Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
Vom Netzwerk:
an.
    " Hören Sie Caldera", sagte Daria Delfonte, die den Disput schweigend verfolgt und den schwarzen Mann dabei unauffällig aber gründlich durchleuchtet hatte. "Sie scheinen mir genau der Richtige für einen Deal zu sein. Wir helfen Ihnen mit dem Mobilfon, und im Gegenzug spenden Sie Kautsky Ihr Blut. Als Vorschuss sozusagen, einverstanden?"
    Caldera lachte, aber es klang nicht amüsiert. "Bin ich so leicht zu durchschauen? Woher wollen Sie wissen, dass ich H0 negativ bin?"
    " Ich weiß es einfach, okay!"
    " Ich gehe mit Carlos!", mischte Virginia Gluth sich mit verlegenem Gesichtsausdruck ein. "Wir besorgen einen Behälter für Wasser und all den anderen Kram. Aber einer, der sich in der Villa auskennt, muss uns begleiten. Umso schneller sind wir zurück, damit Carlos sein Blut spenden kann."
    " Werden sehen, was sich machen lässt", murmelte Caldera und kroch zurück zum Höhleneingang, ohne Virginia oder die anderen Höhlenmenschen eines Blickes zu würdigen.
    " Warum ist dieser Anruf so wichtig?", fauchte Virginia und folgte ihm.
    " Weil ich ein Schiff in Caracas habe, und weil ich es umleiten will", fauchte Caldera zurück, "und weil ich nicht die geringste Lust verspüre, 25 Millionen in den Wind zu schießen, oder mit diesem Haufen Idioten hier zu verrecken..."
    William Peter Kautsky schlug die Augen auf.
    "Augen so still, so stumm und so unergründlich wie die Dolinenbrunnen mitten im Mayaland", dachte Daria. Der alte Mann suchte ihren Blick.
    " Daria!", flüsterte er. "Ich sterbe. Bitte, bitte schenken Sie mir ein Lächeln..."
    Daria lächelte den Sterbenden strahlend an und nahm seine Hände in ihre. Tränen rannen über ihre Wangen.
    "Das Licht... die Sechste Sonne... kann sie sehen!"
    Dann erlosch seine Stimme.
     
    …………………………………………………
     
    CINNAMON
     
    In der kleinsten Kammer des Granit-Hauses, im Keller-Gemach unter der Treppe, war es beinahe trocken und still genug, dass man den fl achen Atem der beiden Menschen für Sekundenbruchteile zwischen zwei Sturmangriffen vernehmen konnte. Sean Gandi machte sich heftige Vorwürfe, dass er Ms. Mortenson nicht früher über das nahende Unwetter informiert hatte. Dann hätte er gewusst, dass sie bestens ohne seine Hilfe zurechtkam. Nun saßen sie beide hier fest. Und auf Aurora harrte seine schwangere Frau in einer Höhle aus und machte sich Sorgen um ihren Mann und um das Ungeborene in ihrem Bauch. "Verdammt!" Er biss sich auf die Knöchel seiner rechten Hand.
    Die weisen, wässrig-blauen Augen eines kahlköpfigen Weibes blickten den Gepeinigten mitleidlos an, aber die überraschende Kraft und Wärme der knittrigen Hände strafte ihre Blicke und ihr Aussehen L ügen. Sie ergriff seine Hände mit den ihren und drückte besänftigend zu. "Machen Sie sich keine Vorwürfe, Sean. Ihre Andhra ist bei Saba und Brontë in den besten Händen. Sie kennen die Beiden doch. Die haben schon mehr als einem Sturmkind auf die Welt geholfen. Auf den Inseln ist jede zweite Frau Hebamme. Und jede andere Hexe. Was glauben Sie, weshalb ich für diesen Hurrikan gerüstet war?" 
     
    …………………………………………….
     
    SANTA AURORA
     
    Sechs Frauen hatten sich um Andhra Gandi versammelt: Saba, Brontë, Virginia Gluth, Britta Gustafsson, Kati Martens und Paulette Raboux. Sie hatten der heftig stöhnenden Inderin ein weiches Lager aus Pullovern und Jacken zwischen zwei Stalagmiten gebaut und sich im Halbkreis um sie herum gehockt. So war die junge Frau wenigstens den Blicken der übrigen Höhlenflüchtlinge nicht direkt ausgesetzt.
    Brontë tastete den Unterleib der werdenden Mutter ab. "Wir brauchen Wasser", sagte sie. "Der Muttermund ist weit offen und die Wehenabstände verkürzen sich."
    " Wir brauchen ein Feuer und ein Gefäß", sagte Saba.
    " Okay", sagte Wolf Martens. "Unter den Umständen... Kommen Sie, Yaphet? Wir folgen Caldera, helfen ihnen im Haus und sammeln Holz am Höhleneingang für ein Feuer. Vom geborstenen Tor."
    " Keine Chance", sagte Guillaume Raboux. "Die Luft hier ist stickig genug, auch ohne Feuer."
    Aber die Männer hörten seine letzten Worte schon nicht mehr, und die Frauen schenkten ihm keine Beachtung.
    "Wir kümmern uns um Wasser. Ich habe eine Idee", sagte Daria, trocknete ihre letzten Tränen, nahm aus einem spontanen Impuls heraus sein Inhalat an sich, drückte seine toten Augen zu, faltete ihm die Hände, legte sie beinahe zärtlich auf seine Brust und ging ein paar Schritte zu einem

Weitere Kostenlose Bücher