Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
vorbeikommen und nach deinen Tieren sehen“, erklärte er.
„Darüber sind wir auch sehr froh“, erwiderte Austin und sah auf seinen Hund herunter. „Stimmt doch, was, Shep?“ Er musterte den ehemaligen Freund seines Vaters und fragte sich, was ihn an diesem Mann beunruhigte.
Sie traten aus dem Stall hinaus in die kalte Novembersonne.
Der Doc stand am Heck seines Wagens, dessen Heckklappe heruntergelassen war. Reese war bei ihm und schien ihn wegen irgendetwas zu bearbeiten.
Zu gern hätte Austin gewusst, um was es da ging. Plötzlich sträubten sich Sheps Nackenhaare, und er fing an zu knurren. Austin packte ihn beim Nackenfell, genau in dem Moment, als er trotz seines bandagierten Hinterlaufs losstürmen wollte.
Reese blickte in ihre Richtung, sah den Hund und wich zurück.Sein Hals lief rot an, sein Gesicht wurde blass.
Pomeroy wimmelte den Mann mit einer Handbewegung ab und kam zu Shep und Austin. Cliff hielt sich hinter Austin. Als der Arzt näher kam, richtete er den Blick kurz auf seinen Sohn und kniff die Augen zusammen.
Austin beschloss, herauszufinden, warum Cliff Pomeroy nach all den Jahren nach Blue River zurückgekehrt war. Soweit er wusste, war Cliff bisher nicht ein Mal zu Besuch hergekommen, seit er den Ort verlassen hatte.
„Ich bin hier, um mir die kleine Stute und diesen Hund anzusehen“, verkündete der Tierarzt, dessen Miene sanfter wurde, als er sich vor Shep hinkniete.
Sein Sohn ging zurück in den Stall. Er schien sich unbehaglich zu fühlen.
Der Doc kraulte Shep hinter den Ohren und richtete sich dann wieder auf. „Er kommt mit dem bandagierten Lauf ganz gut zurecht“, bemerkte der alte Mann. „Aber der arme Kerl wird alles versuchen, um mit dir mitzuhalten, Austin. Ganz gleich, wie viel Mühe es ihn kostet. Denk daran, dem Hund zuliebe, wenn schon nicht um deiner selbst willen.“
Diese Botschaft quittierte Austin mit einem Nicken. Wahrscheinlich musste Shep sich wirklich schonen, aber genau das würde er nicht tun, solange sein Herrchen sich keine Ruhe gönnte.
„Was hatte das eigentlich gerade zu bedeuten?“, fragte Austin, nachdem klar war, dass der Doc freiwillig nichts über seine Auseinandersetzung mit Reese preisgeben würde. „Die Szene zwischen dir und Reese, meine ich.“
Nach einem Seufzen nahm Pomeroy seinen Hut ab und setzte ihn wieder auf. Heute trug er einen zerbeulten Stetson, was eine Abwechslung zu den ewigen Baseballkappen mit den Schweißflecken und zerschlissenen Nähten darstellte.
Vielleicht hat er noch ein heißes Date, nachdem er die Runde bei seinen Patienten gemacht hat, dachte Austin amüsiert.
„Das fragst du besser ihn“, sagte der Doc und ging an ihm vorbei zum Stall, um Molly zu untersuchen. „Bring den Hundlieber ins Haus. Er braucht ein bisschen Ruhe. Die könnte dir übrigens auch nicht schaden.“
Obwohl Austin ihm recht geben musste, rührten weder er noch Shep sich von der Stelle.
„Doc?“, sagte Austin.
Farley Pomeroy blieb stehen. Seine Schultern spannten sich an, aber er drehte sich weder um, noch sprach er.
„Hast du dir den Hund, den ich gestern Nacht erschossen habe, noch mal angesehen, bevor wir ihn vergraben haben?“
Farley drehte sich um, aber da er wegen der Sonne die Augen zusammenkniff, war seine Miene schwer zu deuten. „Natürlich habe ich ihn mir angesehen. Ich musste doch sichergehen, dass er auch wirklich tot ist, damit er nicht leidet.“
„Ich habe dafür gesorgt, dass er tot ist, Doc.“
„Das glaube ich dir“, räumte der Doc ein. Er klang nicht unfreundlich. „Das war ein guter, sauberer Schuss, Austin. Ich hätte das Tier nicht schmerzloser erlösen können, als du es getan hast. Es war ein Prachtexemplar, das muss ich schon sagen. Ich glaube, da steckte Mastiff drin. Ich habe schon Ponys gesehen, die kleiner waren als der.“
„Konntest du Anzeichen für Tollwut feststellen?“, hakte Austin nach, obwohl er wusste, dass der Doc mit seiner Arbeit weitermachen wollte. Er wollte nach Molly sehen, seinen Sohn einsammeln und dann weiterfahren zum nächsten kranken Tier, auf der nächsten Ranch oder Farm.
Der Tierarzt dachte eine Weile über die Frage nach. Möglicherweise versuchte er zu entscheiden, ob er darauf antworten wollte oder nicht. „Er hatte keinen Schaum vorm Maul oder so etwas. Allerdings war er sehr hungrig und so dünn, dass man seine Rippen zählen konnte. Ich nehme an, du hast der armen Kreatur einen Gefallen damit getan, dass du sie erschossen hast.“
„Er wollte
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