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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Freude; ihre Wangen röteten sich. Vielleicht war sie sogar ein bißchen vernarrt in seinen Stil und se i ne Manieren; er konnte es nicht genau sagen. Er neigte dazu, bei den Menschen eine leichte Vernarrtheit zu wecken, manchmal ohne es zu beabsichtigen.
    »Mr. Ash«, sagte sie, »dies ist einer der wichtigsten Tage in meinem Leben.« Sie sagte es, als habe sie Mühe, sich selbst darüber klar zu werden, und dann geriet sie in lautlose Panik, vielleicht weil sie dachte, sie habe zuviel gesagt, indem sie sagte, worauf es wirklich ankam.
    Er ließ sein Lächeln noch strahlender werden und senkte den Kopf ein wenig, wie er es oft tat, so daß es aussah, als schaue er einen Moment lang zu ihr auf, obwohl er viel größer war als sie.
    »Ich will Ihre Puppen, Miss Paget«, sagte er. »Alle. Ich bin sehr erfreut über das, was Sie da gemacht haben. Sie haben mit all den neuen Materialien hervorragend gearbeitet. Ihre Puppen sind anders als alle anderen. Und so etwas will ich.«
    Sie lächelte wider Willen. Dies war immer ein faszinierender Augenblick, für die anderen wie für ihn. Wie gern machte er sie glücklich!
    »Haben Ihnen meine Anwälte alles dargelegt? Haben Sie die Bedingungen genau verstanden?«
    »Ja, Mr. Ash. Ich habe alles verstanden. Und ich nehme Ihr Angebot restlos an. Für mich ist es ein Traum.«
    Das letzte Wort sprach sie mit sanftem Nachdruck aus. Und diesmal, ohne zu stocken oder zu erröten.
    »Miss Paget, Sie brauchen jemanden, der für Sie verhandelt!« sagte er tadelnd. »Aber sollte ich jemals jemanden betrogen haben, so weiß ich es nicht mehr, und ich wäre ehrlich froh, wenn man mich daran erinnerte, damit ich es wiedergutm a chen kann.«
    »Ich gehöre Ihnen, Mr. Ash«, sagte sie. Ihre Augen glänzten, aber sie füllten sich nicht mit Tränen. »Die Bedingungen sind großzügig. Die Materialien sind atemberaubend. Die Methoden…« Sie schüttelte kurz den Kopf. »Ich verstehe eigentlich nichts von den Methoden der Massenproduktion, aber ich kenne Ihre Puppen. Ich habe mich in den Geschäften heru m getrieben und mir angeschaut, was Ashlar auf den Markt g e bracht hat. Ich weiß, es wird einfach großartig werden.«
    Wie so viele, hatte sie ihre Puppen erst in der Küche, dann in einem Werkraum in der Garage gemacht und den Ton in e i nem Brennofen gebrannt, den sie sich kaum hatte leisten kö n nen. Sie hatte auf den Flohmärkten nach Stoffen gestöbert. Sie hatte sich von Gestalten aus Filmen und Romanen insp i rieren lassen. Ihre Arbeiten hatten »Einzelstück« oder »Lim i ted Edition« geheißen, wie man es in exklusiven Puppengeschäften und Galerien gerne hatte. Sie hatte Preise gewonnen, große und kleine.
    Aber jetzt konnten ihre Gießformen für etwas ganz anderes genutzt werden: für eine halbe Million wunderschöner Exemplare einer Puppe, und noch einer, und noch einer, aus einem so kunstvoll bearbeiteten Vinyl, daß es genauso niedlich au s sah wie Porzellan, mit gemalten Augen, die leuchteten, als wären sie aus Glas.
    »Sie wissen, daß Sie bald reich sein werden, Miss Paget.«
    »Das hat man mir gesagt.« Sie wirkte plötzlich verletzlich, ja, zerbrechlich.
    »Aber Sie müssen Ihre Verabredungen mit uns einhalten, müssen jeden Schritt gutheißen. Das wird eigentlich nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen…«
    »Ich werde es gern tun. Mr. Ash, am liebsten möchte ich -«
    »Ich will alles sehen, was Sie machen, sofort. Sie werden uns anrufen.«
    »Ja.«
    »Aber seien Sie sich nicht so sicher, daß Ihnen das Verfahren hier gefallen wird. Wie Sie schon bemerkt haben, ist Massenproduktion etwas anderes als Kunsthandwerk oder Design. Das liegt in der Natur der Sache. Aber nur selten sehen die Leute es auch so. Künstler betrachten die Massenproduktion nicht immer als ihre Verbündete. Haben Sie noch Fragen zu den Vertragsbedingungen, Miss Paget? Zögern Sie nicht, sie mir jetzt persönlich zu stellen.«
    »Mr. Ash, ich habe die Verträge bereits unterschrieben!« Sie lachte wieder kurz auf, entschieden sorglos und jung.
    »Ich bin so froh, Miss Paget«, sagte er. »Machen Sie sich da r auf gefaßt, berühmt zu werden.« Er hob seine Hände und fa l tete sie auf dem Schreibtisch. Natürlich schaute sie hin; sie staunte über ihre ungeheure Größe.
    »Mr. Ash, ich weiß, daß Sie beschäftigt sind. Unsere Besprechung sollte nur fünfzehn Minuten dauern.«
    Er nickte, als wollte er sagen: Das ist nicht so wichtig. Fahren Sie nur fort.
    »Ich möchte Sie etwas fragen. Warum

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