Die McDermotts 01 - Niemals
eisig, »von mir aus kannst du dich ruhig bei deiner Großmutter ausheulen. Noch lieber wäre mir allerdings, wenn du deine Koffer packen und verschwinden würdest.«
Fassungslos starrte sie ihn an, während ein unbändiger Zorn in ihr aufstieg. »Darauf kannst du lange warten, McDermott«, fauchte sie ihn an, »entweder wirst du mich hier ertragen müssen oder du gehst, such es dir aus.«
Nach Einbruch der Dunkelheit saß Callan mit einer Flasche Bier auf der Veranda der Arbeiterunterkünfte und rauchte eine Zigarette. Zu gerne wäre er nach Stillwell gefahren, um sich richtig volllaufen zu lassen. Doch er hatte noch genug vom Vorabend und wollte die Nacht nicht schon wieder auf Jordans Couch verbringen.
Er sah, wie in Joyces Zimmer das Licht anging. Joyce. Ihm war völlig klar, dass sie recht gehabt hatte, mit dem was sie vorhin zu Rose gesagt hatte, er wusste, dass er sich ihr gegenüber unfair verhielt.
Schließlich konnte sie nichts dafür, dass Rose ihn dazu verdonnert hatte, auf sie aufzupassen.
Sie konnte auch nichts dafür, dass er Rose versprochen hatte, die Finger von ihr zu lassen.
Und sie konnte erst recht nichts dafür, dass er am liebsten genau das Gegenteil tun würde.
Er war nicht wirklich wütend auf Joyce, aber die einzige Möglichkeit, sich vor sich selbst und Roses Zorn zu schützen, war, sich hinter dieser Wand aus Wut und Ablehnung zu verstecken.
Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich bei einer Frau abzureagieren. Doch nach dem gestrigen Fiasko war er sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war.
Mit einer heftigen Bewegung trat er die Zigarette aus und schaute zu Joyces erleuchtetem Zimmerfenster hinüber. Alles nur ihretwegen, dachte er verdrossen, sie ist gerade mal eine Woche hier und schon steht mein Leben auf dem Kopf.
10
Der Freitag verging, ohne dass Joyce und Callan auch nur ein einziges Wort miteinander wechselten. Sie gingen sich aus dem Weg, was nicht weiter schwierig war, und während der Mahlzeiten blieb es ihnen dank des lockeren Geplauders der anderen erspart, sich großartig an der Unterhaltung zu beteiligen.
Der Abend kam und gegen zwanzig Uhr fuhr Joyce die Gäste mit dem Van nach Stillwell zur Cactus-Bar, wo der allwöchentliche Tanzabend stattfand. Sie hatte keine Ahnung, ob Callan ebenfalls da sein würde, er war am späten Nachmittag weggefahren und auch nicht beim Abendessen gewesen. Daher hatte sie ursprünglich nur vorgehabt, die Urlauber an der Bar abzusetzen und sie um Mitternacht wieder abzuholen. Doch alle vier redeten so lange auf sie ein, bis sie schließlich zustimmte, mit hineinzugehen.
Warum eigentlich nicht, dachte sie, als sie die Kneipe betraten und ihnen laute Countrymusik entgegenschallte. Die Bar war bereits ziemlich voll, und als Joyce sich umschaute, entdeckte sie Jordan hinter der Theke. Entschlossen steuerte sie auf ihn zu.
»Hi Jordan«, begrüßte sie ihn und beobachtete amüsiert, wie er nach kurzem Stirnrunzeln die Augen aufriss.
»Joyce?«
Sie nickte lächelnd. »Ja, höchstpersönlich. – Sag mal, ich habe vier Gäste von der Ranch mitgebracht, ist vielleicht ein Tisch für uns frei?«
»Ich … äh … ja …«, stotterte Jordan, immer noch völlig verdutzt über ihr verändertes Aussehen. Dann deutete er auf eine der Nischen. »Ja, Callan hat für euch reserviert, da drüben.«
»Danke.« Joyce lächelte ihm noch mal zu und bedeutete anschließend den beiden Schwestern und dem Ehepaar Barner, ihr zu folgen.
Wenig später saßen sie am Tisch, hatten jeder einen Drink vor sich und genossen die Musik. Es dauerte nicht lange, bis Bill und Bree Barner sich unter die Tanzenden mischten und einen Line Dance wagten.
Nach einer ganzen Weile erschienen plötzlich Callan und Reece, nickten kurz zu ihnen herüber und setzten sich an die Theke. Joyce bemerkte, dass Justine und Sheila sich etwas zuflüsterten, dann stand Sheila auf und ging zur Bar. Sie sprach einen Moment mit Callan und keine Minute später waren die beiden auf der Tanzfläche. Mit zusammengepressten Lippen beobachtete Joyce, wie sie sich anlächelten, miteinander herumflirteten und offenbar eine Menge Spaß hatten. Obwohl ihr das Ganze gar nicht gefiel, musste sie widerwillig zugeben, dass Callan beim Tanzen eine ebenso gute Figur machte wie zu Pferd. Er trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes Westernhemd, und sah einfach umwerfend aus. Genervt drehte sie den Kopf weg und bereute bereits, dass sie überhaupt hierher gekommen war.
»Darf ich
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