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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Altarraum, ein goldene r Stro m .
    A m Ausgan g de s Tempel s wandt e sic h de r Hoheprieste r noch ein ma l um . »Nieman d meh r i m ganze n Königreic h .« Seine Stimm e krächzte. »Auße r Euch , Brude r Pferd!«
     

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    Endlic h w iede r frei , dacht e Dieg o . Beschwingte n Schrittes eilt e e r übe r de n heilige n Plat z . Di e Sonn e stan d i m Zenit . Ahau Kinich spie seinen Glutatem über die Stad t . E r sputet e sich , in di e Alle e a m Ran d de s Platze s z u gelange n . Scho n trof f ih m der Schwei ß wiede r i n de n Krage n un d tränkt e seine n Stoppelbar t . Doc h heut e konnt e ih n kein e Schwül e verdrieße n . Soweni g wie di e Ahnung , da ß sein e Freihei t vielleich t vo n kurze r Daue r war . Un d z u eine m hohe n Prei s erkauf t . Große s Roß , wi r lobe n dich . E r trällert e di e Satans v erse , i m Tak t de r Mondsichel , di e unter seine r Rob e schwan g .
    Sei n Erscheine n au f de m heilige n Plat z erregt e Aufsehe n . Ein e Grupp e vo n Sonnenpriester n unterbrac h ih r Gespräc h und neigt e di e Häupte r vo r ihm . Hoheitsvoll schritt Diego vorbe i . Zwe i jung e Büch e rprieste r sahe n vo n ihre n Faltbücher n au f und verbeugte n sich , s o tief , da ß ihr e Köpf e fas t de n Boden berührte n . Nicht nur ein freier Mann, dachte er, sondern überdie s hochgeehrt . E r schwebt e wi e au f Wolke n .
    Offenba r hatte n sic h di e Neuigkeite n i n de r Pri e sterschaft rasc h verbreitet . Die vierhufige Gottheit hatte den Pferdegottpriester erleuchtet. Noch am heutigen Morgen hatte der Lahkin die Gesandten beauftragt, die Stätte des Neuen Reich s z u suche n un d z u weihen , wi e e s da s Geset z befahl . Nun eilte n si e bereits dem herrlichen Ziel entgegen, das der Pferdegottprieste r i n seine r Visio n geschau t hatte .
    Dieg o seinerseit s strebt e au f di e Straß e zu , di e vo m heiligen Plat z hina b zu m Hafe n führte . Z u seine r Rechte n ragt e die Bücherpyramide au f . Julkin, dachte er. De r jung e Bücherpriester würd e ih m Einla ß i n di e Teufelsbibliothe k verschaffen , bald scho n . Abe r heut e nich t . Heut e würd e e r endlic h mi t Ixkukul spreche n . Ih r sein e Lieb e gestehe n . Si e erkennen , wa s immer dieses Wort für sie bedeuten mochte. Sei n Her z mac h t e einen Sprun g .
    Nebe n de r Bücherpyramid e erho b sich , nebelgra u un d klobig, ei n Bauwer k vo n sonderba r unbestimmte r For m . Di e Ecken gerundet , di e Konture n verschwommen , al s wär e e s ein e riesige Wolk e au s Stein . Hoc h obe n au f de m Firs t thront e ein kugelgest a ltige r Tempelbau , leuchten d i n de r Farb e frischen Bluts . De r Tempe l de s Regengottes . Zumindes t lau t Ajxoka'na l . Und das Zeichen über dem Eingang des schädelförmigen Tempels erlaubte keine Zweifel an seinen Worte n . Die Rüsselnase Cha'acs, eine leuchtend ro t e Säule, obszön in den Himme l ragen d .
    Dieg o bo g i n di e abschüssig e Straß e ei n . Im Mittagslicht glänzt e tie f unte r ih m di e Mol e . Bi s z u de n Horizonte n dehnte sic h de r Spiege l de s Sees . Yax ha. Blaugrüne s Wasser . Ein Anblick , de r ih m imme r auf s neu e de n Ate m benahm . Die düster e Schönhei t Tayasal s . E r beschleunigt e sein e Schritte .
    Eine strenge Aura umgab auch die Häuser an dieser Straße. Mönchisch e Stille . Hinter den Fenstern junge Priester, über ihre Faltbüche r gebeugt . Hie r un d dor t sa h eine r vo n ihne n au f u nd blickt e au f di e Straß e hinau s . Jaguargesichte r . Ihre fliehenden Stirnen , di e schräge n Augen , schwar z un d unbewegt . Doc h dann ihre Gebärden der Demut, wenn sie den Pferdegottpriester bemerkte n . Manch e sprange n auf , u m sic h tie f vo r ih m zu verneige n . Ande r e legte n di e Händ e vo r de r Brus t zusammen un d sahe n star r zu m Himme l hinau f . Möge Ahau Kinich mit Euc h sein .
    Kei n oberste r Prieste r würd e sic h daz u herablassen , de n Gruß eines gemeinen Mönchssoldaten zu erwider n . Soviel hatte er mittlerweil e gelernt . Mi t steinerne r Mien e schrit t der Pferdegottprieste r di e Straß e hinab . Wen n e s darau f ankam, konnte auch er dreinschauen wie aus dem Fels gehaue n . Dann jedoc h ri ß e r di e Auge n auf . Au s eine r Tü r z u seine r Linke n trat eine schmale Gestalt. Mit bleichem Gesicht, da s übe r der rappenschwarze n Tunik a noc h fahle r wirkte . Cristóba l .
    »W o bis t d u gewesen , Frater? « Dieg o winkt e ih n z u sic h he r . E r wa r wirklic h erstaun t

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