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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Aber was mir nützt und was nicht, kann ich immer noch ganz gut selbst entscheiden."
    "Das kannst du nicht, Abdul Hamar. Sonst wärst du nicht geworden, was du bist."
    "So, und was bin ich denn deiner Meinung nach geworden, hä?"
    "Aggressiv, streitlustig, gewaltbereit, verblendet."
    "Oh, Scheiße, Mann, sonst noch was? Was glaubst du, wer du bist, du klugscheißerischer Wortverdreher. Ich will nichts weiter als ein Boot. Wenn ich eine Kanone hätte..."
    "...würde sich für dich überhaupt nichts ändern, Abdul Hamar. Ich werde es dir beweisen. Warte hier!"
    Gebannt beobachteten Flavia di Fulminosa, Maurizio Baldini und Christina Dabo, wie Palika Abdul Ibn Hamar Al Saud wortlos stehenließ und in sein Haus zurückging. Der Araber biss sich auf die Lippen und betrachtete das Weiß seiner Fingerknöchel. Seine Augen folgten den Schritten Palikas und seine Blicke bohrten sich wie zwei mattschwarze Torpedos in dessen Rücken.
    Als Palika zurückkehrte, ho lte er einen Revolver unter seinem Hemd hervor, zeigte Al Saud die geladene Trommel und drückte ihm die tödliche Waffe in die Hand. "Hier, Abdul Hamar, das ist doch, was du glaubtest zu brauchen, nicht wahr?"
    Abdul Ibn Hamar Al Saud hatte schon öfter getötet. Aus taktischen Gründen, um sich zu schützen, oder auch nur um zu bekommen, was er besitzen wollte. Dazu aufgefordert hatte ihn noch niemand. Nicht, dass er Skrupel hätte. Aber sein Misstrauen in die menschliche Natur war so groß, dass er irgendeine perfide Schweinerei hinter den Worten und Taten dieses großkotzigen Kintopp-Indianers vermutete. Vielleicht war die Kanone getürkt. Vielleicht war die Mündung verstopft und würde ihm die Hand abreißen. Vielleicht war der Revolver nur mit Platzpatronen geladen. Vielleicht lauerten zwanzig Wilde mit Giftpfeilen im Gebüsch, bereit sich auf einen Wink Palikas auf ihn zu stürzen. Aber jetzt musste er es versuchen, um sein Gesicht zu wahren. Abdul Ibn Hamar Al Saud entsicherte die Waffe und spannte den Hahn.
    Palika verzog keine Miene. Er stand völlig gelassen da und schaute seinem Gast in die Augen. "Be denke nur eines Abdul Hamar. Wenn du mich tötest, wirst du deswegen noch lange nicht in der Lage sein, ein Kanu von hier fortzubewegen. Du wirst getötet haben und dennoch hilflos dastehen wie zuvor. Für dich ändert sich überhaupt nichts. Ob mit oder ohne Waffe. Denn glaube nicht, dass nur ein einziger Kamkin willens ist, sein Leben für dich aufs Spiel zu setzen. Sicher, du kannst einen nach dem anderen töten, sechs Menschen. Doch danach wirst du immer noch hier sein. Du hast mir nicht zugehört. Das Meer ist fort, Abdul Hamar. Und ein Boot wird dir nichts nützen. Genausowenig wie ein Revolver oder jede andere Waffe…"
    Der Araber begriff, was dieser abgezockte Hundsfott von Häuptling ihm mitteilen wollte. "Aber für dich würde selbstverständlich jeder hier sein Leben riskieren?"
    "Nicht selbstverständlich. Aber jeder."
    "Und du bringst dich in Gefahr, nur, um mir zu zeigen, dass du der Mächtigere bist, hab ich Recht?"
    "Mit deiner Zunge gesprochen, ja!"
    Abdul Ibn Hamar Al Saud schmeckte den bitteren Geschmack der Niederlage. Er legte an, zielte und drückte ab. Das war er seiner Selbstachtung schuldig.
    Der Schuß strich am Kopf Pa likas vorbei und knallte mit einem hellen Pling! auf die Satellitenschüssel an der Hütte des Häuptlings.
    " So, Abdul Hamar. Nun konntest du dein Gesicht wahren. Ab jetzt wirst du mehr leisten müssen, um zu überleben", sagte Palika, ging auf den völlig verdutzten Araber zu und nahm ihm den Revolver aus der Hand. "Wir brauchen dringend jede Hand. Unsere Vorräte gehen zur Neige. In zwei Wochen wirst auch du auf dem Feld arbeiten oder verhungern. Willkommen auf der Arche Aurora!"
     
     
    ***

39 AURORA WIDER DIE WINDE
     
    Der Vormittag roch nach Schweiß und dem würzigen Harz frisch gefällter Bäume. Ungefähr 150 Meter vor der alten Strandlinie wurde Daria von Sean Gandi in Empfang genommen. Genau wie sie selbst und ihre fleißigen Helfer hatte der Hotelmanager einen schmalen Pfad aus gebrochenen Zweigen und Ästen, aus Palmwedeln, Dachresten und sonstigen Trümmern über den morastigen Meeresboden ausgelegt und mit Sand und Muschelkalk befestigt.
    Über das Telefon hatten sie den Plan von Wolf Martens und Lars Gustafsson besprochen und koordiniert. Die Helfer hatten vom Mo rgengrauen an eine Ameisenstraße an Nachschub organisiert. Gemeinsam war ihnen die Verbindung von Cinnamon nach Aurora in wenigen

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