Die Maya Priesterin
schlagarti g bewuß t geworden , als e r vo n de n Decksplanke n de r San Francisco an s Ufe r trat . Se i n Fu ß mi t de r flache n Sandal e schwebt e noc h Handbrei t übe r dem Boden , d a packt e ih n de r Mestiz e un d ri ß ih n zu r Seite . Der Pate r verlo r da s Gleichgewich t un d landet e i m Ufersan d . Erschrocke n sa h e r z u de m kleine n Sandhügel , au f de n e r eben hatt e trete n wo l le n . Ein Skorpion hockte dort, schwarz gepanzert und dreimal so groß wie die Skorpione, die er von Marbella kannte . Mei n erste r Schrit t i n de n Dschungel , dacht e Fray Diego , un d fas t auc h mei n letzte r . E r erho b sic h un d tra t zu Hernán , u m de m Mestize n fü r s ein e Wachsamkei t z u danke n .
Herná n schie n de r Zwischenfal l stärke r mitgenomme n zu habe n al s ih n selbst . De r Mestiz e murmelt e unverständliche Wort e un d grimassiert e wi e i m Kramp f . Der Pater führte ihn einig e Schritt e beiseite , hinte r eine n lohen d rote n Bus c h. Die ganz e klein e Gestal t de s Mestize n zittert e un d bebte . Noch immer murmelte er in sonderbarem Singsang, monoton wie eine Beschwörun g . Al s o b e r mi t eine r unsichtbare n Mach t spräche, dacht e de r Pater , ode r al s o b dies e Mach t i n unbegreiflicher Sprach e au s seine m Mun d redete . Hernán s Verwandlung erschreckt e ih n meh r al s de r Zwischenfal l mi t de m Skorpio n . Er packte den Mestizen bei den Schultern und schüttelte ihn. Leise, in eindringlichem Ton, sprach er ihn a n . Nannte ihn bei seinem vollen Namen, Pí o He r nández , un d rie f ih m i n Erinnerung , wer er selbst war und wo sie sich befande n .
S o plötzlich , wi e di e Absen z ih n gepack t hatte , ka m Hernán wiede r z u sic h . Sein Gesicht, eben noch im Krampf verzerrt, entspannt e sic h . Wi e ein e Tafel , dacht e de r Pater , au f d e r wirre Zeiche n erschiene n un d urplötzlic h wiede r erlosche n . Da s runde Gesich t au f einma l gra u un d lee r . Seine Augen wie schwarze Schächt e in s Nicht s . Fra y Dieg o sa h ih n a n un d wußt e nichts meh r z u sage n . Stumm nickte er seinem Diener zu, dann kehrten si e zurüc k z u Cristóba l .
Der junge Mönch hatte sein priesterliches Ornat angelegt, eine purpurn e Rob e mi t gestickte m goldene n Ran d . Fra y Diego mustert e ih n erstaunt , sagt e abe r nicht s daz u . Ebe n ers t stie g die Sonn e übe r de m Ri o Hond o empor , un d scho n wa r e s w ieder unerträglic h heiß . Er wischte sich den Schweiß aus dem Kragen un d war f Fra y Crist o noc h eine n verstohlene n Blic k z u . Über seine m Orna t tru g de r Taufprieste r eine n breite n Gürte l . Daran baumelt e a n seine r linke n Seit e ei n kleine s Bündel , das zweifello s sein e Habseligkeite n enthielt . A n seine r rechte n Seite hin g ein e ledern e Scheid e herab , dari n steckt e ein e Machet e .
Herná n war f sic h seine n Seesac k übe r di e Schulter . Sein Gesich t hatt e wiede r de n gewöhnliche n Ausdruc k de r Tücke angenomme n . Unte r di e Gep äckstücke des Paters gebeugt, standen auch Jorg e un d Migue l zu m Abmarsc h berei t . Wieder fragt e sic h Fra y Diego , o b de n beide n May a z u traue n se i . Mit unbewegte n Miene n sahe n si e ih n an , dan n wechselte n sie schnell e Blicke . E r würd e au f de r Hu t sein , dacht e de r Pater . Vor Skorpionen ebenso wie vor braunhäutigen Verschwörern, in dene n da s Blu t ihre r Ahne n wiede r z u singe n began n .
Hinte r Cristóba l schritt er auf die grüne Wand des Regenwaldes z u . Der Taufpriester hatte seine Machete gezück t . Mi t geübte n Hiebe n verbreitert e e r ein e Bresch e zwische n zwei Bäumen und schlüpfte hindurc h . Fra y Dieg o folgt e ihm . Dicht hinte r ih m ginge n Migue l un d Jorge , i n einige m Abstan d folgte Herná n . Al s de r Pate r sic h einma l umdrehte , sa h e r da s rote Hütchen , wei t hinte r ihne n i m Nebe l schweben d .
Wi e Fra y Crist o erklärte , folgte n si e de n Überreste n des Fußpfades , de r frühe r vo n de r Uferstell e zu r Missionsstation geführ t hatte . Seit zwei Mönche des Klosters vor einem halben Jah r Pate r Ramón , Gnade seiner Seele, vom Glockenstrang ges chnitte n hatten , wa r nieman d meh r au f diese m Weg gegange n . Seithe r hatt e de r Dschunge l de n Pfa d wieder überwuchert , s o dicht , da ß e r mi t ungeübte m Aug e kau m mehr z u erkenne n wa r . Aber durch die frische Wucherung ließ sich leichter eine neue Schneise schla g e n al s durc h da s
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