Die Maya Priesterin
glucksende r Lau t .
Der Pater klammerte sich an seine Trage und w agt e kau m zu atme n . Sein e beide n Träge r keuchte n . Cristóba l ging wieder voraus . Jedesmal, wenn er auf die nächste Stufe trat, kippte der Fußtei l de r Trag e stei l nac h unte n . S o da ß de r Pate r fü r einen Moment fast senkrecht zu stehen ka m . I n de r Luf t übe r d e m Abgrun d . Direk t nebe n de m Wasserfall , de r vo n recht s oben herabdonnerte, zum Greifen na h . Dan n tra t hinte r ih m auc h der Mestize auf die nächste Stufe, und die Trage senkte sich beinahe i n di e Waagrecht e zurück .
Mit jedem Schritt, den sie hinabstiegen, w u rd e e s düstere r und kühler . Nac h etw a hunder t Stufe n endet e di e Trepp e übe r einem Felssims . Anscheinen d zo g e s sic h nac h beide n Seite n a n der Schluchtwand entlan g . Doc h nac h wenige n Schritte n verlo r sich da s schmal e Felsban d hie r wi e dor t i m Nebe l .
De r Pa t e r deutet e nac h rechts . Erst als er den Arm ausstreckte, merkt e er , da ß e r a m ganze n Lei b zitterte . Z u spreche n war unmöglic h . Da s Brülle n de s Wasser s widerhallt e i n der Schluch t . Und in seinem Kopf, so betäubend, daß er Mühe hatte, einen klaren Gedanken z u fasse n .
Wiede r setzte n sic h Herná n un d Cristóba l i n Bewegun g . Der Fels s im s führt e seitlic h a m Wasserfal l vorbe i . Hier war der Nebel so dicht, daß sie keine drei Schritte weit sehen konnte n . Gischt und Tropfen sprühte n . Dunkelgrüner Schleim bedeckte di e F else n . Sofor t ware n si e all e dre i bi s au f di e Hau t durchnäßt .
Nach kaum zwei Dutzend Schritten schwenkte das Felsband nach links und verbreiterte sich zu einem kleinen Platea u . Fray Dieg o blinzelte . Für einen Moment glaubte er zu träume n . Einen durchau s l u stvolle n Trau m . Si e befande n sic h unte r dem Wasserfal l . An einem Ort, der einer Höhle ähnelte. Ode r einer Grotte . Deren Wände und Decke allerdings überwiegend aus herabstürzendem Wasser bestande n . Dreißi g Fu ß übe r ihnen wich die Bergwand in jähem Winkel z u rück . S o da ß da s Wasser z u ihre r Linke n i n freie m Fal l hinabtost e .
Di e Mitt e diese r seltsame n Grott e bildet e ei n kleiner, kreisrunde r See . Mi t taumelnde n Schritte n bewegte n sich Herná n un d Cristóba l darauf z u . Gisch t un d Tropfe n sprühten von dem donnernden Gewölbe hinab. Ein Dunstschleier schwebt e übe r de m Wasser . Stückweis e leuchtet e ein Regenbogen im Nebe l . Jetzt erst bemerkte der Pater die vielen Gestalte n drauße n i m See . Dutzend e Köpf e au f de m Wasser . Schwimmend e Scheme n . Nah e de m Ufe r saße n si e ruhi g i m Wasser . Oder räkelten sich behaglich in der kristallklaren Flut.
Dieg o spürte , wi e sein e Stir n sic h rötete . E s wa r wirklic h wie i n eine m lüsterne n Traum . Ei n ganze r Se e vol l nackte r Fraue n . Schimmernd e Haut , wohi n ma n auc h sa h . Dreißig, vierzig Augenpaar e blickte n ih n au s Duns t un d Nebe l a n . Lächelnd, wie ih m au f einma l schie n . Verheißungsvoll.
Ohn e rech t z u bemerken , wa s e r tat , löst e e r di e Liane , di e ihn vo n de r Brus t abwärt s umschnürte . Unverwandt sah er auf den Se e hinaus , un d fü r eine n Momen t schie n ih m da s Wunder möglic h . I n de n Se e k riechen und genesen, dachte e r . I n diese Höhl e au s Wasse r . Die schimmernde Flut. Jed e Well e ei n Weib . Jed e Berührun g Zärtlichkeit . Die nicht nur seine verwunschenen Bein e gesunde n ließe . Sonder n ih n a n Lei b un d Seel e h e ilte .
E r hatt e ebe n de n Knote n i n de r Lian e gelöst , al s au s dem Nebel ein halbes Dutzend kantiger Gestalten trate n . Die Gesichte r i n grelle m Ro t bemalt . Sech s Speer e richtete n sic h auf de n Pate r un d sein e Gefáhrte n . Sechs Augenpaare starrten sie an , finste r und ausdruckslo s .
»Ko'ten!«
Der Wasserfall über ihnen donnerte. Dieg o sa h nu r die Bewegun g de r Lippe n . Abe r e r verstan d da s allz u vertraute Kommand o sofort . Augenblicklich hatten die sechs Gestalten sie umringt .
»Ko'tene'ex! « faucht e di e Anführerin .
Blut rot e Dämone n prangte n au f de m Schurz , de n all e sechs Kriegerinne n u m di e Lende n truge n . Mi t de m gleichen leuchtende n Ro t ware n Schenke l un d Arm e bemalt . U m so nackter wirkten ihre Oberkörper, die im natürlichen Kakaobraun schimmerte n . Kampfgewohnte Leiber, dacht e Dieg o . Ba r jeder tröstliche n Rundung , sehni g un d hart . Leiber,
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