Das ist alles, was Sie zu sagen haben – allesamt?«
    Wieder Schweigen.
    Trotter stöhnte gereizt auf. »Wenn irgendjemand von Ihnen ermordet wird«, sagte er, »haben Sie das nur sich selbst zuzuschreiben.« Abrupt drehte er sich um und verließ den Raum.

Fünf
    1
     
    »Du liebe Zeit«, sagte Christopher. »Wie melodramatisch!« Und nach einer kleinen Pause: »Sieht aber blendend aus, was? Ich bewundere ja die Polizei. Immer streng und hartgesotten. Ganz schön spannend, die ganze Sache. ›Drei Mäuslein blind.‹ Wie ging das doch noch?«
    Er pfiff leise die Melodie, und Molly schrie unwillkürlich auf: »Nicht!«
    Er wirbelte um sie herum und lachte. »Aber meine Liebste«, sagte er, »das ist doch meine Erkennung s melodie. Ich bin bis jetzt noch nie für einen Mörder gehalten worden, aber das ist ja ein richtig toller Kitzel!«
    »Melodramatischer Quatsch«, sagte Mrs Boyle. »Ich glaube kein Wort davon.«
    Christopher blitzte der Schalk aus den Augen. »Warten Sie nur, Mrs Boyle«, sagte er boshaft und senkte die Stimme, »bis ich mich von hinten anschleiche und Sie meine Hände um Ihren Hals spüren.«
    Molly zuckte zusammen.
    Giles sagte böse: »Sie erschrecken meine Frau, Wren. Außerdem ist das ein dämlicher Scherz.«
    »Die ganze Sache ist überhaupt kein Scherz«, fand Metcalf.
    »Aber ja, doch«, sagte Christopher. »Genau das ist sie – der Scherz eines Irren. Das macht es ja so herrlich mak a ber.«
    Er sah sie alle an und lachte wieder. »Wenn Sie Ihre Gesichter sehen könnten«, sagte er.
    Dann ging er eilig aus dem Zimmer.
     
     
    2
    Mrs Boyle fand als Erste ihre Fassung wieder. »Ein neurotischer junger Mann mit einmalig schlechten Manieren«, sagte sie. »Wahrscheinlich Drückeberger aus Gewissensgründen.«
    »Mir hat er erzählt, er sei bei einem Luftangriff verschüttet und erst nach achtundvierzig Stunden wieder ausgegraben worden«, sagte Major Metcalf. »Das erklärt eine ganze Menge, möchte ich meinen.«
    »Die Leute haben die verschiedensten Ausreden, die Nerven zu verlieren«, gab Mrs Boyle bissig zurück. »Ich habe mit Sicherheit genauso viel durchgemacht im Krieg wie andere Leute auch, aber meine Nerven sind in Ordnung.«
    »Ist vielleicht auch besser so für Sie, Mrs Boyle«, sagte Metcalf.
    »Was meinen Sie damit?«
    Major Metcalf antwortete ruhig: »Sie waren, glaube ich, 1940 zuständig für die Einquartierungen hier im Bezirk, Mrs Boyle.« Er sah zu Molly, die ernst nickte. »So ist es doch, nicht wahr?«
    Mrs Boyles Gesicht lief zornrot an. »Na und?«, fragte sie.
    Metcalf antwortete mit ernstem Nachdruck: »Sie waren dafür verantwortlich, dass drei Kinder auf die Longridge Farm geschickt wurden.«
    »Major Metcalf, ich vermag wirklich nicht zu erkennen, wie ich für das verantwortlich gemacht werden könnte, was da passiert ist. Diese Bauersleute machten einen sehr netten Eindruck und rissen sich geradezu um die Kinder. Ich weiß nicht, was ich mir hätte zu Schulden kommen lassen – oder wofür ich verantwortlich sein soll…« Ihre Stimme verhallte.
    Giles fragte barsch: »Warum haben Sie Sergeant Trotter das nicht erzählt?«
    »Das geht die Polizei gar nichts an«,

Weitere Kostenlose Bücher