Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
Herzanfall.“
Währenddessen saß Paige einfach nur da und warf Austin wütende Blicke zu. Tränen liefen in Zickzackspuren über ihre staubbedeckten Wangen.
Die Erinnerung an diese lange zurückliegenden Ereignisse weckte ein Gefühl der Wehmut in Austin. Gleichzeitig holte sie ihn jäh in die Gegenwart zurück.
Und diese bestand momentan aus einem dunklen Stall, einem treuen Hund und einer wütenden Frau.
Bis er sich diese Konstellation wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, hatte Paige sich befreit und starrte ihn an, als wollte sie seine Gedanken lesen.
„Hast du eigentlich immer noch diesen Hang zur Brutalität wie früher?“, wollte er wissen und hielt Ausschau nach seinen Stiefeln. Da er beim Anziehen der Stiefel keinen weiteren Krampf riskieren wollte, verzichtete er auf sie. Er würde auf Socken ins Haus gehen. Aber Paige merkte, wonach er suchte, und hob die Stiefel für ihn auf. Sie drückte ihm das Paar an die Brust und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
„Was soll das denn schon wieder heißen?“, fragte sie, wandte sich ab und marschierte Richtung Stalltor, ohne auf die Antwort zu warten.
Austin folgte ihr.
„Genau das, was du glaubst“, rief er. „Ich erinnere mich nämlich noch sehr gut daran, wie du mich einmal mit einemGolfcart gejagt hast. Wenn das kein unsoziales Verhalten ist, dann weiß ich es auch nicht.“
Wegen der kalten Luft schlang Paige die Arme um sich. „Du weißt sehr wohl, dass ich dich nicht überfahren hätte“, sagte sie, ohne stehen zu bleiben.
Hörte er da Bedauern aus ihrer Stimme?
Unsinn.
Austin zog seine zerschlissene Jeansjacke aus und legte sie ihr über die Schultern.
Sie lief entschlossenen Schrittes neben ihm, sodass ihr Pferdeschwanz auf und ab hüpfte.
„Ich weiß“, gestand Austin schließlich.
Sie blieb stehen und zog die Jacke fester um ihre Schultern. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen. „Wirklich?“
„Ja“, bestätigte er. Austin war sich der Tatsache bewusst, dass er keine Stiefel trug und Paige seine Jacke gegeben hatte. Er nahm ihre Hand und ging weiter. Der Boden war hart, und die Kälte drang sofort durch seine Socken. „Aber es war schon eine ziemlich dramatische Aktion.“
Ohne zu antworten, ging sie schnell weiter und sah Austin nicht einmal mehr an.
Als sie zusammen mit Shep in der Küche angekommen waren, schloss Austin die Tür und verriegelte sie.
Er wollte Paige erneut küssen, aber da sie ihn vorhin weggestoßen hatte, beherrschte er sich lieber. Wenigstens einmal in seinem Leben setzte sich der gesunde Menschenverstand durch.
„Gute Nacht, Paige“, sagte er und wollte in seine Wohnung gehen. Doch bereits nach dem ersten Schritt streikte sein Rücken erneut.
Er biss die Zähne zusammen und klammerte sich an den Treppenpfosten.
Austin hatte einen Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt und einen noch auf dem Fußboden. Durch sein Hemd sah Paige praktisch, wie seine Rückenmuskeln sich verkrampften.
Nach kurzem Zögern stieg sie auf die Treppe, um in sein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen. Plötzlich tat er ihr leid. Austin war ein Mann mit einer intensiven körperlichen Ausstrahlung, ein Cowboy, ein Sportler, praktisch eine Rodeolegende. Und von einem Tag auf den anderen war er unfähig, ein Kind oder einen Hund hochzuheben. Ganz zu schweigen davon, die Treppe hinaufzusteigen. Trotzdem zeigte sie ihm ihr Mitgefühl nicht.
„Wie wär’s mit Schwimmen?“, schlug sie vor.
Ihre Nasen berührten sich fast.
Und seine Augen waren so blau.
Er hatte sie draußen im Stall geküsst, und sie spürte immer noch die Nachwirkungen, bis hinunter in die Zehenspitzen. Zum Glück war sie noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen und hatte der ganzen Sache Einhalt geboten, bevor noch mehr passieren konnte.
Was Austin betraf, so gab es bei ihr einen ganz persönlichen „point of no return“ – einen Punkt, ab dem es kein Zurück mehr gab. Und als er sie geküsst hatte … die Art, wie er sie geküsst hatte … sie war gefährlich nahe daran gewesen … nun, woran auch immer.
Er stutzte. Vermutlich hatte er mit allem Möglichen gerechnet, nur nicht damit. „Wie bitte?“
„Schwimmen“, wiederholte sie und hielt sich am Treppengeländer fest. Sie verspürte plötzlich ein Gefühl, als könnte sie glatt vornüberfallen und in den Tiefen seiner blauen Augen ertrinken. „Ein bisschen Sport hilft dir möglicherweise, die Verspannungen zu lösen. Danach schläfst du besser.“
Ein Lächeln erschien auf
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