Die Maya Priesterin
e e r au f einma l di e Zeichen , mi t denen sei n innere r Sin n ih n z u warne n pflegte . Ein Brausen in den Ohre n . In seinem Geist erhob sich eine Stimme, die ihm zurief: Gefahr!
»K ommt , rasch« , sagt e Dieg o un d zo g Isabe l d e Cazorl a zu sic h empo r . »Ic h versprech e Euch , dort , w o ic h Euc h hinbringe, sei d Ih r i n Sicherheit .« E r hatt e noc h nich t z u End e gesprochen, d a erschallte n Ruf e un d Peitschenhieb e drauße n i n de r Schluch t .
»U m Gotte s willen , da s is t e r - Machuca« , wispert e die Señorita . »S o helf t mi r doch , Pater ! Wen n e r mic h findet , bringt e r mic h um!«
Mit einem Blick vergewisserte er sich, daß die Tür zu seiner Klaus e verriegel t war . Dann zog er die Señorit a zu r hinteren Hüttenwan d , w o sic h ei n steinerne r Alta r erhob . Erst kürzlich hatt e e r de n Mechanismu s entdeckt , de r ural t sei n mochte . In rohem Relief stellte das Altarbild drei nackte Engel dar, schweben d übe r de r Mate r Maria , au f d ere n Scho ß de r tote Gottessoh n la g . Fra y Dieg o s cho b zwe i Finge r i n die Augenhöhle n de s mittlere n Engels . Al s sic h daraufhi n i n der Wan d ei n Riege l löste , kippt e e r de n liegende n Jesu s kopfüber wie eine Türklink e . De r Alta r schwenkt e zu r Seit e un d ga b eine kleine Felskammer fre i .
Vor n a n di e Tü r wurd e s cho n mi t Fäuste n geschlagen , al s der Pater seinen fleischgewordenen Engel in die Kammer hinter de m Alta r schob . Flüstern d erklärt e e r ihr , welche n Handgrif f sie vo n inne n ausführe n mußte , dami t sic h de r Altar zurückschwenke n ließ . Ih r ungläubige r Blick , ih r Lächeln , unter de m ih r Gesich t erstrahlte . Mit den Lippen formte sie das unerhörte Wor t . Fra y Dieg o nickte . Sein Mund war auf einmal wi e verdorr t . Das Blut pulste ihm in den Schläfe n .
Dan n wa r si e gänzlic h hinte r de m Alta r verschwunde n . Offenbar hatte s i e di e blasphemisch e Öffnun g gefunden , i n die si e eine n Finge r schiebe n sollte . Jedenfall s hört e er , wi e der geheim e Riege l i n de r Wan d wiede r einrastete . I m selben Moment erschallte vor der Tür ein Befehl, der den Pater erstarren ließ: »Öffnet, Frater Die g o - i m N ame n de r Heiligen Inquisition!«
E r erwacht e au s seine m Traum , eh e e r di e Tü r geöffne t hatte . Der Traum suchte ihn häufig heim, doch über diese Szene kam e r selte n hinau s . Beinahe so, als wollte der Traum ungeschehen machen , wa s i n Wirklichkei t ges c hehe n war : E r hatt e di e Tür geöffne t un d de n Scherge n de s Inquisitor s in s Gesich t geloge n . Nein , e r kenn e kein e Isabe l d e Cazorl a . Nieman d se i heut e bei ih m vorstelli g geworde n . Wie denn auch? Schließlich sei er in diese m Augenblic k au s Bej a zurückgekehrt .
Auc h wen n e r fas t imme r erwachte , ohn e di e Tü r geöffne t zu haben , eine n Unterschie d ga b es . Manchma l spürt e e r noch lang e nachhe r di e Angst , di e e r durchgestande n hatte , al s die Soldate n de s Inquisitor s ih n verhörte n . A n andere n Tagen erwacht e er , vo r se i nem geistigen Auge das ungläubige Lächeln de r Senorita . S o ergin g e s ih m auc h diesma l . Al s e r i n der Düsterkei t de r Kajüt e erwachte , sa h e r da s Lächel n i n ihren Auge n vo r sic h un d ihr e Lippen , di e lautlo s di e blasphemischen Silbe n formte n . En g el a rsc h .
7
I n de r Morgendämmerun g legte n si e a n eine r flachen Uferstell e a n . Ein schmaler Streifen Sand, aus dem Grasbüschel wuchse n . Dahinte r erho b sich , himmelhoc h un d nebelverhangen, de r Regenwald . Zu m Lobprei s de r Schöpfung , s o Fra y Cristo, jubilierte n di e Vöge l de s Dschungels aus Millionen Kehlen, wie a n jede m Morgen , de n Got t ihne n gab . Ein e Kakophonie , dachte dagege n Dieg o - Schrei e de r Angst , Sehnsucht , Begierden, überwältigen d dissonant . E r behiel t auc h diese n Eindruc k für sic h .
Jorg e un d Migue l hievte n ih r Gep äck ans Ufer, dann verbarge n si e da s Boo t unte r eine m Busc h . Fra y Dieg o fragte sich , we n si e durc h diese s Verstec k z u täusche n hoffte n - die hie r drauße n hausende n May a siche r nich t . Zweifellos bemerkten die Waldbewohner jede Spur der Veränderun g . Er fühlt e sic h unbeholfen , umgebe n vo n Zeichen , di e e r nich t zu lese n verstan d .
Dabe i wa r e s lebenswichtig , da ß e r diese s Buc h de r Natu r zu entziffer n lernte . Da s wa r ih m
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