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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Daria sah den Pater verdutzt an – solch ein direktes Vorgehen hatte sie nicht erwartet, in ihren kühnsten Wunschträumen nicht – und wurde prompt enttäuscht. "...die Menschen brauchen eine Aufgabe, damit sie nicht ihren Ängsten nachgeben können, ins Grübeln geraten. Ich denke, wir beide sollten ihnen helfen."
    Daria entzog dem Hünen ihre Hand und nickte. "Sind wir nicht schon dabei? Nein, du hast ja Recht. Wir machen eine Liste: Trümmer durchsuchen, wir brauchen alles, Taschenmesser, Tampons, Brillen, Klopapier, Medikamente und solche Sachen. Der Inhalt von zwei Dutzend Koffern kann ja nicht völlig vom Winde verweht worden sein, oder? Alles, was wir finden, könnte sich noch als wertvoll entpuppen. Tja, und dann: im Wald Früchte sammeln, Brennholz, vielleicht Gefäße, um Quellwasser zu holen. Außerdem sollten wir uns einen allgemeinen Überblick über unsere Lage und die Zerstörungen verschaffen. Vielleicht eine Hütte oder so was bauen, damit wir möglichst bald aus der deprimierenden Enge und der Dunkelheit der Höhle herauskommen. Ja, Werkzeug brauchen wir unbedingt. Wer gehört zum Personal? Wer kann uns da weiterhelfen? Wir müssen mehrere Listen anfertigen – na ja, wenn wir Papier und Stifte finden. Am besten alles zusammentragen, wirklich alles, was von irgendeinem Nutzen erscheint. Ein Funkgerät, verflixt, ja! Aurora muss doch in irgendeiner technischen Verbindung zur modernen Welt stehen. Telefon, Post, Internet, Fähre. Mein Hubschrauber. Ist seit gestern überfällig. Müssen uns neu aufstellen. Federmanns Manuskript übersetzen. Schauen, ob Ms. Mortenson und Sean Gandi auf Cinnamon überlebt haben. Mein Gott, ich habe eine Aufgabe, ich muss die Bücher der Sechsten Sonne finden. Bin ich Kautsky schuldig, nicht wahr? Hab ich was vergessen?"
    »Hol mal Luft, Mädchen« , spottete Stimmchen. »Sonst verhaspelst du dich noch.«
    Domnall O 'Domhnaill kniff die Augen zusammen und spitzte seine Lippen. "Bestimmt", sagte er unbestimmt. "Aber das hat noch Zeit."
    Daria Delfonte hatte einen trockenen Mund und weiche Knie. Sie kam sich schwach, durchschaut und albern vor und ärgerte sich, dass sie sich so vorkam. Und ärgerte sich, dass sie sich ständig über sich selbst ärgerte. Der verfluchte Kirchenmann brachte sie mit seiner go tteslästerlich ironischen Art noch völlig um den Verstand. Ach, zum Teufel, der Pfaffe... Dom war vollkommen harmlos, ohne Harm und Hintergedanken, wollte nur freundlich sein. Mit ihr stimmte was nicht. Und dagegen half nur Ablenkung. Und Selbstdisziplinierung. Verdutzt bemerkte die Archäologin, dass mindestens zehn oder zwölf Leute sich um sie geschart und ihrem lauten Nachdenken über die notwendigen Aufräumarbeiten gelauscht hatten.
    " Hört mal her, Leute!", rief sie mit belegter Stimme. "Wir wollen nicht länger dumm hier rumstehen und brauchen Hilfe. Wer macht mit?" Natürlich hatte sie die verräterisch zuckenden Lachfältchen des verflixten Gottesmannes in den Winkeln seiner ausdrucksvollen, quicklebendigen Augen längst bemerkt. Aber sie tat so, als sei ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Organisation der Rettungsarbeiten beschränkt. Dom, wie sie ihn in Gedanken nannte, ignorierte sie.
    »Gib ihm Kontra!« , peitschte Stimmchen sie nach vorne.
    Aber Daria biss die Zähne zusammen und teilte die Freiwill igen in Gruppen ein.
    " Wenn ich nicht irre", sagte Britta Gustafsson, die Frau des schwedischen Ingenieurs, "dann gab es in dem kleinen Büro der Villa Aurora ein Telefon mit Fax. Mein Mann hat das kurz nach unserer Ankunft einmal benutzen dürfen."
    " Wo war das Büro?", fragte Daria mit einem Blick auf die eingedrückten Grundmauern und das völlig zerstörte Dach, das wie eine verschlissene Pferdedecke Teile der Trümmer bedeckte.
    " Es muss ungefähr dort hinten gewesen sein, gleich neben dem Wirtschaftsraum." Britta Gustafsson machte eine vage Handbewegung. "Wir müssen halt suchen", sagte sie und die blutigen Schrammen an ihren muskulösen Beinen bewiesen, dass sie schon zuvor angepackt hatte. Sie trug ein dunkelgrünes, luftiges Trägerkleid, das ihre schlanke Figur betonte und Arme wie Beine entblößt ließ. Trotz der immer noch recht kühlen Luft, schien sie nicht zu frieren. Ihre frische Hautfarbe und die unzähligen Sommersprossen auf den Armen und im Gesicht verliehen ihr ein jugendliches und vitales Aussehen. Auf eine bescheidene Art strahlte die Schwedin Gelassenheit und Sanftmut aus. "Aus dem Fenster des Büros hatte man einen

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