Die Maya Priesterin
Dämonisch e abgeirrte m Geist . Aber e r wa r gewarnt . Wenn ihm sein Leben lieb war, durfte er seine Gegne r nich t länge r unterschätze n . We r auc h imme r si e sein mochten , un d wa s auc h imme r ihr e Beweggründ e ware n .
»Abe r wa s wir d nu n mi t de r Kapelle? « fragt e Cristóba l . Ic h wei ß e s nicht , wollt e Dieg o zugebe n .
Herná n ka m ih m zuvor . »Gan z einfach« , sagt e e r munter . »Ich geh e mi t Jorg e Kräuter sammeln , Her r . Ei n uraltes Urwaldrezept . Wi r koche n eine n Sud , vo r desse n Geruc h jede Schlang e i m Umkr ei s vo n eine r Meil e di e Fluch t ergreif t .«
Da s klan g s o einfac h wi e einleuchten d . Erfreu t nickt e Fray Dieg o . Der in diesem Moment eine Eingebung hatte. »Geruch?« vergewisserte er sic h . »Riech t diese r Su d auc h fü r menschliche Nase n übel?«
De r Mestiz e lachte . »Ich schwöre, Herr, daß kein Gestank
Eur e Nas e beleidige n wird .«
4
Di e ganz e Ruin e dampfte . Schwefelgelbe r Nebel , der zwischen den rußigen Mauern aufstie g . Höher und höher schwebte n di e Schwade n . Wande n sic h durc h Mauerritze n . Waberte n durc h di e Sparre n d e s zerstörte n Dachstuhl s . Wie Drachenate m .
Herná n hatte recht behalte n . De r Schlangensu d roc h nach überhaupt nicht s . Daß er die Lichtung in gelbe Schwaden hüllen würde , hatt e de r Mestiz e allerding s nich t gesag t . Di e halbe Nach t hindurc h hatte n si e sic h dr a uße n z u schaffe n gemacht . Jorg e , Miguel und Herná n . Am hoch lodernden Feuer, über dem ein klobiger Bottich hing. Si e hatte n Kräuter gekoch t un d Pilze gehäckselt . Hände voller Samen aus Früchten geklaub t . Das alle s warfe n si e i n de n Bottich , i n de m e s gurg e lt e un d brodelte, Stund e u m Stunde . Zuletz t wurd e soga r ei n schwarze s Schwein geschlachtet . Sie brauchten seine Gallenblase.
Auc h fü r de n Pate r wa r e s wiede r ein e unruhig e Nacht geworde n . Di e murmelnde n Stimme n au f de r Lichtung , das prasselnd e Feue r un d da s Brodel n i m Bottic h schreckte n ihn imme r wiede r auf . Al s z u Matuti n auc h noc h da s schwarze Schwei n quiekte , verlo r e r fü r dies e Nach t jed e Hoffnun g auf Schla f . Dennoc h blie b e r i n seine r Hängematt e liegen , mit offene n Auge n . Einig e Schlange n konnte n leic h t vo n de r Ruine herübergekrochen sei n . Bi s hierhe r i n sein e Kammer , w o si e im Dunkel n lauer n mochten , zwe i Fu ß unte r ihm . E r würd e in seiner Hängematte bleiben, beschloß der Pater, bis Herná n die Schlange n vertriebe n hatte . Ode r zumindest , bi s da s helle Mo rgenlicht in seine Kammer schie n . Den n nich t einma l Gott dem Herrn war es gelungen, die Schlange zu vertreibe n . Er hatte si e lediglic h verflucht . Un d stat t ihre r di e Mensche n verjagt .
Eine n Ta g lan g mußt e de r Absu d eindicke n un d ziehe n . So jedenfall s Hern á n , der den ganzen Vormittag verschlie f . Zur No n schleppte n e r un d Jorg e de n Bottic h zu r Ruin e . Dieg o sah ihne n zu , au s sichere r Distanz . Durch die Fensterluke seiner Kamme r konnt e e r gena u i n da s Türloc h de r Kapell e spähe n .
I m Kirchlei n stellte n Hernán un d Jorg e de n Bottic h zwischen verkohlt e Balke n un d Bänke . Für einen Moment verschwand der Mestiz e au s seine m Blickfel d . Dann kehrte er zurück, in der Han d zwe i schadhaft e Weihrauchwede l . Wa s u m Himmels willen , dacht e Dieg o . Hernán taucht e eine n Wede l i n den Bottic h . Zo g ih n wiede r hervo r un d schüttelt e ihn , da ß die Tropfe n sprühte n . Sofort stiegen gelbe Nebelschwaden auf.
Jorg e nahm den zweiten Wedel und tat es Hernán nac h . So zoge n si e durc h di e Ruine , zwe i absonderlich e Weihpriester, beid e braunhäutig , bar f uß , i n weiße r Tunika . Der eine stämmig, der andere schmaler, seine Haut heller, in der Farbe von Milchkaffee . Und auf dem borstenkurzen Schop f sei n törichter Hu t . Wiede r un d wiede r tunkte n si e ihr e Wede l i n de n Su d und schüttelte n si e überal l i n de r Ruin e aus, bis alle Trümmerstücke, jede r Zol l Bode n mi t de m Su d getränk t wa r . Zuletz t schleppten sie den Bottich zu der Stelle, wo Diego gestern das Kruzifix herausgezoge n hatte . Kopfübe r stülpte n si e de n Bottic h au f das Bodenloc h . S o da ß de r grützendick e Res t d e s Absud s i n die Schlangengrub e floß .
Als sie zurück auf die Lichtung traten, krochen die schwefelgelbe n Schwade n längs t au s
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