Die McDermotts 01 - Niemals
bitten?«, riss eine Stimme Joyce aus ihren Gedanken.
Sie schaute den Mann an, der vor dem Tisch stand, wollte erst spontan ablehnen, entschied sich dann jedoch anders. Warum soll ich mich nicht auch ein bisschen amüsieren, dachte sie trotzig und erhob sich.
Im gleichen Moment war auf einmal Reece bei ihr. »Tut mir leid Jeff, doch der Tanz ist schon vergeben«, grinste er den Mann an und zog Joyce auf die Tanzfläche.
Irritiert folgte sie ihm, sie tanzten einen langsamen Two Step zusammen, danach brachte Reece sie zum Tisch zurück. Sie bestellte sich ein Root Beer und versuchte, nicht die ganze Zeit zu Callan und Sheila hinüberzusehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Ehepaar Barner, das nach wie vor mit den Figuren des Line Dance kämpfte. Ab und zu sah sie sich nach Lauren um, konnte die Freundin jedoch nirgends entdecken.
Kurz darauf trat ein dunkelhaariger, junger Mann zu ihr.
»Haben Sie Lust zu tanzen?«, fragte er Joyce höflich, und sie nickte.
Sie hatten noch nicht begonnen, da stand auf einmal Reece da und tippte ihrem Tanzpartner auf die Schulter.
»Darf ich?«
Bevor Joyce wusste, wie ihr geschah, schob Reece sie im Rhythmus der Musik über die Tanzfläche. Stirnrunzelnd folgte sie seinen Schritten, verwundert über sein seltsames Benehmen. Als er genau das Gleiche zum dritten Mal machte, bemerkte Joyce während des Tanzens, wie er Callan kurz zublinzelte, als dieser mit Sheila an ihnen vorbeizog.
Abrupt blieb sie stehen. »Reece, was ist hier los?«, fragte sie argwöhnisch.
»Was soll denn los sein?«, gab er harmlos zurück und nahm den Takt wieder auf.
Sie machte sich von ihm los und stemmte erbost die Arme in die Hüften. »Verkauf mich nicht für blöd«, zischte sie ihn an, »ich habe gesehen, wie du Callan zugezwinkert hast. – Also raus mit der Sprache, was läuft hier?«
Reece seufzte. »Keine Ahnung.«
»Schon gut«, knurrte sie grimmig. »Lass mich raten: Hat Callan dir gesagt, du sollst aufpassen, dass ich mit niemandem tanze?« Er senkte betreten den Blick und schwieg, und Joyce war klar, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Wütend schaute sie sich um. »Wo ist er?«
»Joyce …«, wollte Reece sie bremsen, doch in diesem Moment sah sie Callan in Richtung der Toiletten verschwinden.
Ohne noch auf Reece zu achten, preschte sie durch den Schankraum und den kleinen Gang dahinter entlang, riss dann zornig die Tür zum Herren-WC auf und stürmte hinein. »McDermott, du elende Ratte«, rief sie erbost, während sie den Vorraum durchquerte, »du brauchst dich gar nicht vor mir zu verstecken.«
Zwei Männer liefen mit breitem Grinsen an ihr vorbei, doch sie kümmerte sich nicht weiter darum.
»Kannst du mir mal verraten, was das soll?«, fuhr sie Callan an, der mit dem Rücken zu ihr an einem der Becken stand.
»Ich glaube, du hast dich in der Tür geirrt, Sprosse«, erwiderte er gelassen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sich nur mühsam das Lachen verkniff.
»Oh nein, ich bin schon richtig hier«, fauchte sie. »Was fällt dir eigentlich ein, mir Reece auf den Hals zu hetzen? Macht es dir Spaß, mir den Abend zu verderben?«
»Habe ich das etwa? Das tut mir leid.«
Sein herablassender Ton machte sie noch wütender. »Weißt du, was dein Problem ist, McDermott? Du bist ein verdammter Feigling«, warf sie ihm an den Kopf. »Du versteckst dich hinter Reece und spielst den ‚Bad-Boy‘. Dabei ärgerst du dich nur, dass ich nicht wie alle anderen Frauen zu deinen Füßen liege und darum bettele, dass du mich in dein Bett holst.«
Callan zog seinen Reißverschluss zu, drückte die Spülung und drehte sich um. Langsam und mit einem bedrohlichen Funkeln in den Augen kam er auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen. Sein Gesicht war undurchdringlich, sein Blick durchbohrte sie regelrecht, und beunruhigt wich sie einen Schritt zurück.
»Bilde dir bloß nichts ein, Sprosse«, sagte er spöttisch. »Der einzige Grund, warum ich mich überhaupt mit dir abgebe, ist deine Großmutter, weiter nichts. Du bist eine verzogene Göre und ich bin nicht im Geringsten an dir interessiert. Es gibt genug Frauen, die ich jederzeit haben kann, was will ich da mit dir?«
Sprachlos starrte sie ihn an, schockiert über seine Arroganz. »Fahr doch zur Hölle, McDermott«, zischte sie dann und wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte sie sich spontan zu ihm um und fügte zynisch hinzu: »Und vergiss nicht, dir die Hände zu waschen, bestimmt kommen sie heute Nacht noch
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