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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gefallen Ihnen meine Puppen? Ich meine, wirklich, Mr. Ash, ich meine…«
    Er dachte einen Augenblick lang nach. »Es gibt natürlich die Standardantwort«, sagte er, »und sie ist ganz und gar zutreffend. Ihre Puppen sind originell. Aber was mir gefällt, Miss Paget, ist das breite Lächeln all Ihrer Puppen. Ihre Augen h a ben Fältchen, ihre Gesichter sind in Bewegung. Sie haben glänzende Zähne. Man hört sie fast lachen.«
    »Das war das Risiko, Mr. Ash.« Plötzlich lachte sie selbst, und eine Sekunde lang sah sie so glücklich aus wie eine ihrer Kreationen.
    »Ich weiß, Miss Paget. Werden Sie mir jetzt vielleicht ein paar sehr traurige Kinder machen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Machen Sie, was Sie wollen. Ich stehe hinter Ihnen. Aber machen Sie keine traurigen Kinder. Zu viele andere Künstler können das zu gut.«
    Er stand auf, ganz langsam, das Zeichen dafür, daß sie en t lassen war, und er war nicht überrascht, als sie hastig au f sprang.
    »Danke, Mr. Ash«, sagte sie noch einmal und griff nach seiner Hand – seiner großen Hand mit den langen Fingern. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr -«
    »Das brauchen Sie nicht.«
    Er ließ sie seine Hand berühren. Manchmal wollten die Leute ihn kein zweites Mal anfassen. Manchmal wußten sie, daß er kein Mensch war. Niemals stieß sein Gesicht sie ab, aber oft seine großen Füße und Hände. Oder sie erkannten, tief in i h rem Unterbewußtsein, daß sein Hals ein bißchen zu lang war, die Ohren zu schmal. Menschen verstanden sich ausgezeic h net darauf, ihresgleichen zu erkennen, den Stamm, den Clan, die Familie.
    Aber sie war nicht abgestoßen, sondern nur jung und überwältigt und aufgeregt.
    »Und übrigens, Mr. Ash – wenn Sie gestatten, daß ich es s a ge: Die weißen Strähnen in Ihrem Haar stehen Ihnen sehr gut. Ich hoffe, Sie werden sie niemals tönen lassen. Weißes Haar steht einem jungen Mann immer sehr gut.«
    »Wie kommen Sie denn darauf, Miss Paget?«
    Sie wurde wieder rot, mußte dann aber doch lachen. »Ich weiß nicht«, gestand sie. »Nur, Ihr Haar ist so weiß, und Sie sind so jung. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Sie so jung sein würden. Das überrascht mich…« Unsicher brach sie ab; am besten entließ er sie jetzt, bevor sie sich noch tiefer hineinritt.
    »Ich danke Ihnen, Miss Paget«, sagte er. »Sie waren sehr freundlich. Es hat Spaß gemacht, mich mit Ihnen zu unterhalten.« Beruhigende Worte, unverblümt und einprägsam. »Ich werde Sie hoffentlich sehr bald wiedersehen. Und ich hoffe, Sie werden mit dem Gang der Dinge zufrieden sein.«
    Remmick war erschienen, um die junge Frau hinauszubegleiten. Hastig sagte sie noch etwas – bedankte sich, beteuerte ihre Entschlossenheit, der ganzen Welt Freude zu schenken, derart reizende Worte. Er schenkte ihr noch ein letztes nüc h ternes Lächeln, bevor sie hinausging und die Bronzetür sich hinter ihr schloß.
    Zu Hause würde sie natürlich ihre Zeitschriften hervorholen. Sie würde anfangen zu rechnen, mit den Fingern, vielleicht sogar mit einem Taschenrechner. Sie würde erkennen, daß er so jung nicht mehr sein konnte, nach niemandes Maßstäben. Sie würde zu dem Schluß kommen, daß er über vierzig sei und sich sorgsam der Fünfzig erwehre. Das war ziemlich u n gefährlich.
    Aber wie sollte er auf lange Sicht damit umgehen? Die lange Sicht, das war immer sein Problem. Hier führte er ein Leben, das er liebte, aber er würde Korrekturen vornehmen müssen. Oh, er konnte im Augenblick an so etwas Furchtbares nicht denken. Was war, wenn das weiße Haar richtig zu leuchten begann? Das würde helfen, nicht wahr? Aber was hatte es wirklich zu bedeuten, das weiße Haar? Was offenbarte es? Er war zu zufrieden, um darüber nachzudenken. Zu zufrieden, um die kalte Angst in sein Herz zu lassen.
    Wieder wandte er sich den Fenstern und dem fallenden Schnee zu. Von diesem Büro aus sah er den Central Park ebenso deutlich wie von den anderen. Er legte die Hand an die Scheibe. Sehr kalt.
    Der Schlittschuhteich lag jetzt verlassen da. Der Schnee hatte den Park zugedeckt, und auch das Dach unter ihm.
    »Mr. Ash«, räusperte sich Remmick.
    »Ja, mein lieber Junge«, sagte er geistesabwesend.
    »Ein Anruf für Sie, Sir.«
    »Jetzt nicht, Remmick. Ich bin müde. Das ist der Schnee. Da möchte ich es mir nur im Bett gemütlich machen und schlafen. Ich möchte jetzt ins Bett, Remmick. Ich möchte eine heiße Schokolade trinken und dann schlafen, schlafen, schlafen.«
    »Mr.

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