Die Maya Priesterin
»Schweste r Mond , i m Namen aller Priester Tayasals bitte ich Euch um Verzeihun g . Kehrt zurüc k i n de n Krei s de r Edelste n Tayasals . Laß t Eure r Göttin einen neuen Tempel errichten, a u f de m heilige n Platz , wi e e s der große n Ixqui c gebührt . Schwester Mond, ich bitte Euch, reicht mi r di e Han d .«
E r streckt e ein e ausgemergelt e Han d vo n seine r Trag e hinüber zu r Sänft e Ixkukul s . Sie schien zu zöger n . Ihr Blick streifte den wiedergekehrten Br u der , de r mi t törichte r Mien e lauschte . Sie sa h Dieg o an , de r ih r zunickte , si e anlächel n wollte . Doc h sein Gesich t blie b starr . Unruh e stie g i n ih m au f . Warum nur? Jetzt, d a sic h alle s zu m Gute n wendet?
Auc h Ixkuku l streckt e nu n di e Han d au s . Ihr e Mien e w i rkte angespannt , wi e vo n eine r Vorahnun g verschattet . Ihre r beider Händ e verschränkte n sich , i m Leere n zwische n Sänft e und Trag e .
»Schweste r Mond , au f Weisun g de r Götte r beruf e ic h Euch zu r Hohepriesteri n vo n Tayasa l .« Die Stimme des Lahkin vibrierte . »Ni e man d auße r de m göttliche n Cane k sol l i m ganzen Reic h meh r übe r Euc h sein . Vo n Eure m hohe n Ran g nu r einer noc h . De r Hoheprieste r Ahaus . Un d nu n ...«
Laut e Ruf e unterbrache n ih n . »Aus dem Weg!« Durch die Meng e e ilt e ein e schlank e Gestalt . »Mach t Platz , ic h üb erbringe ein e wichtig e Nachricht!«
Bereitwillig wichen die Menschen zur Seite. Ei n junger Priester, seine Haut hell, die Robe schwar z . Fra y Cristo , dachte Diego , abe r wa s mach t e r hier ? Waru m is t e r zurückgekehrt?
A m Ran d de s Baldachin s blie b de r jung e Pr i este r stehen, neben Chacbala m . Ehrfürchti g verneigt e e r sic h i n Richtun g des Lahki n . Aber das ist nicht Cristóbal, dacht e de r Pater . Wa s hatte da s z u bedeuten?
De r jung e Prieste r macht e ein e schlängelnd e Bewegun g mit de m rechte n Ar m . Ei n Messe r glit t au s s eine m Ärme l . E r stieß Chacbala m di e Kling e bi s zu m Hef t in s Genick . Scho n wandte er sich um und stob davo n .
Di e oberste n Prieste r stande n wi e erstarrt . E s wa r alle s so rasc h geschehen , wi e i m Trau m . Abe r e s wa r kei n Traum . Endlic h gelan g e s Diego , de n Ban n abzuschüttel n . E r stürzt e zu Chacbala m . De r Brude r wa r z u Bode n gesunke n . E r la g au f der Seite , nebe n Ixo'om , eingekrümm t z u de r For m eines Halbmondes . Blut sprang aus der Wunde über seinen Schultern, i n fingerdicke m Strah l . Mit bebender Hand tastete Die g o nach seine m Puls .
Er wagte nicht aufzusehe n . Aller Blicke spürte er auf sic h . Sie drückte n ih n niede r . Hielte n ih n a m Bode n fes t . Blicke, in die längs t wiede r Angs t gekroche n wa r . Furch t vo r de n Götter n . Entsetze n o b ihre r Willkü r . Graue n vo r ihrer Undu r chschaubarkeit.
E r erho b sich , mühevoll , al s stemm e e r ein e Las t empo r . Dort hinten lief der Mörder, schon weit entfernt am Ka i . Diego legte di e Händ e u m de n Mun d . »Haltet ihn! Er ist kein Priester des Pferdes ! Ergreif t ihn!«
Eine stämmige Gestalt trat dem Fliehende n i n de n We g . Stark e Händ e legte n sic h u m sein e Arm e .
De r Pferdegottprieste r neigt e sic h z u de r Gestal t a m Boden hina b un d schlo ß ih r di e Auge n . Der Wiedergekehrte war to t .
3
E r sa ß au f de m Dac h seine s Tempels , sei t Stunde n scho n . Dabe i wa r e s v i e l z u hei ß hie r oben , selbs t unte r dem Sonnensege l . Doc h drinne n i m Tempe l wa r e s noc h wenige r zu ertrage n . Eine Trümmerstätte, verwüstet durch die Horden Cha'acs .
Er beugte sich vor, um besser zu sehe n . Der heilige Platz, erglänzen d i m Lich t de s Nachmitt a g s . E s sa h aus , al s hätt e eine Riesenhand tausend funkelnde Goldklumpen über das weite Rechtec k gestreu t . Abe r e s wa r kei n Gol d .
Tausend Sonnengottpriester mochten auf dem Platz versammelt sein. Golden e Mönchssoldaten , gewappne t mi t Beil un d Spee r . Hunder t ode r meh r vo n ihne n hielte n Wach e vo r dem Palas t de s Canek . Ebens o viel e stande n au f de n untere n Stufen der Kalenderpyramide. Und immer noch strömten weitere Sonnengottprieste r au s de m Tempe l de s Lahki n .
Di e meiste n marschierte n geradeweg s au f di e Ostseit e des Platze s z u . Die Pyramide Cha'acs. Ei n goldene r Rin g umschloß sie , wi e ei n Krei s au s pure m Lich t . Abe r e s wa r kei n Lich t . Es ware n Kriege r Ahau s
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