Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
hatte, richtete sie sich wieder auf und sah Austin ins Gesicht. „Hast du dir wehgetan?“
Er konnte nicht aufhören zu grinsen. Zum Glück war es ziemlich dunkel im Stall, bis auf das silbrige Mondlicht, in dem die Dinge schräge Schatten warfen.
„Wehgetan? Wie hätte ich das machen sollen?“
Vielleicht war sie nervös. Da er ihr Gesicht nicht richtig sehen konnte, wusste er es nicht. Ihre Stimme gab jedenfalls keinen Aufschluss darüber.
„Vorhin, als du Calvin hochgehoben hast, damit er das Pferd streicheln kann“, erklärte sie.
„Ach das.“ Er musste sich beherrschen, um die Hände nicht nach ihr auszustrecken. Am liebsten hätte er sie gepackt und geküsst, bis sie weiche Knie bekam. Im Augenblick war das alles, was er wirklich wollte.
Sie erlöste ihn von dieser Versuchung, indem sie zu Mollys Box ging. Dort war es hell genug, um zu erkennen, dass die Stute stand. Sie fraß genüsslich das Kraftfutter, das Austin ihr gegeben hatte, bevor er das Licht gelöscht hatte. Eine Schaufel voll Luzerne-Pellets konnte ihr sicher nicht schaden.
Austin blieb, wo er war. Dies war ein entscheidender Augenblick, in dem eine falsche Handlung den Lauf seines Lebens verändern konnte. Und ihres auch.
„Was machst du hier?“, fragte er. Seine Stimme klang rau. „Ich meine, jetzt. Hier im Stall. Immerhin ist es schon spät.“
Ihr Lachen klang brüchig. „Das weiß ich selbst nicht genau“, gestand sie.
Einige Muskeln in Austins unterem Rücken spannten sich verdächtig an. Er setzte sich langsam auf das Feldbett, wobei er darauf achtete, keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Kaum saß er, da fragte er sich, ob das so klug gewesen war. Wenn er nun plötzlich aufstehen musste und es nicht konnte?
Verdammt, das wäre ein neuer Tiefpunkt.
Erneut überraschte Paige ihn, da sie sich neben ihn auf den Schlafsack setzte. Sie saß nah genug neben ihm, dass sich ihre Oberschenkel berührten.
Was er in diesem Moment empfand, ähnelte sehr einem Gefühl, das er aus einem anderen Zusammenhang kannte. Damals hatte er mit einigen Cowboys einen Elektrozaun aufgestellt und aus Versehen den Strom leitenden Draht angefasst.
Paige brach das Schweigen. „Geht es Molly gut?“
„Bis jetzt ja“, antwortete Austin und bekam kaum einen Ton heraus. Er wünschte, er hätte sich vorher geräuspert.
„Und trotzdem willst du hier schlafen? Im Stall? Mit einem Bandscheibenvorfall?“ Es war deutlich, dass sie allmählich wütend wurde. Und es war faszinierend, das zu beobachten. „Wir haben November, Austin.“
Es war besser, behutsam vorzugehen und jeden Schritt sorgsam abzuwägen. Nur war Austin dazu einfach nicht in der Lage, wenn es um Paige ging.
Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie. Sie erstarrte, weshalb er sich schon zurückziehen wollte. Aber plötzlich entspannte sie sich in seinen Armen und erwiderte den Kuss.
Verdammt, war das gut. Und dann passierte es.
Sie stieß ihn heftig von sich, sprang auf, raufte sich die Haare und lief vor sich hin murmelnd auf und ab.
Weil sie aufgestanden war, erhob sich auch Austin. Leider machte er dabei eine zu schnelle Bewegung. Der Schmerz fuhr ihm so heftig in den Rücken, dass er aufstöhnte und sich krümmte.
Danach konnte er sich nicht mehr aufrichten.
Paige blieb erschrocken stehen. Dann rannte sie den Gang entlang und betätigte den ersten Lichtschalter, zu dem sie kam. Flackernd ging die Deckenbeleuchtung an. Austin rührte sich nicht von der Stelle, weil er gar nichts anderes tun konnte.
Shep saß zu seinen Füßen und wedelte mit dem Schwanz.
Jetzt ganz Krankenschwester, kehrte Paige zu ihm zurück. Behutsam umfasste sie seinen Arm. „Kannst du gehen?“, fragte sie.
„Nein, verdammt“, antwortete Austin mit schmerzverzerrter Stimme. Außerdem war es ihm peinlich, ausgerechnet vor Paige so hilflos dazustehen. Sie war der letzte Mensch auf der Welt, der ihn für schwach halten durfte. „Sehe ich vielleicht aus wie ein Mann, der gehen kann?“
Sie lachte, wenn auch zögernd. „Kannst du dich wenigstens aufrichten?“
„Nein, ich kann mich auch nicht aufrichten!“
„Bleib ruhig“, ermahnte sie ihn sanft und rieb ihm den Rücken. „Wahrscheinlich ist es nur ein Krampf. Bestimmt ist es gleich wieder vorbei.“
„Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie weh das tut? Und du lachst auch noch …“
Diesmal lachte sie lauter, und Austin sah aus dem Augenwinkel, wie sie sich die Hand vor den Mund hielt.
„Tut mir wirklich
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