Die Maya Priesterin
.
»Verzeih t mir , ehrwürdige r Pater .« Gesenkte n Kopfe s trat Fra y Cr i s t o au f ih n z u . Er wirkte verlege n . B e schäm t und verwirr t . »E s wa r nich t mein e Idee , dies e Teufelsprieste r zu besuche n . Hernán hat mich bedrängt, seit Tagen scho n . Bis ich endlich einwilligt e . Abe r e s ist ...«
E r sucht e nac h Worte n . Sei n Blic k glit t übe r sein e Schulter, zurüc k z u de r Tür , au s d e r e r ebe n gekomme n wa r . Hinter den Fenster n glaubt e Dieg o Schatte n tanze n z u sehen , mit Verrenkungen wie auf apokalyptischen Gemälde n . Oder wie im Traum , wen n ih n di e höllische n Heer e besuchte n .
»Wahrhaft teuflisch, ehrwürdiger Vate r . Ic h find e kein ande r es Wort dafür. Bitte verlangt nicht, daß ich Euch schildere, wa s ic h dor t erleb t hab e .« E r erbebte . »Hernán ist noch drinne n . Sein e Auge n glühen , verehrter Pate r . Siche r versteh t Ihr , wa s ich sage n wil l . Manchma l wirk t Hernán , als ob er...« Das Rinnsal se i ne r Red e versiegte .
Dieg o wartete , doc h Cristóba l blie b stumm . »Al s o b er besesse n wäre .« Er murmelte es, tief in Gedanke n . »Vielleicht has t d u recht . Herná n müßte es hier wohl behage n .« Al s er Cristóbal s Blic k spürte , wechselt e e r da s Thema . »Komm mit, Fr ater .« E r legt e de m kleine n Taufprieste r eine n Ar m u m die Schulter n . »Ich wünsche, daß du mich begleitest.«
»Wohin , verehrte r Pater?«
E r spürte , wi e sic h Cristóba l versteifte . »In einen Tempe l . Dor t wir d nicht s Teuflische s geschehen , da s versprech e ic h dir .« Un d e r zo g de n Widerstrebende n mi t sich , di e Straß e hinab .
Ein e Grupp e sonnengel b gewandete r Prieste r macht e ihnen de n We g frei , unte r Verbeugunge n . Di e Verkäufe r a n den Straßenecke n erstarrten , ihr e Gesichte r zu r Sonn e erhoben , die Händ e vo r de r Brus t zusammengeleg t . Mög e Aha u Kinic h Euch erleuchten . Raschen Schritts kamen ihnen zwei Jäger entgegen, muskulöse Gestalten, nackt bis auf den dschungelgrünen Schur z . Als sie den Pferdegottpriester bemerkten, wechselten sie scheue Blicke . Dan n warfe n si e sic h vo r ih m i n de n Stau b . Beinahe hätt e Dieg o aufgelach t . Doch er bezwang sic h . An seiner Seite seufzte Fray Cristo. Noc h imme r hiel t Dieg o sein e Schultern umfaßt . Ohne Federlesens zog er den kleinen Taufpriester mit sich , i n di e düster e Gasse , a n dere n End e d er Tempel Ixquics stan d .
Di e Eng e diese r Gasse . Im Tageslicht wirkte sie noch beklemmende r al s neulic h be i Nach t . Zumal er heute erst sah, wie verkommen die Häuser hier ware n . Vo n de n Fassaden bröckelt e de r flüssig e Stein . Das Mauerwerk dahinter sah modri g au s . Vo n Näss e zerfresse n . Hie r un d dor t waren Steinbrocke n herabgestürzt . Durc h Löche r i n de n Mauer n flogen Vöge l au s un d ein . Überrest e hölzerne r Verschlag e hingen schie f i n Fensterlöchern , wi e schadhaft e Zähn e .
»Hier soll ein Tempel sein, ehrwürdiger P ater?« Cristóbal fragt e e s mi t kleine r Stimme , wi e ei n verirrte s Kin d .
»De r Tempe l eine r Gotthei t vo n geringe m Ansehe n .« Dürre Worte , dacht e Diego , di e eine n furchtbare n Stur z umschriebe n . Wie sehr mußte die Mehrheit der obersten Priester Ixquic und ihre n Kult verachten, daß sie die Mondgöttin hierher verbannt hatte n . Verachten und fürchte n . Ixquic selbst und ihre Priesterinne n u m Ixkukul .
De r Tempe l Ixquic s . Beim Anblick des Gemäuers sank ihm de r Mu t . Eine Ruine, dachte e r . Di e Fassad e rissig , zerbröckelt, da s Mauerwer k fas t gänzlic h entblößt . Schwar z wi e fauliges Fleisc h unte r aufgeplatzte r Haut .
»E s sieh t au s wie ...« Abermals sprach Cristóba l seine n Satz nich t z u Ende . Doc h Dieg o achtet e kau m au f ih n . Im Innern des Tempel s glaubt e e r Gesan g z u höre n . Sil b erhell e Stimmen , die beschwörende Verse sange n . E r lie ß Fra y Cristo s Schulter n los un d scho b di e Tü r au f .
De r Vorraum , schma l un d kah l wi e i n seine r Erinnerun g . Dort unte r de m Fenste r wa r e r z u sic h gekommen , nachde m B'ok - d'aantoj s Prieste r ih n niedergesc h lagen hatte n . E r lauschte . Der Gesan g wa r vo n hie r au s deutliche r z u höre n . Beschwören d und silberhell .
E r deutet e au f di e zweit e Tür , di e weite r in s Inner e führte .
»Dor t entlan g .«
Folgsa m gin g Fra y Crist o i n di e angezeigt e Richtun g . Vor
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