Die Maya Priesterin
.
Vo r dre i Tage n wa r de r Wiedergekehrt e ermorde t worde n . Keine Stunde nach der Bluttat hatten die sonnenge l be n Krieger B'ok - d'aanto j s Festung umzingelt. Zuvo r abe r hatte n si e den Pferdegot t p rieste r i n seine n Tempe l g ebrach t . Es ähnelte einer Verhaftun g wei t meh r al s eine r Eskorte . Zwe i Dutzend hünenhafte Sonnengottpriester, die ihn zum heiligen Platz hinauftri e ben, taub für seine Klage n . Seitde m wütet e der Schmer z wiede r i n seine m Fu ß .
Dennoc h ware n zeh n golden e Mönchssoldate n vo r seinem Tempel zurückgebliebe n . Wa s befürchtete n sie ? Da ß e r die Fluch t ergriff , au f eine m Bein ? Un d waru m gerad e zehn ? E s war ei n düs tere s Vorzeiche n . Mittlerweile kannte er die Zahlenmysti k de r May a . Zwanzi g bedeutet e de n ganzen Mensche n . Zeh n nu r sein e sterblich e Hälfte , de n Lei b . Zehn war die Zahl des Todesgottes Ahpuc h . Zehn Wächter bot man zur Totenwach e auf . E s schien , al s wär e e r scho n to t fü r sie .
Abe r waru m nur ? Welche n Argwoh n hegte n si e gege n ihn, welchen Groll? Seit drei Tagen zerbrach er sich den Kopf darüber . Hatt e e r ihne n nich t wahrhafti g di e Forme l der Wiederkehr zurückgebracht? Glaubte der Lahkin denn allen Ernstes , de r Gesandt e de r Götte r hab e de n Mor d a n dem Wiedergekehrten befohlen? Es ergab keinen Sinn. Schließlich konnte niemandem entgangen sein, was er selbst auf den ersten Blic k gesehe n hatte . De r Mörde r tru g Mask e un d Kostü m . Unter der hellen Tünche schimmerte d i e braun e Hau t hervor . E s war ei n Maya , kei n weiße r Man n . Und gewiß kein Gehilfe des Pferdegottpriesters . Sondern aller Wahrscheinlichkeit nach ein Prieste r Cha'acs .
Nieman d auße r de m oberste n Regengottprieste r hatt e einen Grund , Chacbalam s Wiederkeh r z u fü rchte n . Das mußte auch de r Lahki n erkann t haben , dacht e Dieg o . Waru m sons t hätt e er seine n goldene n Krieger n befohlen , di e Pyramid e Cha'ac s zu umzingeln? Und weshalb hielt er gleichwohl auch den obersten Pferdegottprie s te r unte r Arrest?
Zornig e Ruf e risse n ihn aus seinen Gedanke n . Ebe n noc h sah er , wi e vo n de r Pyramid e Cha'ac s ein e Kuge l herabgeschleudert wurde . Ei n Steinbrocken , dacht e er . Oder ein Menschenschäde l . Mi t dumpfe m Klan g schlu g di e Kuge l au f de m heilige n Platz au f . Un d zerbars t i n eine r Fontän e au s Splittern , schimmernd wi e Gebei n .
Bisher war das Entsetzliche ausgebliebe n . De r Ausbruch offene r Gewalt . Krieg in Tayasa l . Abe r lang e konnt e e s nicht meh r gutgehe n . Stunde um Stunde stieg dort unten die Spannun g . De n Hunderte n goldene r Mönchssoldate n standen kau m wenige r Kriege r B'ok - d'aanto j s gegenüber . Sie hockten und kauerten überall auf der unförmigen Pyramid e . In nebelgraue n Kutten , bi s a n di e Zähn e bewaffne t auc h si e . Lange konnt e e s nich t meh r dauern , dacht e Diego , bi s B'ok - d'aanto j aus seine r s teinerne n Wolk e Pfeil e regne n ließ .
E r rückt e seine n Scheme l tiefe r i n de n Schatte n . Wa s also hatte n de r Lahki n un d di e andere n oberste n Prieste r vor ? Er versucht e e s mi t ihre n Auge n z u sehe n . Chacbalams neuerlicher Tod hatte sie alle tief bestürzt. Ihm s e lbst erging es nicht anders. Kau m wa r da s Wunde r de r Wiederkeh r geschehen , d a wurd e es scho n wiede r ausgelöscht , wi e Kreid e a n de r Wan d . Voller Entsetzen hatten sie alle gesehen, wie die kraftstrotzende Gestalt vor ihren Augen zusammenbrac h . Gewi ß wa r auc h de m Lahkin klar , da ß B'ok - d'aanto j di e Blutta t befohle n hatte . Abe r warum hatten die Götter diesen Frevel geduldet? Hatten sie n ich t ihren weißen Boten gesandt, damit er das Geheimnis der Wiederkehr offenbarte ? Weshal b als o erlaubte n sie , e s gleic h wiede r zu besudeln?
Di e Antwor t la g au f de r Hand , dacht e de r Pater . Weil sich in diesem Frevel eine weitere Botschaft verbar g . Un d di e Pflicht des Lahkin war es, sie aufzuspüren und zu deute n .
Unte r sic h i m Tempe l hört e e r Yaxtu n un d de n Mestizen rumore n . Julkin hatt e ihne n de n We g au s de r Bücherpyramide gewiese n . Doc h e r selbs t wa r nich t i n de n Pferdegottempel zurückgekehr t . Au f de m heilige n Plat z hatt e e r sic h vo n den beiden getrennt, ohne ein Dankeswort für den Mestize n . Armer Hernán, dacht e Dieg o . Das Feuerma l auf Stirn und Scheitel würd e e r zeitleben s trage n . Leuchten d ro t
Weitere Kostenlose Bücher