Die McDermotts 01 - Niemals
überprüfte.
Sie liefen ein Stück, zogen die Gurte nach und saßen dann auf. Nach einem kurzen Galopp hatten sie die anderen eingeholt und schlossen sich der Gruppe an.
Callan ritt vorneweg, Justine und Sheila waren direkt hinter ihm, danach folgte das Ehepaar Barner, Joyce und Reece bildeten das Schlusslicht. Für den ersten Ausritt hatte Callan eine Strecke gewählt, die nur ebenerdig war und zwischen den Feldern hindurchführte. Fröhlich miteinander plaudernd genossen alle den Ausflug. Joyce unterhielt sich angeregt mit Reece, er nahm regelmäßig an Rodeos teil und wusste allerlei lustige und spannende Geschichten zu erzählen. Als er berichtete, wie er einmal vom Pferd über die Abzäunung geworfen wurde und mitten auf dem Schoß einer wohlbeleibten Dame landete, der vor lauter Schreck das Eis in den Ausschnitt fiel, musste Joyce herzhaft lachen.
Sie bemerkte nicht, dass Callan sich umdrehte und sie finster anschaute. Kurz darauf blieb er stehen, ließ die Gruppe an sich vorbeireiten, machte eine Kopfbewegung zu Reece, die ihm bedeutete, nach vorne zu gehen. Als Joyce an ihm vorbei war, schloss er sich hinter ihr an, und sie spürte die ganze Zeit seinen bohrenden Blick im Rücken. Je länger sie unterwegs waren, desto unwohler fühlte sie sich, und sie war froh, als sie nach drei Stunden endlich wieder die Ranch erreichten.
Callan und Reece versorgten die Pferde, die Gäste verschwanden in ihren Zimmern und Joyce machte sich daran, das Essen aufzuwärmen. Als sie gerade den Topf auf den Herd gestellt hatte, klingelte das Telefon.
»Granny«, rief sie erfreut, als sie Roses Stimme erkannte. »Wie schön dich zu hören, wie geht es dir?«
»Soweit ganz gut.«
»Das freut mich. In welchem Krankenhaus bist du eigentlich? Ich möchte dich besuchen.«
»Oh, das ist leider nicht möglich«, wehrte Rose rasch ab. »Ich werde nach Arkansas verlegt, in eine Spezialklinik. Der Bruch ist wohl komplizierter als es zunächst aussah.«
»Wie schade, ich hätte dich so gerne gesehen«, sagte Joyce enttäuscht.
»Das ist nicht so schlimm Kind, mir ist es wichtiger, dass du dich auf der Ranch um alles kümmerst«, beschwichtigte Rose sie. »Klappt denn alles?«
»Ja, einigermaßen«, erwiderte Joyce und erstattete ihr in groben Zügen Bericht.
Rose schien zufrieden zu sein. »Na, das hört sich doch gut an. – Und Callan? Kommt ihr miteinander zurecht?«
Dies war genau das falsche Stichwort gewesen. Joyce hatte sein verletzendes Benehmen vor dem Ausritt noch nicht verdaut und sofort schossen ihr wieder Tränen in die Augen.
»Ach Granny, wenn du wüsstest«, schniefte sie aufgebracht in den Hörer. »Er ist ein ungehobelter Klotz und benimmt sich wie die Axt im Walde. Ständig kommandiert er mich herum, schnauzt mich an und behandelt mich wie seine Dienstmagd. Er ist immer noch der gleiche Idiot wie früher, ich könnte ihn den ganzen Tag nur ohrfeigen.«
In genau diesem Moment hörte sie ein Räuspern hinter sich, und als sie sich erschrocken umdrehte, stand Callan dort. Er war unbemerkt zur Tür hereingekommen und sein Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er jedes ihrer Worte gehört hatte.
»Ach Kindchen, garantiert meint er das nicht böse«, versuchte Rose, sie zu trösten. »Er fühlt sich nun mal verantwortlich für die Ranch. Hab ein wenig Geduld mit ihm, du wirst sehen, das gibt sich bestimmt nach einer Weile.«
»Granny, wie lange ist ‚eine Weile‘? Was denkst du, wann du wieder gesund sein wirst?« Joyce warf einen kurzen Blick zu Callan. »Ich möchte hier so schnell wie möglich weg.«
»Das ist schwer zu sagen, du wirst wohl noch ein bisschen bleiben müssen«, erklärte Rose ausweichend. »In zwei Wochen findet unser alljährliches, großes Barbecue statt. Bis dahin werde ich wahrscheinlich nicht zurück sein und du musst dafür sorgen, dass alles perfekt klappt. Ich verlasse mich auf dich.«
Joyce seufzte resigniert. »Na gut, es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Auf jeden Fall wünsche ich dir gute Besserung und melde dich bald wieder.«
Rose versprach es, sie verabschiedeten sich und Joyce hängte den Hörer auf.
Sie wandte sich an Callan, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und sie mit einem Blick bedachte, der in der Lage gewesen wäre, einen ausgewachsenen Bullen zu töten.
»Ich … es tut mir leid, ich habe das nicht so gemeint«, murmelte sie unbehaglich. »Ich wollte dich auch nicht bei Granny anschwärzen, es war nur …«
»Schon gut«, unterbrach er sie
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