Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
duschte schnell, zog eine schwarze Hose und dazu eine schlichte weiße Bluse an, fuhr sich kurz mit dem Rougepinsel über die Wangen und eilte in die Küche.
Dort traf sie Garrett und Austin. Garrett trank Kaffee und las Zeitung am Tisch. Austin lehnte lässig an der Arbeitsfläche und trug lediglich eine zerschlissene Jogginghose. Seine Haare waren vom Schlaf zerwühlt, und er hatte ein überhebliches Grinsen im Gesicht.
Shep würdigte Paige lediglich eines kurzen Blickes, bevor er sich wieder über sein Futter hermachte.
„Ist Julie schon unterwegs?“, fragte Paige. „Eigentlich sollte ich Calvin heute Morgen zur Schule bringen.“
Garrett stand zur Begrüßung höflich auf. „Julie wollte dichnicht wecken“, erklärte er. „Sie hat Calvin zu Tate und Libby gebracht. Von da aus kann er später zusammen mit den Zwillingen den Schulbus nehmen.“
Paige nahm Austin aus dem Augenwinkel wahr. Er lungerte in der Küche herum, als hätte er morgens an einem Wochentag nichts Besseres zu tun.
Möglicherweise traf das sogar zu.
„Nimm dir Kaffee“, forderte Austin sie in jenem lässigen Tonfall auf, der alle möglichen sinnlichen Erinnerungen in ihr weckte. „Es besteht doch kein Grund mehr zur Eile, oder?“
Einen Moment sah Garrett zu seinem Bruder, und etwas ging zwischen den beiden vor. Nur hatte Paige keine Ahnung, was.
„Na schön“, sagte sie.
Austin brachte ihr einen Becher Kaffee. Sein Haar war zerzaust. Seine Brust nackt. Seine Jogginghose in einem erbärmlichen Zustand.
Und doch weckte allein sein Anblick in Paige das Verlangen, mit ihm im Bett zu liegen, anstatt im Morgenlicht in der Küche zu stehen.
„Danke“, sagte sie und nahm ihm den Becher ab.
„Tja, ich ziehe mich mal lieber an“, meinte er und machte nicht den Eindruck, als wäre ihm sein Aufzug auch nur im Geringsten peinlich. „Wie Dad stets zu sagen pflegte: Wir verbrauchen unnütz Tageslicht.“
Darauf erwiderte Paige nichts. Das hätte sie auch gar nicht gekonnt, da ihr Hals wie zugeschnürt war.
Als Austin die Treppe hinaufging, folgte Shep ihm.
Garrett erhob sich erneut von seinem Platz und bedeutete Paige, sich zu ihm an den Tisch zu setzen.
Sie ließ sich auf die Bank fallen und schloss beide Hände um den Becher.
„Geht es dir gut?“, erkundigte er sich.
Erst jetzt merkte sie, dass sie die Augen geschlossen hielt. Sie öffnete sie und brachte ein Lächeln zustande. „Ja“, antwortete sie. „Nur hat Julie sich darauf verlassen, dass ich michum Calvin kümmere. Und nun habe ich verschlafen und …“
„Calvin ist bestens aufgehoben“, unterbrach Garrett sie und legte seine Hand kurz auf ihre. Dann räusperte er sich und schaute zu der Treppe, über die Austin und Shep gerade verschwunden waren.
„Tate und ich haben uns gefragt …“, begann er, verstummte jedoch gleich wieder. Für einen ansonsten so selbstbewussten Mann wirkte er plötzlich seltsam verlegen.
„Was denn?“, fragte sie. Ihr Leben war wirklich komplizierter geworden, seit Libby und Tate sich ineinander verliebt hatten und kurz darauf Julie und Garrett. Austin war ihr Bruder, darum würde es so gut wie unmöglich sein, ihm nicht ständig zu begegnen.
Natürlich mochte Paige Garrett und Tate, und sie freute sich, dass ihre Schwestern mit ihnen glücklich waren.
Garrett rutschte ein bisschen näher an den Tisch heran und senkte seine Stimme, obwohl Austin nirgends zu sehen war und auch nichts hören konnte.
„Julie hat mir erzählt, dass du momentan keine Arbeit hast“, fing er vorsichtig an.
Paige war ein wenig verlegen, da sie seit der Highschool bisher immer gearbeitet hatte. Arbeitslosigkeit war etwas Neues für sie. Aber zum Glück verflog dieses Gefühl rasch wieder.
„Stimmt“, gab sie lächelnd zu. Wenn Julie von ihrer Arbeitslosigkeit erzählt hatte, dann kannte Garrett sicher auch die Umstände, die dazu geführt hatten. Aber Paige erzählte sie ihm trotzdem noch einmal. „Ich sollte eine Krankenschwester in der Blue River Clinic ersetzen. Alice will zur Navy. Leider gab es Probleme, daher dauert es noch ein paar Monate, bis sie mit ihrer Ausbildung beginnt.“
Garrett sah sie freundlich an.
In diesem Moment begriff Paige, dass er und Tate die Brüder für sie sein würden, die sie nie gehabt hatte. Für die beiden gehörte sie schon zur Familie, deshalb würden sie auf sie aufpassen, und sei es nur, weil sie Paiges Schwestern liebten.
Ein Gefühl der Rührung stieg in ihr auf, und sie war froh, es nicht näher
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