Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
entlangfuhr und auf die separate Garage hinter dem alten Haus zusteuerte, war von einem Bauvorhaben nichts zu sehen.
Nachdem sie ihren Wagen in der kleinen Garage geparkt hatte, stieg sie aus und ging durch die Gartenpforte zum Haus. Hier entdeckte sie eindeutig Anzeichen einer baulichen Veränderung. Die alten Küchenschränke standen neben der Veranda unter blauen Plastikplanen. Die Badewanne, die so altmodisch war, dass sie wahrscheinlich schon bald wieder in Mode kam, ruhte auf einem der Blumenbeete. In der Wanne lag die dazu passende grüne Toilette.
Seufzend betrat Paige das Haus durch die Hintertür. Drinnen atmete sie den Geruch von Sägespänen und frischem Mauerwerk ein. Sie betätigte den Lichtschalter und war ebenso überrascht wie froh, dass das Licht funktionierte.
Die Küche war jetzt doppelt so groß wie früher und hatte einen neuen Fußboden aus Schieferfliesen. Ein Halbkreis aus von der Decke bis zum Boden reichenden Fenstern bildete einen Alkoven.
Die Hände in den Jackentaschen, schlenderte Paige durch das Haus ihres Vaters.
Auch das Wohnzimmer war frisch renoviert: Es hatte einen Holzfußboden und Stuckverzierungen an der erhöhten Decke, die aus einer alten Villa in Dallas stammten. Außerdem gab es einen eleganten Kamin aus Marmor mit antikem Kaminsims. Auch hier waren die Fenster höher, als Paige reichte.
Wegen der Dunkelheit draußen sah sie ihr Spiegelbild in ihnen – eine schlanke Frau in Jeans, T-Shirt und Jacke. Eine Frau mit dunklen, kinnlangen Haaren und traurigen Augen.
Viel hatte sich verändert, aber es war noch immer das Haus – das Zimmer –, in dem ihr Vater gestorben war.
Es war das Haus, das ihre Mutter verlassen hatte, als Paige, Libby und Julie sie am meisten gebraucht hatten.
Es war das Haus, in dem Paige vergeblich darauf gewartet hatte, dass Marva zurückkommen würde. Das Haus, in dem sie wegen Austin McKettrick geweint und um ihren Vater getrauert hatte.
Julie und Libby hatten Paige ihre Anteile überschrieben. Hier würde sie leben, eine alte Jungfer, die von Jahr zu Jahr verschrobener wurde. Sie würde Dutzende Katzen adoptieren, an drei Abenden in der Woche Bingo spielen und Bierdosen in Streifen schneiden, diese mit Löchern versehen und sich daraus Hüte machen.
Paige setzte sich auf die erhöhte Feuerstelle des Kamins und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Die Wahl fiel ihr wirklich schwer.
3. KAPITEL
A ustin hörte der Unterhaltung seiner Brüder in Garretts kleinem, gut beleuchtetem Garten nur halb zu. Seine Gedanken kreisten hauptsächlich um Paige. Er hatte ihre Wagentür und dann den Motor gehört. Es hatte ihn große Selbstbeherrschung gekostet, ihr nicht einfach hinterherzurennen wie ein verdammter Narr in einem schlechten Film.
Stattdessen saß er am Picknicktisch, schaute den Kindern und den Hunden beim Herumtoben im Gras zu und trank ein Bier. Vom Grill wehte der köstliche Duft von gebratenem Rindfleisch herüber.
Julie und Libby kamen die Verandastufen herunter. Libby brachte den Salat, und Julie trug ein Tablett mit Gläsern und einem Krug Eistee. Für Austin gab es keinen Ort, an dem er in diesem Moment lieber gewesen wäre. Trotzdem wünschte er, Paige wäre nicht einfach verschwunden.
Er erinnerte sich an seine Manieren – besser spät als gar nicht, dachte er – und stand auf, um Julie das Tablett abzunehmen. Sie bedankte sich und tauschte einen kurzen Blick mit ihrer Schwester Libby. Die beiden wirkten ein wenig nervös.
Während Austin das Tablett zum Picknicktisch trug, stellte er fest, dass seine beiden Brüder ihn beobachteten. Als ihm klar wurde, dass sie befürchteten, er könnte vom Tragen des Tabletts einen dauerhaften Schaden davontragen, schüttelte er lachend den Kopf.
Tate und Garrett nahmen es missbilligend zur Kenntnis und widmeten sich wieder dem Grill und ihrer Unterhaltung über Ranchangelegenheiten.
Das Essen wurde serviert, und alle setzten sich an den langen Picknicktisch, Erwachsene und Kinder. Die Hunde saßen still und hoffnungsvoll ganz in der Nähe.
„Wo ist Tante Paige?“, meldete Calvin sich zu Wort. Er verschwand fast hinter seinem riesigen Hamburger.
Plötzlich herrschte verlegenes Schweigen am Tisch. Nur dasentfernte Muhen der Rinder und ein Auto irgendwo auf der Straße waren zu hören.
„Iss dein Abendessen, Schatz“, ermahnte Julie ihren Sohn sanft.
„Aber was ist mit Tante Paiges Abendessen?“, ließ Calvin nicht locker. „Kriegt sie überhaupt welches?“
„Deine
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