Die Maya Priesterin
darau f verzichtet , de n Gläubige n di e Beichte abzunehme n . Wie sollten sie ihm auch ihre Sünden zuflüstern - mi t Hernán al s Dolmetscher ? Nein , da s gin g wirklic h z u weit . Daher sah er sich auch außerstande, das Wunder der Wandlung zu zelebriere n . Brot zu Fleisc h ... Niemand schien die heilige Kommunio n z u vermisse n .
Schon bimmelte wieder das dürftige Glöckche n . Mi t kaum wenige r dünne r Stimm e began n Cristóba l den Schlußchoral zu intoniere n . Der Pater mußte sich einen Moment besinne n . Dann stimmt e e r dröhnen d ei n .
Sei n Schäde l brummte , al s e r wiede r drauße n war , au f dem sonnenüberfluteten Plat z . Unter ausgesuchten Schmeicheleien bat der Kazike die beiden Patres in sein Langhau s . Cristóba l war nich t lang e gebliebe n . De n Trun k de r Gotte s söhne hatte er soweni g angerühr t wi e Herná n . Gan z i m Gegensat z z u Fray Dieg o . De r i n diese m Momen t erkenne n mußte , da ß selbs t ein Mönch sich den Bedürfnissen des Leibes irgendwann beugen mu ß .
Ächzen d rappelt e e r sic h au f . Als erstes stieß er seinen Becher u m . Dann trat er mit dem Fuß gegen einen Körper. Natürlich, dor t hockt e Herná n . Aber der Körper hatte sich seltsam weich angefühl t . De r Pate r ran g u m sei n Gleichgewich t un d blinzelte in s Halbdunke l z u seine n Füße n . Ein e klein e schmal e Gestalt . Mi t braune r Hau t . Schwarze m Haar . I n weiße r Tunika . Nu r ohne da s berüchtigt e Hütche n . Seltsa m . Abe r heut e erschie n ihm viele s seltsa m . Und war ihm zugleich ega l . Wenigsten s fü r den Momen t . Entschlosse n torkelt e e r au f da s Türloc h z u .
Drauße n stellt e e r fest , da ß e s bereit s stockfinste r war . Der Trunk der Gottessöhne wirkte sich anscheinend auch auf das Zeitempfinde n au s . Ode r au f de n Zeitflu ß selbst , dacht e Fray Dieg o . Dem jetzt erst bewußt wurde, daß irgendwer ihn am Arm genomme n hatt e un d sanft , abe r entschiede n dur c h die Dunkelhei t führte . »Hernán? « E r vernah m ei n Summen , das bejahend klan g . Un d i m weiteste n Sinn e vertraut .
Vo r eine m Bau m verharrt e er . Star k schwanken d . Zuma l die hilfreich e Han d zurückgewiche n war . Be i de m Versuch , seine Kutt e z u raffen , stürzt e e r beinah e hintüber . Endlich hörte er, tief erleichtert , da s Rausche n de s Wasserstrahl s . Und in seinem Rücken ein leises Kicher n . Wie wenn eine Handvoll Perlen in ein e gläsern e Schal e fallt .
Al s e r sic h umwandte , stan d dor t lediglic h Herná n . In gemessene m Abst an d au f ih n warten d . We r auc h sons t . Wo hatte er nur sein dummes Hütchen gelassen? Ega l . Dankbar spürte er, daß sich die stützende Hand wieder unter seinen Arm schob . Un d ih n mi t sanfte r Entschiedenhei t weite r durc h die Dunkelhei t führte . Da s ganz e Dor f s c hie n scho n z u schlafe n . Wahrscheinlich träumten sie alle von der dachsleibigen Gottesmutte r un d ihre m kolbengeschmückte n Soh n .
Wa s hatt e de r Kazik e vorhi n gesagt ? Au f de n Vorhalt nämlich , da ß e s nich t angehe , Mari a derar t tierisc h zu vermumme n . »Die Gottes mutte r - da s is t fü r un s gan z einfach unser e Urgötti n Mam . Die Vielgestaltige. Di e groß e Weberin . Götti n de r Tiefe . De r Meere , de r Flut .« D a sprac h auc h Pablo scho n mi t schwere r Zung e . Abe r de r Mestiz e übersetzte . Fehlerlo s . Gnadenlo s . »Daher auch das Dac h sfell . De r Dach s ist da s Geisttie r de r Göttin .«
»Geisttier? « Da s verstan d e r nich t . Entweder Geis t . Ode r Tie r . Beide s zusamme n geh t nicht .
»Wen n di e Götti n sic h i n unsere r Wel t verkörper t . Fra u Fünf de r Urflut . Wen n si e z u un s kommt . I n di e zehnt e oder vie rzehnte Welt. Je nach de m .«
Fra u Fünf ? J e nac h dem ? De r Kazik e setzt e z u neuen Erklärunge n a n . Lallen d . De r Mestiz e übersetzt e abermals . Sein e Stimm e erbarmungslo s klar . Bi s Dieg o abwinkte . Für heut e wa r e s genu g . Oder nur eines noc h . »Wa s ha t de r Heiland mi t Mai s z u tun?«
Pablo s Antwor t wa r ellenlan g un d verworre n . Sie schien um ein e Figu r z u kreisen , di e de r Kazik e »junge r Maisgott « nannte . Un d dan n wieder , vollkomme n unbegreiflicherweise , »Herr Ach t de r göttliche n Fruchtbarkeit« . Wies o »Acht« ? Neue Erklä runge n . Noch mehr Verwirrun g . Fü r di e May a jedenfalls, sovie l wurd e de m Pate r deutlich , ware n Jesu s Christu s un d Herr
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