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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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wunderschönen Blick über den Hang auf das Hüttendorf."
    Zwei Stunden gruben Daria und sieben andere Frauen und Männer mit Brettern und bloßen Händen im Schutt, schleppten Steinbrocken beiseite, Holzbalken und zerborstene Möbelstücke. Zum Schluss fa nden sie das Telefon beinahe unversehrt unter den Bruchstücken von Sean Gandis Schreibtisch, den ein Tischler aus dem Holz der Gloriola gedrechselt hatte.
    " Das Ding funktioniert", sagte Daria. "Das ist unglaublich, Britta, aber wir haben tatsächlich ein Telefon mit Freizeichen."
    Britta Gustafsson wischte sich mit dem Handrücken ein paar Schwei ßperlen von ihrer gebräunten Stirn und lächelte. "Die einfachen Lösungen sind manchmal die besten. Jetzt bräuchten wir mal die Nummer von der Auskunft, oder?"
    Die Leute lachten und Daria spürte, wie eine Welle von Zuversicht und Erleichterung sich ausbreitete. Das Telefon mit dem Freizeichen war ein vertrautes Symbol. Es war die Verbindung zu allem, was die Überlebenden kannten und schätzten. Robi nson und einsame Insel mochten ja für ein paar Tage oder als Traum genossen ganz nett sein, die Freude über dieses kleine Gerät aber zeigte deutlich, dass die Zivilisation sie alle fest im Griff hatte.
    " Wir rufen den Seenotrettungsdienst auf Barbados an", rief ein junger Mann. "Die Nummer kenn ich, die steht auf jedem Rettungsreifen weit und breit."
    In diesem Moment riss die fadenscheinige, graue Wolkendecke auf, ein paar Sonnenstrahlen suchten sich zaghaft einen Weg zur Erde und vom Waldrand her drangen aufgeregte Stimmen an ihr Ohr.
    "Irgendwas ist passiert", sagte Domnall O'Domhnaill und nahm schon wieder Darias Hand in seine.
    Sie ließ sie, wo sie war und eilte zusammen mit dem Priester den Pfad zum Gloriolenwald hinab, wo sich schon fünf oder sechs Aureolen eingefunden hatten und Paulette Raboux au fmerksam zuhörten.
    " ...zwischen den Palmen und ist arg mitgenommen. Guillaume versucht mit zwei anderen Männern, es aufzurichten. Aber das Ding ist richtig eingekeilt, da muss bestimmt erst ein Baum gefällt werden. Ich soll Werkzeug besorgen, Äxte und eine Säge. Kann mir jemand helfen? Sie wollen doch auch weg von hier." Paulette Raboux redete hastig und schien ziemlich erregt zu sein. Sie hatte sich ihre Rettung wohl völlig anders vorgestellt.
    " Gut!", sagte Daria. "Holen wir uns das Werkzeug. Danach können wir alle mit Paulette zum Strand runtergehen. Aber zuerst rufen wir an."
    " Kein Strand", sagte Paulette Raboux und klang ein bisschen verwirrt. "Der ganze Strand ist weg. Als hätte der Sturm ihn weggeblasen. Direkt unheimlich. Und kein Wasser. Ich meine... na ja, ihr werdet ja sehen. Aber das Meer ist wirklich total weg."
    Das Werkzeug hatten Daria und Domnall aus den Trümmern der Vi lla geborgen. Sie besaßen zwei Schaufeln, einen Spaten, eine Spitzhacke ohne Stiel und ein Sägeblatt ohne Bügel. Außerdem waren sie auf eine ganze Reihe von Tischlerwerkzeugen gestoßen: Hobel, Meißel, diverse Messer, Schraubzwingen, Leim und Nägel. Offenbar hatte Sean Gandi oder einer seiner Leute den Schuppen zwischen Haus und Felswand als Werkstatt benutzt.
    Das funktionierende Telefon half ihnen nicht weiter. Abges ehen vom Freizeichen gab es keine Töne von sich. Und so viele Nummern sie auch wählten, es kam einfach keine Verbindung zustande. Weder auf eine der Antilleninseln noch zum Festland.
    " Wenn die Leitung lebt", sagte der junge Bajan, der ihnen die Notrufnummer genannt hatte, "dann muss die Außenwelt tot sein."
    Daria war dieser Gedanke auch schon gekommen. Aber der Weltu ntergang war einfach zu unfassbar, um ruhigen Blutes und nur aufgrund eines Telefons über ihn zu spekulieren.
    Pater O 'Domhnaill musste zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt sein; denn er versuchte die düsteren Gedanken der Umstehenden zu zerstreuen. "Warum ertönt eigentlich dieses Freizeichen? Wenn das Telefon arbeitet, muss es doch von irgendwoher mit Strom gespeist werden, oder sehe ich das falsch?"
    " Warten wir auf meinen Mann", sagte Britta Gustafsson mit ihrer ruhigen Art. "Der hat ein wenig Ahnung von Elektrotechnik und solchen Dingen."
    " Ich schlage vor, dass wir uns mit Paulette den verschwundenen Strand und das verschollene Meer anschauen", sagte Daria. "Und dann sollten wir vielleicht endlich was in den Magen bekommen. Mit vollem Bauch sieht die Zukunft gleich ein bisschen freundlicher aus."
    " Gute Idee!", meinte der Pater. "Hippolyte hat schon ein hübsches Feuerchen in Gang, hab ich gesehen. Und wenn

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