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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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hinter eine m Felsbrocke n . Vo n de r Siedlun g Ixche l wa r noc h immer nichts zu sehe n . Doc h mi t jede m Schrit t s eine r Träge r wurd e das Tose n de s Wasserfall s laute r .
    Ixchel. Fra u Regenbogen . Ei n seltsame r Nam e fü r ein Dschungeldor f . Abe r schließlic h wa r i n diese r grüne n Hölle alle s verrück t un d verdreht . E r schlo ß di e Auge n un d versuchte sich den Wasserfall vorz u s te l le n . Vom Himmel stürzend, hundert Schritte tie f . Un d da s Hüttendor f daneben , a m Ran d der herabtosende n Flut . »Die Stätte der Weiber.« De r Wächte r in K'ak'as - 'ic h hatt e Herná n de n Or t beschriebe n . Ehe er sie wie streunend e Hund e au s Mujanek s Dor f vertrieb .
    Kriech , weiße r Wurm ! Ein e leer e Schmähung , hatt e Diego geglaubt . Bi s e r nac h seine r Begegnun g mi t Mujane k wiede r zu sic h kam , unte r de m Trümmerfel d vo n K'ak'as - 'ic h . Im hüfthohe n Gra s liegend , z u seine n Seite n Herná n un d Cristóba l . Vergeblic h hatte er sich z u erhebe n versuch t . Mit Beinen, die wi e Galler t unte r ih m nachgabe n . Mujanek s Zauber . Krieche, weiße r Wurm , nac h Tayasal!
    Hinter dem Felsbrocken schwoll das Brausen zu ohrenbetäubendem Donnern a n . Hernán blie b unvermittelt stehe n . Di e beide n setzte n di e Trag e ab . Dieg o richtet e sic h auf, sowei t sein e Bein e e s ih m erlaubte n . Si e all e dre i starrte n auf da s Wasser , da s kein e zwanzi g Fu ß vo r ihne n i n di e Tief e schoß .
    Eine flüssige Wand, so himmelhoch, als donnere die Flut direkt aus den Höhen des Herrn herab. Au f eine r Breit e von wenigsten s dreißi g Schritte n tost e si e i n di e Tiefe . Di e Schlucht z u ihre n Füße n mocht e noc h einma l s o tie f sei n wi e de r Ber g vor ihne n hoc h . E s wa r überwältigen d . Da s Wasse r brüllt e . Di e Luft übe r de n Kaskade n wa r mi t Tropfe n gesätt i gt . Nebel schwebten übe r de m Abgrun d un d de n Bäume n a m Ran d de r Schlucht . Felse n un d Erde , Rind e un d Steine , alle s wa r mi t leuchtend grüne m Moo s bedeckt . Und über das Wasser wölbte sich ein Regenbogen , vo n de r Schluch t bi s i n de n Himme l hinau f . Umschweb t v on Gischt und Nebel n . I n de r Sonn e gleißen d . Wie ein e Verheißung , dacht e Dieg o . Kei n Zweifel , hie r gan z i n der Näh e mußt e Ixche l sein . Fra u Regenboge n .
    E r wie s Cristóba l un d de n Mestize n an , sein e Trag e wieder aufzunehme n . Mi t eine m Seufze r streckt e e r si c h abermal s auf de m vermaledeite n Gestel l au s . Diesma l übernah m de r kleine Taufprieste r di e Führun g . Fra y Dieg o sah , wi e sei n schmaler Rücken erbebte, als er h inte r sic h grif f un d di e Trag e packt e . Er schie n völli g entkräftet . I n de r weiße n Tunika , di e Her n á n von de m Wächte r i n K'ak'as - 'ic h erbettel t hatte , sa h e r noc h bleicher al s gewöhnlic h aus . Sein Priesterhabit war in Mujaneks Dorf zurückgebliebe n . Ebens o wi e de r Halbmon d mi t den zweiundzwanzi g Silberfade n . Sie hatten buchstäblich nur ihr nackte s Lebe n gerettet . Un d di e Lumpen , di e si e a m Leibe truge n .
    Nac h wenige n weitere n Schritte n endet e de r Pfa d am Abgrun d . Schmal e Stufen , glitschi g un d verwittert , führte n in di e Tiefe , direk t nebe n de r donnernde n Wasserwan d . Behutsam spähte der Pater in die Schlucht. Die Haare sträubten sich ihm. Alle s i n ih m bäumt e sic h au f .
    »Binde t mic h a n de r Trag e fest .« E r schlo ß di e Auge n . Für eine n Momen t spürt e e r eine n würgende n Brechreiz . »Un d dann bringe n wir' s hinte r un s .« De n Abstie g . Da s Erdenlebe n . Oder wa s auc h imme r .
    De r Mestiz e löst e ein e Lian e vo n de m Traggestell . Fra y Diego wälzt e sic h au f de n Rücke n . Mit raschen Handgriffen schnürte Herná n ih n vo n de r Brus t bi s z u de n Hüfte n fest . Wieder überlie f Dieg o ei n Schauer . Wenn den beiden ihre Last entglitt, würd e e r mi t seinem Höllenfloß hinabrasen auf dem reißenden Wasse r bi s i n di e Tiefe n de r Satanswel t .
    Glücklicherweis e wa r dies e Trepp e nich t annähern d s o steil wi e de r Aufstie g au f de n heilige n Tur m vo n Sa n Pedro . Mit gemächliche m Gef ä ll e führt e si e i n di e Schluch t hi n ab . Die Stufe n abe r ware n schma l un d tückisc h grü n . Vo n Moo s und Flechten bedeckt, die mit Wasser vollgesogen ware n . Zuweilen, wen n Herná n s ode r Cristo s Fu ß au f ei n Moosstüc k trat , erklang ei n

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